„Spurlos sind die vergangenen zwei Jahre nicht an uns vorübergegangen“, sagt Toblachs Bürgermeister Martin Rienzner mit Blick auf die sich wieder stabilisierende Wirtschaft in seiner Gemeinde. Insgesamt spricht er von einem optimistisch stimmenden Aufwärtstrend.
Nimmt man das Wirtschaftsgeschehen von Toblach unter die Lupe, erkennt man schnell: Der Tourismus scheint zwar die treibende Kraft zu sein, de facto ist es aber die gelungene Vernetzung der einzelnen Wirtschaftszweige, die die Wirtschaft im Toblacher Gemeindegebiet zu dem macht, was sie heute ist – nämlich ein gelungenes Miteinander. Und genau dieses Miteinander hat dazu beigetragen, dass Toblach die Pandemiezeit bisher relativ gut überstanden hat. „Während die Sommersaisonen der vergangenen zwei Jahre unsere Erwartungen übertroffen haben, besteht bei der aktuellen Wintersaison – in der im Vergleich zu den letzten beiden Wintersaisonen zum Glück wieder fast uneingeschränkt gearbeitet werden kann – noch Luft nach oben“, sagt Martin Rienzner. Auch diese Wintersaison „leide“, so der Bürgermeister, man hatte sich doch etwas mehr an touristischer Bewegung erwartet. Dennoch zeigen sich die Betriebe in Toblach zufrieden. Natürlich ist die Investitionsfreudigkeit derzeit nicht dieselbe wie noch vor der Corona-Pandemie, nichtsdestotrotz führen manche Betriebe Umbau- und Erweiterungsarbeiten durch – was natürlich auch ein erfreuliches Signal für das örtliche Handwerk ist. „Es bleibt zu hoffen, dass die Auswirkungen, die Corona nach sich zieht, die Handwerksbetriebe nicht erst in ein paar Jahren treffen“, sagt der Bürgermeister. Nicht nur die sinkende Auftragslage könnte eventuell zum Problem werden, auch der Fachkräftemangel wird immer eklatanter. Derzeit herrscht nämlich ein genereller Mangel an qualifizierten Fachkräften, was aber nicht allein auf die Pandemie zurückzuführen ist, sondern zum großen Teil durch die demografische Entwicklung bedingt ist. So ist es für Handwerksbetriebe immer wieder eine große Herausforderung, qualifizierte Mitarbeiter zu finden und zu halten. Nicht selten werden vor allem junge Menschen durch große Industriebetriebe abgeworben, die mehr Freizeit bei mehr Gehalt versprechen.
Ausgeglichene Wirtschaft
Auch aus diesem Grund spricht Martin Rienzner von einem Glückfall, dass die Wirtschaft von Toblach hauptsächlich von Klein- und Mittelbetrieben geprägt ist. Sie sind wertvolle Dienstleister und Arbeitgeber im Ort und werben sich die Mitarbeiter auch nicht gegenseitig ab. Ein guter Mix also aus Handwerk, Tourismus, Dienstleistungsunternehmen und Landwirtschaft kennzeichnet das örtliche Wirtschaftsgeschehen. So ist der Hochpustertaler Tourismusort insgesamt ein beliebter Wirtschaftsstandort mit hoher Lebensqualität. Neben der gut funktionierenden Landwirtschaft, dem Handwerk und den Dienstleistungsbetrieben ist es hier vor allem der Tourismus, der einen der wichtigsten Wirtschaftszweige darstellt. Dieser hat in den vergangenen zwei Jahren natürlich starke Einbußen hinnehmen müssen, so wie zum Teil auch das Handwerk und die Landwirtschaft. „Was die Landwirtschaft anbelangt, hat sich in Bezug auf Corona doch einiges verändert. Im Gemeindegebiet von Toblach gibt es vor allem Milchwirtschaft. Obwohl der Arbeitsalltag der Milchbauern keine wesentliche Veränderung erfahren hat, ist der Umsatz in der milchverarbeitenden örtlichen Sennerei Drei Zinnen zeitweise um bis zu 70 Prozent weggebrochen“, sagt Rienzner. Der fehlende Tourismus machte sich eben auch hier bemerkbar, im sinkenden Absatz der Milch und im Wegbrechen der Zuerwerbsquelle „Urlaub auf dem Bauernhof“. So musste die überschüssige Milch an große Produzenten weitergegeben werden, was sich natürlich auf den Milchpreis niedergeschlagen hat. Doch auch hier scheint sich die Lage wieder zu erholen. Darüber hinaus haben sich gerade durch die Pandemie viele Menschen wieder für regionale Produkte begeistert, sie haben den Wert der heimischen Landwirtschaft und der örtlichen Produzenten verschiedenster Produkte erkannt. Eine Wertschätzung, die sich vielleicht festigt und den regionalen Erzeugern wieder starken Aufwind geben könnte.
