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Der Weg ins Grüne

Die Auswirkungen des Klimawandels sind auch bei uns zunehmend spürbar. Das Land Südtirol hat den „Klimaplan Südtirol 2040“ vorgestellt und sich darin ambitionierte Ziele gesetzt. Laut Klimaplan werden in den Südtiroler Gemeinden in den nächsten Jahren wichtige Schritte gesetzt werden. Der Präsident der Bezirksgemeinschaft Pustertal, Robert Alexander Steger, erklärt im Interview mit dem Puschtra , wie der Weg zur Klima- und Energieregion Pustertal aussieht.

Puschtra: Herr Steger, welche Klimaschutzvorgaben sieht der „Klimaplan Südtirol 2040“ für die Südtiroler Gemeinden vor?
Robert Alexander Steger: Kurzum richtet sich der Klimaplan Südtirol nach den Europäischen Richtlinien, die bis 2050 für ganz Europa Klimaneutralität vorsehen. Die Landesregierung geht im ‘Klimaplan Südtirol 2040 – Allgemeiner Teil, der am 6. September vorgestellt wurde, allerdings noch einen Schritt weiter und will dieses Ziel schon zehn Jahre früher erreichen. Inwieweit dieses Ziel realistisch ist, bleibt für mich fraglich. Meiner Meinung nach ist dieses Null-Emissionen-Ziel 2040 nicht nur sehr ambitioniert, sondern nicht realistisch. Laut Plan muss jede Gemeinde in Südtirol bis 2024 einen Klimaschutzplan ausarbeiten, für den es vom Land dann auch Förderungen gibt. Voraussetzung dafür ist zum Beispiel auch die Teilnahme am ProgrammKlimaGemeinde der Agentur für Energie Südtirol – KlimaHaus.

Der Präsident der Bezirksgemeinschaft Pustertal, Robert Alexander Steger.

Auf Initiative der Bezirksgemeinschaft Pustertal gibt es eine Zusammenarbeit aller Gemeinden mit einem gemeinsamem Ziel: Klima- und Energieregion Pustertal zu werden. Was bedeutet das konkret?
Im Pustertal haben bis jetzt nur zwei Gemeinden – Innichen und Abtei – einen Klimaschutzplan ausgearbeitet, die Gemeinden Ahrntal und Sexten sind mit der Ausarbeitung gestartet und Sand in Taufers hat bereits eine Datenerhebung gemacht, aber der Rest der insgesamt 26 Pusterer Gemeinden steht mit dieser Aufgabe noch am Anfang. Deshalb ist es sinnvoll bürokratische Aufgaben zu bündeln, die Gemeinden zu entlasten, Kosten einzusparen und eine bezirksweite Lösung zu erreichen. Darum hat die Bezirksgemeinschaft Pustertal zu Jahresbeginn den Mitgliedsgemeinden ihre Unterstützung bei der Erstellung der Klimaschutzpläne und der Erfüllung der Fördervoraussetzung, sowie die diesbezügliche bezirksweite Koordination angeboten: Der Auftrag wurde an die Firma Inewa Consulting aus Bozen vergeben, die alle 26 Mitgliedsgemeinden in Sachen Klimaschutzplan betreuen wird. Das Software-Paket für das ProgrammKlimaGemeinde der KlimaHaus-Agentur wurde angekauft, da für die Klimaschutzpläne eine Energiebuchhaltung notwendig ist, die den Energieverbrauch festhält. Eine weitere Voraussetzung der Gemeinden sind auch die Lichtpläne für die öffentliche Beleuchtung, wo das Potenzial für das Einsparen von Energie erheblich ist. Im Pustertal haben sich in diesem Bereich zum Beispiel nur fünf Gemeinden noch nicht mit diesem Thema beschäftigt. Dazu müssen in den Gemeinden Klimaberatungen des Ökoinstituts Südtirols in Anspruch genommen werden.

