„Ich bin, was ich sehe und werde zu dem, was ich fühle.“
Lukas Schäfer ist Fotograf (30). Ein Künstler. Seine Bilder fesseln und berühren. Er zählt zu den Besten in Südtirol und weit darüber hinaus.
Wie kamen Sie zur Fotografie?
Durch das Freestyle-Skifahren, das ich bis vor Kurzem professionell ausübte. Ich war im Nationalteam und auf der ganzen Welt zu Wettbewerben und Weltcups unterwegs. Allerdings verletzte ich mich öfters – und in dieser Zeit suchte ich nach Alternativen. Mit Kollegen hatte ich bereits mehrere Filme über das Freestylen gedreht und so kam mir die Idee, mich näher mit Filmen und Fotografieren zu befassen. Nachdem mir erfolgreiche Image-Filme gelangen, machte ich meine Leidenschaft zum Beruf und bin nun Fotograf und Filmer. Am 14. November wird übrigens in „Bergwelten“ auf Servus-TV der Film „Lichtjäger“ ausgestrahlt, den ich zusammen mit einem Kollegen erstellte und der mein Leben als Fotograf, Filmer und Skifahrer zeigt. Im Film bin ich besonderen Lichtstimmungen auf der Spur sowie Freestyle-Aktionen wie die Abfahrt in einer Steilwand im Abendrot.
Ihre Stärke ist die Naturfotografie, warum?
Bereits als Kind war ich gerne im Wald unterwegs und beobachtete Tiere. Täglich nach der Schule streunte ich durch das Gebüsch und hielt nach Vögeln Ausschau. Bergsteigen ist ebenso meine Leidenschaft. Und so bin ich jetzt tagelang auf den Bergen und biwakiere dort, um besondere Lichtfluten nicht zu verpassen, Zeitraffer-Aufnahmen der Wolkenspiele einzufangen oder Aktionen durch Slow Motion zu intensivieren. Durch das nächtelange Unterwegssein auf den Bergen erfuhr ich einen coolen Zugang zur Natur. In der Natur wird mein Kopf frei.
Naturfotografie ist doch mit sehr viel Aufwand verbunden…
Ja. Zum Equipment kommt noch Zelt, Bergausrüstung und Verpflegung dazu und so wiegt mein Rucksack oft über 20 Kilogramm. Zugute kommt mir, dass ich seit meiner Kindheit gesportelt habe und fit bin. Mir gefällt die Einsamkeit am Berg, der Kontakt mit der Wildnis, und verbunden mit der Fotografie wird es ein Gesamtabenteuer. Ich bin gerne auch bei schlechtem Wetter unterwegs, wenn du die Kraft der Natur, des Windes spürst. Kälte lässt wunderbare Lichtstimmungen entstehen. Da fühle ich mich volle lebendig.
Wie sieht das perfekte Bild aus?
Wenn du einem außergewöhnlichen Moment Dauer verleihst. Es ist eine Bild, über das du nicht hinwegsiehst und das dich auch dann noch begeistert, wenn du es schon öfters angeschaut hast. Ein gutes Foto wirkt magisch, zauberhaft, mystisch. Ich erhielt übrigens Auszeichnungen beim internationalen Naturfotografiewettbewerb Asferico 2021 und 2022, den 1. Platz beim Bird Photographer oft he Year in der Kategorie Video, den 1. Platz beim Fotowettbewerb „Biodiversität im urbanen Raum“ der Stadt Bruneck sowie den 2. Platz als Naturfotograf des Jahres 2020 der Strix Naturfotografen Südtirol. Die Preise motivieren mich, noch härter zu arbeiten. Ich organisiere übrigens auch Fotoworkshops und Vorträge, um anderen Leuten den Zugang zur Fotografie zu zeigen.
Wie kamen Sie zum technischen Know-how?
Ein Kollege zeigte mir einige Grundkenntnisse, den Rest habe ich mir selbst beigebracht. Das Wichtigste beim Fotografieren ist die Kreativität, mit dem Moment und den technischen Einflüssen der Kamera zu spielen. Frustrierend für mich ist weniger, wenn ich von einer Fototour mit keinem guten Bild zurückkomme, sondern wenn ich einen guten Moment verpasse. Es motiviert mich dann, das nächste Mal noch aufmerksamer zu sein. Wäre es einfach, ein gutes Bild zu machen, würde mich das langweilen. Die Herausforderung macht das Fotografieren so interessant. Mittlerweile habe ich über 120.000 Fotos in meinem Archiv.
Fotografieren basiert auf Sekunden …
Ja, Die Fotografie lehrte mich die Schönheit des Augenblicks. Der Augenblick kreiert Vergangenheit und Zukunft. Wenn du nicht die Schönheit im Augenblick erkennst, erkennst du sie nie. Du begreifst, wie wertvoll ein Moment ist.
Gibt es Träume?
Mein erster Traum mit Erfolgen im Freestylen ging bereits in Erfüllung. Jetzt ist mein Traum, die Zeit, die mir auf der Welt zur Verfügung steht, so zu nutzen, dass ich Dinge tun kann, die mich inspirieren – um damit andere Menschen zu inspirieren. Mit der Fotografie möchte ich die Emotionen, die ich in der Natur empfinde, anderen weitergeben. Damit immer mehr Leute erkennen, wie schön und wertvoll der Moment ist und wie schützenswert und zerbrechlich unser Lebensraum. Die Natur ist unser Zuhause. Um die Schönheit der Natur zu betrachten, haben viele Leute nicht die Zeit und Motivation dazu. Durch meine Fotografie möchte ich deshalb vor allem jungen Menschen zeigen, wie cool Natur ist. Mit den Fotos will ich sie im Innersten aufwühlen, damit sie ebenso solch schöne Momente erleben möchten. (IB)
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