Landesrätin Hochgruber Kuenzer ruft die Südtirolerinnen und Südtiroler dazu auf, an der Online-Konsultation der Europäischen Kommission zur Entwicklung eine neuen EU-Bodenstrategie teilzunehmen.
Nur noch wenige Tage, bis Dienstag, 27. April, können Interessierte Bürgerinnen und Bürger an der öffentlichen Online-Konsultation zur Entwicklung einer neuen EU-Bodenstrategie teilnehmen. Dies ist die letzte einer Reihe von öffentlichen Konsultationen zu verschiedenen Ökosystemen, mit denen die spezifischen Verpflichtungen der EU-Biodiversitätsstrategie 2030 erfüllt werden sollen.
Vom Boden hängen viele Ökosystemleistungen ab: Der Boden stellt die Grundlage für die Lebensmittelerzeugung dar, liefert Rohstoffe, reinigt Wasser, fördert die biologische Vielfalt und speichert Kohlenstoff. Die EU will bis 2030 erreichen, dass 75 Prozent der Böden gesund sind. Mit welchen Maßnahmen dieses Ziel erreicht werden soll, dazu werden mittels eines Online-Fragebogens Rückmeldungen gesammelt. „Jeder kann daran bis zum 27. April teilnehmen und somit einen Beitrag zu einer besseren Bodenbewirtschaftung leisten“, unterstreicht die für Raumentwicklung und Landschaft zuständige Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer.
Bodenverbrauch eindämmen
Sie weist darauf hin, dass Grund und Boden in Südtirol ein wertvolles Gut ist: Nur 3,7 Prozent der Landesfläche ist noch nutzbar; 1,8 Prozent sind bereits genutzt und 94,5 Prozent können nicht genutzt werden. Der Bericht 2020 der staatlichen Umweltagentur ISPRA belege, dass der eingeschlagene Weg stimme: Demnach wurden in Südtirol 2019 7,3 Hektar neue versiegelte Zonen gezählt (0,001 Prozent der Landesfläche), vor allem innerhalb von Erweiterungs- und Auffüllzonen (3,8 Hektar in C-Zonen, 1,3 Hektar in B-Zonen) und innerhalb bestehender Gewerbezonen (1,8 Hektar).
„Mit dem Landesgesetz Raum und Landschaft wurde ein weiterer Schritt gesetzt, um den Bodenkonsum in Südtirol einzuschränken“, betont Hochgruber Kuenzer. Dort sei festgehalten, dass der Bodenverbrauch außerhalb des Siedlungsgebiets, der nicht mit landwirtschaftlicher Tätigkeit einhergeht, nur zulässig ist, wenn er notwendig ist und keine ökonomisch und ökologisch sinnvollen Alternativen durch Umnutzung, Anpassung oder Verdichtung bestehender Siedlungszonen bestehen würden.
„Der Boden ist für uns und unsere Nachkommen von großer Bedeutung. Die Erde ist der Lebensraum von Tausenden von Lebewesen. Aufgabe der Politik muss es sein – auf der Grundlage der Expertise der Techniker – ein Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Nutzungsinteressen herstellen. Um das Ziel des Nullbodenverbrauchs bis 2050 wie von der EU gefordert zu erreichen, bleibt noch viel zu tun“, ist die Landesrätin überzeugt.
Giorgio Gottardi, Direktor des Landesamtes für Landschaftsplanung und Kartografie, weist in diesem Zusammenhang auf Matilde Casa, Bürgermeisterin von Lauriano in der Nähe von Turin, hin, die in ihrer Gemeinde einen Baugrund in landwirtschaftliche Zone umgewidmet hatte und dafür mit dem Vorwurf des Amtsmissbrauchs strafrechtlich verfolgt worden war, weil sie in einem Hügelgebiet mit hohem hydrogeologischem Risiko den Bau von 40 Wohnhäusern verhinderte. 2016 wurde sie dafür vom Turiner Gerichtshof vollständig freigesprochen. In einem vom Landesamt für Landesplanung organisierten Webinar im März berichtete Casa von ihren Erfahrungen. „Das Beispiel Matilde Casa stellt einen Wendepunkt dar. Hoffentlich trägt es zu einem Paradigmenwechsel in der Nutzung des Bodens bei, der eine nicht erneuerbare Ressource ist“, wünscht sich Gottardi. (mpi)
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