Prettau/Ahrntal – Wer die Begriffe Bergbau und Ahrntal kombiniert, denkt unweigerlich an Kupfer. Dabei wurden hier auch andere Kostbarkeiten abgebaut, wie beispielsweise der Almandin.
Am 22. September gab Bianca Zerobin, Archäologin der Universität Innsbruck, bei ihrem Vortrag im Kornkasten von Steinhaus einen umfassenden Einblick in die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeiten im Rahmen des Projektes „Bergbaulandschaft Ahrntal“. Dabei ist es gelungen, den Fundort des einzigen Granatabbauortes im Ahrntal genau zu dokumentieren. Im 19. Jahrhundert baute man im Obertrippach nämlich den Almandin, einen leuchtend roten Halbedelstein aus der Mineraliengruppe der Granate ab und vermarktete ihn als den berühmten „Böhmischen Granat. „…klein, aber von schöner Farbe” wurde der Ahrntaler Granat in einem historischen Brief beschrieben und so gelangten die Halbedelsteine aus dem Obertrippach in die ganze Welt. 1837 war der Ahrntaler Schurf für einen Zeitraum von zwei Jahren an den „Granatpionier“ Josef Hofer aus Zell am Ziller verpachtetet worden, 1839 baute dieser sogar den ersten und wahrscheinlich einzigen Granatstampf des Ahrntals. Die „getrommelten“, also vom Mutterstein herausgelösten Granate wurden dann in die Edelsteinschleifereien gebracht, wo ihre endgültige Schönheit facettenreich herausgearbeitet wurde. Obwohl der Betrieb nach nur zwölf Jahren wieder geschlossen wurde, waren die Halbedelsteine dieser Lagerstätte für ihre intensive Farbe bekannt und äußerst beliebt. Besonders in Mode war der Almandin in der Zeit des Biedermeiers und Jugendstils und ist auch heute noch in einigen Alpenregionen ein beliebter Bestandteil des traditionellen Trachtenschmucks.
An den blühenden Ahrntaler Granatabbau im frühen 19. Jahrhundert erinnern nur mehr einige Flurnamen, wie auch das verbrochene Mundloch im Obertrippach und die Halde davor.
Bianca Zerobin zeigte in ihrem Vortrag auf beeindruckende Weise auf, dass es umso wichtiger ist, dass man diesen noch wenig erforschten Teil der montanhistorischen und -archäologischen Vergangenheit des Tauferer Ahrntales wieder stärker ins Bewusstsein rückt. (SH)
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