Das Handwerk – Ein krisensicherer Beruf mit Zukunft

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Das Handwerk – Ein krisensicherer Beruf mit Zukunft

Kaum eine Berufssparte bietet eine so große Vielfalt an Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten wie das Handwerk. Auch bei uns in Südtirol ist es zum Markenzeichen geworden und soll in Zukunft noch mehr Aufmerksamkeit – vor allem von Seiten der Jugendlichen – erhalten.

Das Handwerk begleitet uns tagtäglich durchs Leben. Sei es die Baustelle entlang des Arbeitsweges, der Besuch beim Friseur des Vertrauens oder der Warentransporteur auf der Autobahn – es ist überall anzutreffen. Der Stellenwert des Handwerks wird uns immer wieder vor Augen geführt und auch die Zahlen sprechen für sich. Die über 43.000 Berufstätigen in dieser Sparte sind unerlässlich für unsere Wirtschaft und Gesellschaft. Sie sorgen dafür, dass die Umsatzsteigerungen und die soziale Wertschöpfung immer weiterwachsen. Doch nicht nur in diesem Bereich stellt das Handwerk einen bedeutenden Mehrwert dar. Es vereint Kreativität, Geschick und Handfertigkeit und bietet somit vielseitige und attraktive Berufsmöglichkeiten in den unterschiedlichsten Bereichen. Vor allem für die jungen Handwerker wird Platz für die eigene persönliche Entwicklung geschaffen und auch die Aufstiegsmöglichkeiten können sich durchaus sehen lassen.
Wenn Jugendliche heutzutage nach den Eigenschaften befragt werden, die ihr Traumberuf aufzeigen soll, dann kommt meist die Antwort, dass er interessant, digital und umweltbewusst sein soll. Kriterien, die in der Gesellschaft immer mehr geschätzt werden und auch im Berufsalltag eine wichtige Rolle spielen. Das Handwerk strotzt nur so vor Angeboten und ist stets auf der Suche nach motivierten Lehrlingen, die den Schritt in diese Sparte wagen möchten.

Hannes Mussak, lvh-Vizepräsident.

Martin Haller, lvh-Präsident.

Jasmin Fischnaller, Vorstandsmitglied.

Lehrlingszahlen im Steigen
Rund 90 verschiedene Berufsbilder bietet das Südtiroler Handwerk den Schulabgängern.
In Sachen Berufsausbildung stehen Südtirols Handwerksbetriebe an erster Stelle. Trotz der Corona-Pandemie und den starken Einbußen in der Wirtschaft ist die Zahl der Handwerkslehrlinge in Südtirol 2020 weiter nach oben geklettert. Während im Jahr 2019 noch 2.803 Lehrlinge gemeldet wurden, waren es im vergangenen Jahr schon 2.867. Auch lvh-Präsident Martin Haller stimmen diese Zahlen positiv: „Besonders nach so einem schwierigen Jahr, sind diese Neuigkeiten noch erfreulicher. Ich bin auf die Südtiroler Handwerksbetriebe sehr stolz. Es zeigt wieder einmal wie stark sie sind und dass sie die richtigen Prioritäten setzen.“ Vor allem bei den Bau- und Galanteriespenglern, Elektromechanikern, Fliesen-, Platten- und Mosaiklegern, Gold- und Silberschmieden, Karosserietechnikern, Kfz-Mechatronikern, Tiefbauunternehmern, Tischlern und Zimmerern konnte ein deutlicher Anstieg verzeichnet werden. Besonders die Heizungs-, Lüftungs- und Sanitärtechniker freuen sich über die steigenden Zahlen, denn zwischen 2015 und 2018 waren die Lehrlinge in dieser Sparte eher Mangelware. Erst in den vergangenen zwei Jahren ist es langsam wieder bergauf gegangen und 2020 konnten die Techniker wieder neuen Mut schöpfen.

Mit Perspektive in die Zukunft
Bei den Jugendlichen ist das Interesse, einen Handwerksberuf auszuüben, durchaus vorhanden. Oftmals scheitert es an äußeren Faktoren oder am Umfeld, dass sie sich doch noch für einen anderen Berufsweg entscheiden. Um ihnen den Schritt ins Handwerk zu erleichtern, macht sich der lvh Wirtschaftsverband Handwerk und Dienstleister regelmäßig für Südtirols Handwerker stark. „Lehrlinge sind wertvolle Mitarbeiter, die einen wesentlichen Beitrag zur laufenden Produktion und Dienstleistungen des Unternehmens leisten. Sie sind unser bestes Zukunftskapital“, betont Haller. Der Nachwuchs ist für das Handwerk lebensnotwendig, denn sie sind die Fachkräfte von morgen. Ein Mangel an Lehrlingen und Auszubildenen heute macht sich morgen in den Betrieben bemerkbar, mit weitreichenden Konsequenzen für Wirtschaft und Gesellschaft. Eine große wirtschaftliche und soziale Verantwortung trägt das Handwerk vor allem in der Ausbildung der jungen Generation. Der lvh bemüht sich deshalb um die mittel- und langfristige Stärkung des Ausbildungssystems und die Abnahme der zunehmenden Lücken zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt.
Vor einigen Jahren ist die Idee für einen Lehrlingspakt entstanden. Dadurch soll die traditionelle Lehre als attraktive Ausbildungsmöglichkeit nahegebracht und die Beschäftigung für Jugendliche gefördert werden. Schulische Leistungen sollen sich positiv auf die Entlohnung des Lehrlings auswirken und somit einen größeren Anreiz schaffen. Es ist zudem ein Zeichen der Wertschätzung für die Ausbildungsleistung der Betriebe, die in junge Fachkräfte investieren und die Ausbildung der Lehrlinge finanzieren.

