Notaufnahme, Landesintensivstation und der neue Hubschrauberlandeplatz: Anhand von drei Stationen in der neuen Klinik zeigte LR Widmann die wichtigsten Drehmomente der ersten Legislatur-Halbzeit auf.
Zur Halbzeitbilanz seines Ressorts hat Thomas Widmann die Medienvertreterinnen und Medienvertreter heute (1. September) in der neuen Klinik in Bozen empfangen, wo erste Dienste kurz nach Ausbruch der Pandemie ihre Tätigkeit aufnehmen konnten. „Die neue Klinik steht symbolisch für das, was während und trotz Covid weitergegangen ist, aber aufgrund der Pandemie keine Sichtbarkeit bekommen hat“, sagte der Landesrat. Ausgehend von der Notaufnahme zeichnete der Landesrat für Gesundheit, Breitband und Genossenschaften in einem Parcours die wichtigsten Etappen der vergangenen Legislaturhalbzeit nach, erinnerte an die eingangs festgelegten Prioritäten und beleuchtete die erreichten Ziele bis zum Frühjahr 2020.
Notaufnahme, Wartezeiten, Territorium auf dem richtigen Weg
Neben einem spürbaren Abbau der Wartezeiten in der Notaufnahme Bozen um rund eine Stunde in einem Halbjahr (August – Februar 2020) und dem sinkenden Trend der Wartezeiten für fachärztliche Visiten in prioritären Bereichen wie Dermatologie, Augenheilkunde und Hals-Nasen-Ohren wies der Landesrat vor allem auf die gelungene Stärkung des Territoriums und der wohnortnahen Versorgung hin: „Die Absicherung und längerfristige Stärkung der Kleinspitäler ist mir ein Herzensanliegen, insbesondere freut es mich sehr, dass wir nicht nur die 2019 angekündigten vakanten fünf Primariate besetzt haben, sondern auch noch drei zusätzliche.“
Resilientes Gesundheitssystem
Dann kam die Pandemie, und damit einher die Reduzierung sämtlicher auf reine Notfallversorgung. „Dies konnten wir zumindest immer gewährleisten“, berichtete der Landesrat. Insgesamt habe Südtirols Gesundheitssystem dem Einbruch der Corona-Krise gut standgehalten, da der Leistungseinbruch während des ersten Lockdowns in einigen Bereichen während des Sommers und teilweise auch noch während der zweiten Welle im Herbst aufgeholt werden konnte, etwa bei den Brustkrebs-Operationen. Dies zeigen die Ergebnisse einer Studie zur Resilienz der Gesundheitssysteme der St.-Anna-Universität in Pisa, bei der Südtirol im Vergleich mit anderen italienischen Regionen sehr gute Ergebnisse erzielen konnte.
Neue Struktur inmitten der Pandemie
Widmann erinnerte daran, wie sich im März 2020 die Prioritäten über Nacht schlagartig geändert hatten, an anfängliche Fehleinschätzungen des Coronavirus durch zahlreiche Experten und Gremien, und daran, wie rasch die verfügbaren Bettenkapazitäten ausgelastet waren. „Wir hatten das Glück, dass damals mit der neuen Klinik eine moderne Struktur bereits zur Verfügung stand, die allerdings noch auszustatten war“, führte Widmann aus. Innerhalb von nur vier Tagen habe man am 26. März 2020 dort die sogenannte COVID-Normalstation aufgebaut und erste Patienten übersiedelt. Diese hat bis zur Schließung am 18. Mai 2020 insgesamt 98 Patientinnen und Patienten mit einem Durchschnittsalter 44,5 Jahren betreut.
Inmitten der Pandemie in Betrieb genommen wurde auch die neue Landesintensivstation. Mit der Übersiedelung der Intensiv- und Subintensivstation in den zweiten Stock der neuen Klinik am 27. April 2020 wurden die Bettenkapazitäten im Intensivbereich in Bozen verdoppelt und landesweit von 35 auf 85 Intensivbetten plus 15 Reservebetten aufgestockt. „Dass diese Räumlichkeiten im Frühjahr 2020 bereits zur Verfügung standen, war unser großes Glück und hat uns erlaubt, am Höhepunkt der ersten Welle bis zu 80 Patienten zugleich zu betreuen“, sagte Widmann. Dazu wurden 31 Krankenpflegerinnen und neun Ärztinnen und Ärzte von anderen Abteilungen eingeschult und weitere 14 Pflegerinnen und Pfleger sowie neun Ärztinnen und Ärzte neu eingestellt.
„Expertise aufgebaut, die bleiben wird“
„Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht und die Landesintensivstation so ausgestattet, dass sie je nach Bedarf flexibel genutzt und Betten auf- oder abgebaut werden können“, hob Widmann hervor. So dient die Station derzeit auch der Post-COVID – und Post-Anästhesie-Versorgung. Zur hochmodernen Ausstattung gehören zwei ECMO-Geräte, die die Lungenfunktion in schweren Fällen zeitweise vollständig übernehmen können. Insgesamt wurden in der Landesintensivstation seit Inbetriebnahme rund 240 der insgesamt 551 Südtiroler COVID-Patienten betreut. „Wir verfügen heute über eine erstklassige Ausstattung und Expertise, die wir uns zum Teil gerade wegen des Notstandes zulegen mussten, die allerdings als Mehrwert für alle künftigen Notfällen bleiben wird“, zeigte sich der Landesrat überzeugt.
Heliport für die Notfallversorgung
Bis zu 115 Infektionstransporte täglich fuhr das Weiße Kreuz während der Hochphase der Pandemie. Den Rettungsdienst bezeichnete Landesrat Widmann als „unverzichtbares Standbein der Gesundheitsversorgung“ – ebenso wie die die Flugrettung, die seit 2020 auf einen vierten Rettungshubschrauber mit Basis in Laas zählt. Vom Landeplatz auf dem Dach der neuen Klinik, der als erster Heliport Norditaliens eingestuft ist, besteht eine direkte Verbindung per Aufzug in den Schockraum der Notaufnahme.
Zentrale Herausforderung Fachkräftemangel
Der Dreh- und Angelpunkt der nächsten Jahre liege laut Landesrat Widmann in den Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel im Gesundheitsbereich. Neben der Facharztausbildung nach österreichischem Modell, die derzeit von 105 Studierenden absolviert wird, wurden zu diesem Zweck seit 2020 zusätzliche 59 Studienplätze in Hamburg und Salzburg geschaffen sowie insgesamt 50 Ausbildungsplätze für Pflegeberufe in Innsbruck, während das Stipendium für Studierende der Allgemeinmedizin in Südtirol um 700 Euro im Monat erhöht wurde. Darüber hinaus gehe es auch darum, attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen, um Fachkräfte längerfristig zu binden, und um die Förderung der Zweisprachigkeit. Entsprechende Maßnahmen seien bereits auf dem Weg.
Auf dem richtigen Weg
Zusammenfassend sprach der Gesundheitslandesrat von einem sichtbaren Aufwärtstrend in den prioritären Handlungsfeldern, der trotz Corona weiterverfolgt werde. Die Zukunft des Südtiroler Gesundheitswesens hänge aber auch davon ab, wie weit man imstande sein werde, Personal auszubilden, ins Land zu holen und dort zu behalten. „Die Fachkräfte im Gesundheitsbereich sind unser größtes Kapital“, sagte Widmann, der sich für die Leistungen aller Ärztinnen und Ärzte, Pflegkräfte und freiwilligen Helferinnen und Helfer bedankte. (kl)
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