Gegen jede Krankheit ein Kraut gewachsen, heißt es in einem Sprichwort. Einer, der sich dabei 100-prozentig sicher ist, ist der Kräuterexperte Gottfried Hochgruber. Seit 20 Jahren ist der Pusterer in der Welt der Kräuter Zuhause und hat mit dem darüber gesprochen wie der Weg zurück zur Natur gelingt. Dazu verrät Gottfried Hochgruber wertvolle Tipps für die Herbst- und Winterzeit.
Puschtra: Herr Hochgruber, ist wirklich gegen jede Krankheit ein Kraut gewachsen?
Gottfried Hochgruber: Mit 100-prozentiger Sicherheit!
Wie sind Sie zu den Kräutern gekommen oder haben die Kräuter Sie gefunden?
Ich glaube, der Wandel der Zeit hat damit zu tun! Ich war im Kurort Bad Waltersdorf auf Urlaub und dort habe ich einen Teich gesehen, der mich so fasziniert und nicht mehr losgelassen hat, dass ich mich nach dem Heimkommen sofort daran gemacht habe auf meinem Hof einen Teich anzulegen: Das war der Anfang von meiner Geschichte! Die Böschungen an diesem Teich mussten bepflanzt werden und damit habe ich angefangen mich mit Pflanzen zu beschäftigen und bin in den Lebensmittelbereich eingestiegen. Vorerst habe ich Kräutersalze, Sirupe, Liköre usw. produziert. Vorher wusste ich nichts über Kräuter! Ich war Anfang 40!
Sie sprechen von „Neuen alternativen Heilmethoden“. Was beinhalten diese neuen Heilmethoden?
Eine andere Art der Lebensqualität, denn viele Menschen haben heute Probleme. Zum Begriff alternativ muss ich dazusagen, dass alternativ nicht ohne konventionell funktioniert d.h. zuerst muss ich mich auch mit der Medizin anfreunden, sprich mich mit der Anatomie mit den gesamten Zusammenhängen im Körper auseinandersetzen und mich auch mit der Wirkung von Medikamenten auskennen, um mit alternativen Methoden arbeiten zu können. Beide Seiten sind wichtig, deshalb interessiere ich mich auch für die Schulmedizin und habe mir in diesen Forschungsbereichen auch Wissen angeeignet.
Sie wollen altes Wissen wiederbeleben und es an die neue Zeit anpassen. Woher stammt ihr Wissensschatz?
Altes Wissen ist meist mündlich überliefert. Natürlich gibt es historische Werke, die alte Weisheiten über die Gesundheit beinhalten, diese können aber nicht eins zu eins übernommen werden. Ich habe sehr viele mündliche Gespräche geführt und auch zahlreiche Zugänge weltweit über die Forschung bekommen.
Dieses alte Wissen wird also an heutige gesundheitliche Erkenntnisse angepasst. Können Sie unseren Lesern und Leserinnen dazu ein Beispiel nennen?
Ja, genau! Diese alten Methoden müssen an die heutige Zeit angepasst werden, dass sie funktionieren können. Ein Beispiel dafür wäre das Auflegen von Zwiebel bei Beschwerden im Bereich der Bronchien. Funktioniert natürlich immer noch, aber der Geruch ist mehr als gewöhnungsbedürftig (lacht). Hier kann die gleiche Wirkung mit anderen Pflanzen gewonnen werden. So kann zum Beispiel bei Halsschmerzen die getrocknete Wurzel der Bibernelle eingenommen werden – eines der schnellsten und effektivsten Antibiotika.
Sie verfolgen einen ganzheitlichen Gesundheitsaspekt: Körper, Geist und Seele sind eine Einheit. Wo setzen Sie an?
Immer körperlich! Zuerst wird das Problem immer körperlich angegangen, damit der Körper sich selbst regenerieren und sich stärken kann, um mental und emotional auch stark zu sein. Energielieferant für den Körper ist die Ernährung und diese sollte so abwechslungsreich und frisch wie möglich sein. So wie die Jahreszeiten wechseln, soll auch unsere Ernährung wechseln, weil der Körper Impulse zum Arbeiten bekommt.
Wenn man Ihnen zuhört, fallen immer wieder die Worte “Zurück zur Natur“. Wie unterstützen Sie die Menschen auf dem Weg dorthin?
Es geht nur um das Lernen, nicht darum den Menschen Vorschriften zu machen. Denn wenn Menschen über Wissen verfügen, werden sie mit der Natur, mit Tieren und dem Nächsten anders umgehen. Nur mit Wissen kann man eine Gesellschaft verändern! Und wohlgemerkt, dieses Wissen ist kostenlos!
Sie plädieren immer wieder auf die Eigenverantwortung des Menschen. Wo fängt Eigenverantwortung an und wo hört sie auf?
In der eigenen Sichtweise! Ich habe das Problem und niemals ein anderer! Ich muss mich mit meinem Problem immer selbst auseinandersetzen und mich fragen, was ich selbst verändern kann, um Erfolge zu erzielen.
Sie schreiben Bücher, halten Vorträge und treten auch in einer Radiosendung auf? Wie erreichen Sie sonst noch die Menschen?