Ein krisenfester Beruf
Das Handwerk haut so schnell nichts um – das hat die Corona-Pandemie in den vergangenen 1,5 Jahren deutlich gezeigt. „Das Handwerk hat sich als sehr krisenresistent bewiesen und ist zum Teil auch systemrelevant, vor allem wenn es um die Nahversorgung geht“, hebt lvh-Vizepräsident Hannes Mussak hervor. Ein weiteres Merkmal, das den Handwerksberuf so attraktiv macht, ist die Sicherheit, die er den Beschäftigten bietet. Gute Fachkräfte wird es immer brauchen und das Angebot ist endlos. Die Krise hat deutlich gemacht, dass die Tätigkeit in den Handwerksbetrieben, mit einigen Ausnahmen, im Vergleich zu anderen Berufssparten immer weitergelaufen ist und den Stillstand umgehen konnte. Daran lässt sich erkennen, wie wichtig das Handwerk für unsere Gesellschaft ist.

Generation H – Auf der Suche nach Nachwuchs
Die Imagekampagne Generation H wurde vom lvh ins Leben gerufen, um mehr junge Menschen für das Handwerk zu begeistern und dem Berufsfeld mehr Sichtbarkeit und Anerkennung zukommen zu lassen. Ihr Ziel ist es, die altbetagten Klischees beiseitezuräumen und zeitgemäß das moderne Bild des Handwerks darzustellen, damit die Werte des Südtiroler Handwerks sichtbar werden. Laut Mussak ist in Südtirol bereits eine gute Grundlage vorhanden, auf der man bauen kann: „Die Qualität passt und die Ausbildung im Handwerk bietet enorme Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten.“ Das Handwerk gilt als eine bedeutende Wirtschaftskraft, die Südtirol zu dem gemacht hat, was es heute ist und bietet somit starke Perspektiven für morgen.
Weitere Infos finden Sie unter: www.generation-h.net.

Lokal und global vernetzt
Südtirols Handwerksbetriebe sind in ihrer Entwicklung bereits sehr weit fortgeschritten und können als „glokal“ bezeichnet werden. Der Begriff setzt sich aus den Worten „lokal“ und „global“ zusammen und soll deutlich machen, dass Südtiroler Betriebe nicht nur lokal versteckt und in den Tälern und Bergen arbeiten, sondern sich auch global vernetzen und mit Anbietern über die Grenzen hinaus austauschen. Die Verbindung und die neue Konkurrenz, die dadurch entstehen, schafft einen Mehrwert für den Betrieb, die Mitarbeiter und auch die Lehrlinge. Auch Familienbetriebe profitieren von den neuen Wirtschaftsnetzwerken und Einzelunternehmer kooperieren nun auch mit mittelständischen Betrieben. Dadurch steigt der Stellenwert des Handwerks um ein Vielfaches an und macht es für die junge Generation umso attraktiver. „Wenn erfahrbar gemacht wird, was eine Ausbildung mit handwerklicher Orientierung heute beinhaltet und wohin sie führen kann, sind interessierte Jugendliche dauerhaft begeistert und Eltern schnell überzeugt“, erklärt lvh-Vorstandsvorsitzende Jasmin Fischnaller. Dabei leistet Kommunikation nach außen Abhilfe. Das Handwerk hat sich in den vergangenen Jahren verändert und die Bereiche Innovation, Mobilität und Start-up gehören heute zur Branchensprache wie einst Winkelmaß und Zollstock. Diese Punkte müssen nach außen weitergegeben werden, damit eine praktische Ausbildung als gleichwertige Alternative zur Oberschule angesehen wird. Nur so können den Schülern die Vorteile des Handwerks nahegebracht werden.
Außerdem wird viel Wert auf die Zusammenarbeit und den Austausch mit den Südtiroler Berufsschulen gelegt, um eine qualitative Lehrlingsausbildung zu garantieren. Das Zusammenspiel zwischen den einzelnen Betrieben und der Ausbildung ist besonders wichtig, damit die Lehrlinge bestmöglich auf ihren Arbeitsalltag vorbereitet werden. (LVH.APA)