Anstehende Gewerbegebietserweiterung
Dass es gerade während der schwierigen Zeit der Pandemie gelungen ist, die Weichen für die Ausschreibung des Gewerbegebietes Öden zu stellen, macht Bürgermeister Martin Rienzner stolz. „Das ist ein positives Zeichen und stimmt optimistisch“, sagt er. Schließlich sei es gelungen, zwei Baulose von jeweils 2.000 Quadratmetern auszuschreiben, die in diesen Tagen sozusagen an den Mann gebracht werden. Vorangegangen sei das Interesse mehrerer Unternehmen, die sich neu aufstellen oder aber vergrößern möchten. Entscheidungen, die auf ein gewisses Wirtschaftswachstum schließen lassen. Entscheidungen zu treffen, gilt es in naher Zukunft auch für die Gemeindeverwaltung. So muss beispielsweise der Ortskern von Toblach neu durchdacht und aufgewertet werden, genauso wie der Toblacher See. Beides hat nicht allein in touristischer Hinsicht großes Potenzial. Damit nicht genug: Den Toblachern stehen weitere Herausforderungen bevor und zwar müssen für das Kasernenareal Ideen gefunden werden, welche gebraucht aber auch finanziert werden müssen. Auch das Bahnhofsareal muss überdacht und qualitativ aufgewertet werden. Dies sollte vor allem durch Olympia 2026 gelingen und für Toblach ein kleines Mobilitätszentrum bringen.
Kultur und Sport
Das Kulturgeschehen von Toblach kann sich sehen lassen: Konzerte, Ausstellungen, Theateraufführungen und Vorträge finden in regelmäßigen Abständen statt. Toblach war bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Sachen Kultur recht aufgeschlossen und stellt bis heute eines der wichtigen Kulturzentren des Pustertals dar. Bereits Gustav Mahler wusste dies und die Schönheit Toblachs zu schätzen. „Hier ist es wunderherrlich und repariert ganz sicher Leib und Seele… „ soll er während eines Toblacher Aufenthaltes einmal geäußert haben. Er verweilte hier in den Sommermonaten von 1908 – 1910. In seinem Komponierhäuschen, das heute noch besichtigt werden kann, entstanden große Werke wie die Neunte und Zehnte Symphonie sowie das Lied von der Erde. Noch heute erinnern die Gustav Mahler Musikwochen an den großen Komponisten und seine Zeit im Hochpustertal. Andere große Veranstaltungen, die Menschen aus Nah und Fern nach Toblach locken, sind neben kulturellen auch sportliche Highlights, wie das Dolomiti Balloonfestival, der Volkslanglauf Toblach Cortina, der Pustertaler Schimarathon, der Winternightrun und der Corina Toblach Run. Toblach ist übrigens auch der Austragungsort der von Hans Glauber initiierten Toblacher Gespräche und seit 2001 verleiht die Toblacher Gemeinde in unregelmäßigen Abständen den Toblacher Prosapreis für literarische Werke, die Grenzüberschreitungen und Grenzerfahrungen thematisieren. Im Kulturzentrum Grand Hotel finden während des ganzen Jahres zahlreiche Veranstaltungen, Ausstellungen und Tagungen statt. Dabei sind die meisten der genannten Events zudem keine „Eintagsfliegen“, sondern für mehrere Jahre gedacht. Gerade in auslastungsschwachen Zeiten kann Toblach durch diese regelmäßigen Veranstaltungen für neue Gäste sorgen. Somit bildet Toblach mittlerweile die Bühne für mehrere große Sport- und Kulturveranstaltungen, die durch ihre professionelle Organisation und das stimmige Drumherum für großen Publikums- und Teilnehmererfolg sorgen. Dadurch sind wiederum Journalisten und Werbefachleute auf Toblach aufmerksam geworden, weshalb auch der positive Werbeeffekt nicht ausbleibt. Für Abwechslung in kultureller, aber auch in sportlicher Hinsicht ist in Toblach jedenfalls bestens gesorgt. In den Wintermonaten trainieren hier in der modernen Nordic Arena Langläufer für den Pustertaler Skimarathon. Im Sommer sind natürlich die zahlreichen Wanderwege, Bergtouren und Klettersteige ein wichtiger Magnet, genauso wie die schönen Radwege entlang der alten Bahntrasse im Höhlensteintal oder der Pustertaler Radweg, der bis nach Lienz führt. Dem Kletter-Trockentraining kann man sich in der Kletterhalle von Toblach widmen, bevor es dann in den Klettergarten am Dürrensee oder in den Abenteuerpark von Toblach geht. (SH)
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