Wir haben ein kostenloses Forum, das sich ‘Gesundheitsberatung‘ nennt, wo jeder Fragen stellen kann, die ich gemeinsam mit meinem Team beantworte. Das letzte Jahr hatten wir über 1.000 Anfragen. Vorträge halte ich noch so viele, wie es meine Zeit erlaubt, vorwiegend in Deutschland. In Südtirol hatte ich am 20. August den letzten Eventvortrag. Viermal im Jahr erscheint auch das Journal “Der Weg zurück zur Natur“.
In der Herbst- und Winterzeit ist unser Körper besonders gefordert: Bakterien und Viren haben bei einem geschwächtem Immunsystem leichtes Spiel. Hier einige Kräuter-Tipps von Gottfried Hochgruber für die kalte Jahreszeit.
Hagebutte: Aufgrund ihres hohen Vitamin-C-Gehaltes eignen sich die Früchte besonders als immunstärkendes Mittel und als Vorbeugung von Erkältungskrankheiten. Die Einnahme kann sowohl in Pulver- als auch in Frischform als nicht erhitztes Mus erfolgen. Pulverisiert ist die Hagebutte das beste Mittel gegen Arthrose. Sie baut durch den in den harten Kernen vorkommenden Aktivwirkstoff Galaktolipid den Schmierstoff in den Gelenken von innen her auf. Bei der Arthrose werden jeden Tag 2 Teelöffel eingenommen. Zur Vorbeugung und als Aufbaumittel nimmt man täglich 1 Teelöffel ein. Dazu hat die Hagebutte eine leichte blutverdünnende Wirkung. Die Hagebuttenkerne enthalten reichlich Kieselsäure und beugen dadurch in Pulverform Cellulitis vor.
Beifuß: In der Gemmotherapie wird die Beifußwurzel als ein sehr starkes immunstärkendes Mittel eingesetzt. Die Immunstärkende Wirkung ist mit jener der Zistrose gleichzusetzen. Beifußwurzeltee und Beifußwurzeltinktur helfen gegen lange, starke und schmerzende Menstruation, reguliert den Hormonhaushalt der Frau, wird bei unerfülltem Kinderwunsch eingesetzt und hat eine anregende Wirkung auf die Hirnanhangdrüse, die viele Hormonelle Funktionen im Körper beeinflusst und dadurch, die eigenständige Hormonproduktion von verschiedenen Drüsen des Körpers (z.B. Schilddrüse oder Nebenniere) beeinflusst.
Sanddorn: Sanddornbeeren haben einen sehr hohen Vitamin-C-Gehalt und überschreiten jenen der Zitrone und Orange bei weitem. Durch den hohen Vitamingehalt der Sanddornbeeren werden die Abwehrkräfte aktiviert. Pulverisiert wirken die Sanddornkerne cholesterinsenkend. Täglich wird ein ½ Teelöffel des Pulvers eingenommen. Durch den hohen Gehalt an Carotinoiden schützen die Sanddornbeeren vor den Folgeschäden der Sonneneinstrahlung und unterstützen die Regeneration der Haut bei Sonnenbrand und eignen sich als vorbeugendes Sonnenschutzmittel.
Preiselbeere: Das Pulver der Preiselbeere hat eine immunstärkende Wirkung und sollte immer wieder in die tägliche Ernährung eingebaut werden, denn dadurch nimmt der Körper immer wieder immunstärkende Stoffe auf. Auch die Früchte der Preiselbeere in Tinkturform haben eine hohe immunstärkende Wirkung. Ansonsten werden die jungen Blatttriebe der Preiselbeere in der Gemmotherapie für folgende Beschwerden eingesetzt: Wechseljahrbeschwerden, zum Aufbau der Darmflora z.B. nach Antibiotikaeinnahme, weiters haben sie eine hormonausgleichende Wirkung.
Wacholder: Die Wacholderbeere ist eines der stärksten, antibakteriellen, antiviralen und keimtötenden Mittel, das nur in Trockener- oder Frischform, jedoch nicht in Tinkturform, eingenommen wird. Die Wacholderbeere löst festsitzenden Schleim und wird bei Asthmatikern sehr geschätzt. Bei den ersten Anzeichen einer Grippe können ebenfalls bis zu 4 Beeren gekaut und geschluckt werden. Auch bei Rheuma und Gicht kann der Wacholderbeerentee eingesetzt werden. Das Wacholderbeerensalz ist eines der drei wertvollsten Salze, da die Wacholderbeere sowohl antiviral als auch antibakteriell und keimtötend wirkt.
Rosmarin: Rosmarin wirkt erwärmend und regt den Kreislauf und die Durchblutung an. Ein Bad von 5 bis 10 Minuten im Rosmarintee schafft Abhilfe bei kalten Händen und Füßen. Der Tee wird 10 Minuten leicht gekocht. Rosmarintee hilft bei anhaltender Müdigkeit und ist zudem blutdruck- und pulssteigernd: Es soll für 1 Woche morgens und mittags (nicht abends!) je 1 Tasse getrunken werden (Ziehdauer 10 Minuten). Bei erhöhtem Blutdruck darf der Tee nicht getrunken werden. Rosmarin ist aufgrund der erwärmenden Wirkung Bestandteil der Erwärmungssalbe, die sich auch bei Verspannungen eignet. (TL)
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