Mühlwald – Den Besucher Tales überrascht noch vor Erreichen des Dorfes Mühlwald rechter Hand der reizvolle Anblick, die Siedlung der Moarhöfe in Außermühlwald mit dem hübschen Moarkichl am höchsten Punkt des Wiesenhügels.
Die Kapelle wurde im Jahre 1642 von Peter Niedermayr, dem Besitzer dieser Höfe, damals Mair zu Notdurft genannt, erbaut. Dies geschah wohl als Einlösung eines Gelübdes und gleichzeitig als Danksagung, weil sein Anwesen von der Pest verschont blieb, welche um 1636 zu Taufers an die tausend Menschen dahin gerafft hat. Die Seuche hatte einen Steinwurf entfernt in Außermühlwald Halt gemacht und, wie von einer unsichtbaren Mauer abgeschirmt, seine Höfe und das Tal verschont. Ungewiss ist die Schreibweise, wir haben uns für die im Volk gängige, also Moarkirchl statt Mairkirchl entschieden.
Hl. Sebastian und hl. Rochus
Im Jahr 1643 wurde die Kapelle vom Bischof Wilhelm zu Welsberg zu Ehren der Gottesmutter und der Heiligen Sebastian und Rochus geweiht. Sowohl der hl. Sebastian wie auch der hl. Rochus werden als Schutzheilige gegen die Pest und andere Seuchen verehrt. Die Kapelle bezog den Zehent vom Außerhoferbauer von Weißenbach, und zwar 15 Star Getreide jährlich. In den Jahren von 1670-1721 scheint Johann Puell, der Sonnenwirt zu Bruneck, als Pächter der Moarhöfe auf, er ließ die Kapelle vergrößern und 1699 vom Brixner Fürstbischof Johannes Franz Graf Khuen von Belasi (1649-1702) einweihen.
Ausschmückungen von Künstlerhand
Neu eingedeckt wurde das Kirchlein im Jahre1897 durch den damaligen Besitzer Anton Aschbacher, dem früheren Bergmeister auf Zösen in Lappach. Der alte Holzturm wurde durch einen gemauerten ersetzt, mit Blech gedeckt und die Turmköpfe wurden vergoldet. In den 1920er-Jahren ließ sein Sohn Anton die alten Fenster durch neue mit Glasmalerei ersetzen. Eine Ausschmückung aus Künstlerhand erhielt das Kirchlein 1933 durch den akademischen Maler Johann Baptist Oberkofler (1895-1969) aus St. Johann in Ahrn. Er war Dombenefizat in Brixen und schuf von dort aus unzählige Gemälde und Fresken an Kirchen und öffentlichen Gebäuden. Sein Bild Muttergottes mit Kind im zentralen Bereich der Decke zeigt, mit wie viel Einfühlungsvermögen der Künstler die Volksseele erfasst hat und in einer leicht verständlichen Darstellung tiefste Frömmigkeit ausdrückte. Im Jahr 1978 ließ Anton Aschbacher das Dach neu eindecken.
Eine grundlegende Restaurierung veranlasste Hubert Aschbacher im Jahre 1990. Er ließ die Mauern entfeuchten und einen neuen Boden aus Lärchenholz legen. Im Zuge dieser Maßnahmen stieß man auf die Grundmauern mit Fresken der einstigen, kleineren Kapelle, ebenso auf Fresken, links und rechts im vorderen Bereich der Kirche und an der östlichen Außenfassade mit der Jahreszahl 1787. Durch die Brunecker Restauratorfirma Pescoller konnten diese Fresken freigelegt werden. Auch die Beleuchtung wurde anlässlich der Restaurierungsarbeiten wesentlich erneuert. Im Sommer des Jahres 2010 wurden die Glasmalereien an den Fenstern aufgefrischt und erneuert. Nachdem der Besitzer Hubert Aschbacher 2011 bei Waldarbeiten ums Leben kam, ging im Sommer 2012 das Moarkirchl an seinen Sohn Joachim über.
Wertvolle Statuen
Zum Moarkirchl gehören viele wertvolle Heiligenstatuen aus dem 17. Jh. in der Größe von 35-40 Zentimeter. 2009 wurden sie von einem Restaurator fachmännisch ausgebessert und gereinigt. Aufgrund des Diebstahls mehrerer Stauten, werden die wertvollsten heute im Pfarrmuseum Taufers aufbewahrt und ab und zu ausgestellt. Eine besonders erwähnenswerte Figur ist der „Auferstandene“ aus der Schule von Georg Stieger aus St. Lorenzen und eine wunderschöne Mutter Gottes-Statue mit Kind aus dem Jahre 1450, diese wartet noch auf eine Restaurierung. Im Mai 2009 wurden die Daten beider Glocken durch Anton Weger aus Lana und Richard Rieder aus Sand erfasst: die große Glocke wiegt 39 kg und zeigt als Relief eine Kreuzjungsgruppe und Madonna und die Aufschrift „Joseph Grasmair goss mich durch Gottes Hilf in Brixen 1745“. Die kleine Glocke wiegt 29 kg und zeigt als Relief ein Wappenschild mit Glocke und Pferden; Jahrzahl und Name des Glockengießers sind leider nicht feststellbar, die Glocke dürfte aber die ältere von beiden sein. Auffallend sorgfältig mit Gemälden ausgestattet erweist sich die Kanzel, darunter laden je zehn Bankreihen aus Holz, zu beider Seiten, die Gläubigen zur stillen Andacht ein.
Kirchliche Feiern
Einen wahren Festtag erlebte das Kirchlein am 4. Juli 1942, als Hochwürden Alois Aschbacher hier seine Nachprimiz feierte und gleichzeitig seinen Bruder Anton mit Paula Knapp aus Montal vermählte. Laut erschallten die Turmglocken ebenso am 13. Juni 1955, als Joseph Gargitter (1917-1991), der Bischof von Bozen-Brixen, dem Moarkichl einen Besuch abstattete. Das Kirchlein wurde bis 1952 von der Pfarre Taufers seelsorglich betreut. Obwohl Außermühlwald noch bis 1995 zur Pfarre Taufers gehörte, wurden jedoch die Gottesdienste und auch der Religionsunterricht in der Volksschule von Außermühlwald von der Pfarrei Mühlwald übernommen. Bis zum Auflassen der Volksschule in Außermühlwald im Jahre 1991, wurde im Moarkirchl wöchentlich eine Schülermesse abgehalten. Heute wird das Moarkirchl bei den Bittgängen von Mühlwald und Lappach zahlreich besucht, ebenso beim Patrozinium Maria Hilf am 2. Juli und zum Fest des hl.Sebastian am 20. Jänner. In jüngster Zeit wird das Kirchl auch gerne für Hochzeiten, Tauffeiern und Jahrgangsfeiern erwählt. Der Familie Aschbacher vom Untermoarhof ist es ein großes Anliegen, das Kirchlein auch für die kommenden Generationen in gutem Zustand zu erhalten. (IB)
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