Erstmals präsentiert die Arbeitsmarktbeobachtung des Landes Daten zu den geschlechtsspezifischen Unterschieden im Berufspendlerverhalten.
Die aktuelle Ausgabe der Arbeitsmarkt-News 8/2021 der Landesabteilung Arbeit ist den geschlechtsspezifischen Unterschieden beim Pendeln gewidmet. Auch dieser so genannte Gender Commuting Gap hat Auswirkungen auf den Südtiroler Arbeitsmarkt.
So pendeln Arbeitnehmer häufiger und länger zwischen Wohn- und Arbeitsort als Arbeitnehmerinnen. Sind bei den Männern fast 6 von 10 Arbeitnehmern Pendler, sind es bei den Frauen nur knapp 5 von 10. Nur Pendelstrecken von bis zu 15 Minuten werden häufiger von Frauen befahren als von Männern – bei allen anderen Pendelzeiten dominieren männliche Arbeitnehmer.
Arbeits- und Wirtschaftslandesrat Philipp Achammer zieht aus dieser Veröffentlichung wichtige arbeitsmarktpolitische Schlussfolgerungen für die zweite Hälfte der Legislaturperiode: „Es liegt auf der Hand, dass Männer und Frauen unterschiedliche Bedingungen bei der Besetzung geeigneter Arbeitsstellen vorfinden. Die geringere Möglichkeit von Frauen zu pendeln hat soziale und wirtschaftliche Auswirkungen: für die Frauen selbst, aber auch für den Arbeitsmarkt, der auf Fachkräfte verzichten muss.“ Die Verringerung dieser Kluft sei eine wichtige Aufgabe der aktiven Arbeitsmarktpolitik. „Gerade in diesem wichtigen und sensiblen Bereich müssen Informations- und Beratungsinitiativen gebündelt werden, wobei die gestärkte und modernisierte Arbeitsvermittlung eine besondere Verantwortung wahrnehmen muss“, fährt Achammer fort.
Die Gründe für eine geschlechtsspezifische Pendleranalyse verdeutlicht Stefan Luther, Direktor der Landesabteilung Arbeit: „Die Arbeitsmarktbeobachtung hat datengestützt nachgewiesen, dass Pendeln im Hinblick auf die Erwerbstätigkeit zwar einen ökonomischen Nutzen bringt, die Fahrt andererseits natürlich Zeit kostet – Zeit, die dann beispielweise für familiäre Verpflichtungen fehlt. Durch die Analyse erhalten wir zusätzliche Informationen über geschlechtsspezifische Unterschiede in der Arbeitswelt.“ Luther unterstreicht, wie wichtig ein genauer Blick auf die Daten sei. Denn das Geschlecht spiele zwar eine Rolle, aber auch der Bildungsgrad und das Alter.
Kluft im Pendelverhalten
Die Kluft im Pendelverhalten ist besonders bei Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen mit geringem formalem Bildungsgrad (bis inklusive Mittelschule) ausgeprägt: Bei diesen pendeln 48 Prozent der Frauen, aber 10 Prozentpunkte mehr der Männer, nämlich 58 Prozent. Bei den Inhaberinnen und Inhabern akademischer Abschlüsse beträgt die Kluft die Hälfte, nämlich 5 Prozentpunkte: 57 Prozent der Arbeitnehmerinnen und 62 Prozent der Arbeitnehmer pendeln. Je höher der Bildungsgrad, desto geringer sind die Unterschiede in der Pendeldauer. Auch das Alter spielt eine Rolle: Gerade in jenem Alter, in denen Frauen Mütter werden, nimmt die Pendeldauer ab: bei Frauen mit Mittelschulabschluss oder niedriger bereits ab einem Alter von 20 Jahren, bei Frauen mit höherem Bildungsgrad etwa ab dem 28. Lebensjahr. Bei Männern hingegen lassen sich kaum Altersspezifika feststellen. „Die Informationen über das Pendeln aus beruflichen Gründen wurden ohne Befragungsaufwand aus Verwaltungsdaten gewonnen“, ergänzt Abteilungsdirektor Luther. „Sie verdeutlichen den Stellenwert des Pendelns und der Mobilität auf dem Südtiroler Arbeitsmarkt.“
(red/mpi)
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