Mit den in Südtirol tätigen Arbeitnehmenden aus Österreich, Deutschland und der Schweiz hat sich die Arbeitsmarktbeobachtung des Landes befasst. Sie sind auch Thema der jüngsten Arbeitsmarkt-News.
Sie sind als Ärztinnen und Ärzte oder als Forschende tätig; sie arbeiten in den Südtiroler Betrieben, in der öffentlichen Verwaltung oder in privaten Büros, an den Schulen als Lehrpersonen, im Gast- und Beherbergungsgewerbe, in der Logistik und dem Transportwesen: Die Rede ist von den rund 3000 abhängig Beschäftigten mit österreichischem, deutschem und schweizerischem Pass, die in Südtirol erwerbstätig sind. Wie die Arbeitsmarktbeobachtung der Landesabteilung Arbeit erhoben hat, entspricht dies etwa 1,5 Prozent aller in Südtirol abhängig Beschäftigten und einem Anteil von elf Prozent aller ausländischen Beschäftigten. Der Höchststand wurde 2008 mit knapp 3300 Beschäftigten verzeichnet. Dabei handelt es sich vorwiegend um Deutsche (etwa 2000) und Österreicher (etwa 1000). Schweizerische Arbeitnehmende sind kaum darunter.
Höher qualifizierte berufliche Tätigkeiten
Die österreichischen und deutschen abhängig Beschäftigten sind im Unterschied zu fast allen anderen ausländischen Beschäftigten in denselben Sektoren tätig wie die Inländer. Eine wichtige Rolle spielt der öffentliche Sektor: In den Jahren 2009 bis 2019 waren durchschnittlich 30 Prozent der Inländer dort abhängig beschäftigt; von den Österreichern sind es 27 Prozent und von den Deutschen immerhin noch 23 Prozent.
„Bemerkenswert ist, dass die österreichischen und deutschen abhängig Beschäftigten vor allem höher qualifizierte Berufe ausüben. Dies gilt vor allem für die hier ansässigen Arbeitnehmer: Über 40 Prozent der Österreicher (46 %) und Deutschen (44 %) sind entweder Führungskräfte, Hochspezialisierte oder in technischen Berufen tätig. Zum Vergleich: Von den Inländern ist es ein knappes Drittel (29 %)“, erläutert Stefan Luther, Direktor der Landesabteilung Arbeit. Bei Ausländern ohne deutsche und österreichische Staatsbürgerschaft dominieren hingegegn die sogenannten „nicht qualifizierten Berufe“.
Hauptarbeitgeber Land Südtirol
Wer der bedeutendste Arbeitgeber für österreichische und deutsche Staatsbürger ist, liegt nahe: nämlich das Land Südtirol. Dieses beschäftigt im Jahresmittel 2019 159 Österreicher (17 % aller unselbstständig beschäftigten Österreicher auf dem heimischen Arbeitsmarkt) und 224 Deutsche (10 % aller unselbständigen deutschen Staatsbürger). Es folgen der Südtiroler Sanitätsbetrieb mit 30 österreichischen und 88 deutschen Staatsbürgern, die Freie Universität Bozen (44 bzw. 9) und die Eurac (36 bzw. 12). Unter den privaten Arbeitgebern liegen die Leitner AG (15) und die Prinoth AG mit 15 beziehungsweise neun österreichischen Beschäftigten vorn. Was die deutschen Arbeitnehmenden angeht, sind es die Fercam (36) und Autotransporte Günther (25) sowie die Unternehmen Fielmann (22) und Alupress (17).
In Bozen und in Grenznähe
Rund ein Viertel der Österreicher und Deutschen ist in Bozen beschäftigt. Ansonsten verteilen sie sich gleich den ansässigen inländischen Arbeitnehmenden auf das gesamte Landesgebiet – mit Ausnahme der ladinischen Täler, in denen der Anteil niedriger ist. Vergleichsweise hoch ist der Anteil in den grenznahen Regionen Sterzing und Innichen: Im Raum Sterzing liegt er bei 2,5 Prozent und im Raum Innichen sogar bei 2,9 Prozent.
Kein genereller Arbeitskräftezuzug
Die von der Arbeitsmarktbeobachtung veröffentlichten Daten ermöglichen Rückschlüsse auf die Funktion der Beschäftigten. „Es handelt sich weniger um einen generellen Arbeitskräftezuzug“, analysiert Direktor Luther: „Während in den Jahren von 2009 bis 2019 die Anzahl der inländischen Arbeitnehmer jährlich um 1,5 Prozent gestiegen ist, hat die Zahl der österreichischen Arbeitnehmer trotz Schwankungen moderat (+0,4 %) zu-, der deutschen (-0,4 %) hingegen leicht abgenommen. Dies zeigt, dass es sich doch um zwei ganz besondere Gruppen handelt.“ Anders als noch vor zehn bis zwölf Jahren, als vor allem in Deutschland ein Arbeitskräfteüberschuss zu verzeichnen war, gäbe es nunmehr in diesen beiden Herkunftsländern einen stabilen Eigenbedarf vor allem an hoch qualifizierten Arbeitskräften. „Heute spielen vor allem Faktoren wie die Nachfrage nach diesen hoch qualifizierten Arbeitskräften in Südtirol eine Rolle“, unterstreicht Luther.
Natürliche Mobilität im Grenzgebiet
Eine gewisse natürliche Mobilität zwischen österreichischen und Südtiroler Arbeitnehmern gibt es in den nördlichen und östlichen Grenzregionen Südtirols. Im Wipptal und Oberpustertal haben sich bereits kleinräumige grenzüberschreitende Arbeitsmärkte herausgebildet. Für den Obervinschgau wie für das Tiroler Oberland bildet die Schweiz den Hauptanziehungspunkt für Arbeitskräfte.
„Auch wenn die Zahlen nicht sehr hoch sind, so sind österreichische und deutsche Arbeitnehmer ein essenziell wichtiger Bestandteil des Südtiroler Arbeitsmarktes“, kommentiert Landesrat Philipp Achammer.
Weiterführende Informationen enthält die neue Ausgabe von Arbeitsmarkt-News 04/2021. (red/jw)
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