Wie viele Gemeinden sind aktuell bei dieser Zusammenarbeit beteiligt?
Mittlerweile beteiligen sich alle 26 Gemeinden am Projekt, je nach Stand der bisherigen Umsetzung. Auch die beiden Gemeinden Innichen und Abtei sind, trotz abgeschlossener Klimaschutzpläne auch dabei, da ihre Ergebnisse auch in die Klima- und Energieregion Pustertal mit einfließen.

Wie greift das Land den Gemeinden bei der Finanzierung der Klimaschutzpläne unter die Arme?
Das gemeinsame Förderansuchen für alle Gemeinden wurde von der Bezirksgemeinschaft bereits eingereicht. Die Erstellung der Klimaschutzpläne an sich, als auch die Energie-Beratungsstunden, die notwendig sind, werden mit Beiträgen gefördert. Eine Hochrechnung ergab einen Gesamtbetrag von 550.000 Euro für alle Gemeinden, von denen 190.000 Euro vom Land finanziert werden.

Bei der Auftaktveranstaltung “Klimaschutzpläne Pustertal“ in Dietenheim haben auch österreichische Vorbildregionen ihre Klimapläne vorgestellt.

Welche Inhaltlichen Schwerpunkte werden die Klimaschutzpläne der Pustertaler Gemeinden aufweisen?
Der Auftrag sieht vor, dass die Firma Inewa Consulting für die Mitgliedsgemeinden einen gemeindlichen Klimaschutzplan erstellt, der auch übergemeindliche Klima- und Energiemaßnahmen mit berücksichtigt und einen Bezirksklimaplan erstellt. Innerhalb von 2025 erarbeiten die Gemeinden Strategien und Pläne zur Klimawandeladaption als Teilkapitel im Zuge der Gemeindeentwicklungsplanung. Beispiele für den Klimaschutzplan sind etwa: Die Minderung der Ursachen des Klimawandels, Verringerung der CO2-Emissionen, Anpassung an die Folgen des Klimawandels, Resilienz der natürlichen, sozialen und ökonomischen Systeme usw.

Was passiert, wenn Gemeinden die Umsetzung der Klimaschutzvorgaben laut „Klimaplan Südtirol 2040“ innerhalb 2024 nicht schaffen?
Genau! Die Vorgaben des Landes verlangen, dass bis 2024 die Klimaschutzpläne der Gemeinden gemacht werden müssen. In der ursprünglichen Fassung des Landesklimaplanes waren auch Sanktionen enthalten, die jetzt nicht mehr gelten. Dennoch denke ich, dass mittlerweile jede Gemeinde verstanden hat, wie wichtig der Klimaschutz ist und dass Energieeinsparungen auch bei den derzeitigen extrem hohen Energiepreisen auch enorme Einsparungspotentiale mit sich bringen. Deshalb bin ich guter Dinge, dass alle Gemeinden die Klimaschutzpläne bis 2024 erstellt haben werden.

Vor kurzem hat in Dietenheim die Auftaktveranstaltung “Klimaschutzpläne Pustertal“ stattgefunden, wo auch österreichische Vorbildregionen ihre Klimapläne vorgestellt haben. Können Sie uns dazu Beispiele nennen?
Ja, die Veranstaltung am 30. September galt als Auftaktveranstaltung für die Klimaschutzpläne der Pustertaler Gemeinden und war sehr gut besucht. An die 60 Personen verfolgten die Ausführungen der verschiedenen Referenten und Referentinnen. Anschließend wurde noch diskutiert und offene Fragen beantwortet. Alexandra Risslegger, KEM-Managerin vom Gemeindeverband Karnische Region hat die Klima- und Energie-Modellregion (KEM) vorgestellt und Sonja Hackl, KLAR-Managerin des Jahres 2021 hat zur Klimawandelanpassungs-Modellregion (KLAR) „Freistadt“ referiert. Wichtige Botschaften beider Vorzeigemodelle aus Österreich waren das ganzheitliche Denken in Bezug auf Klima- und Energieeinsparungen, die alle Bereiche des Lebens einbeziehen. Nachhaltiges Wirtschaften – im Sinne der Enkeltauglichkeit – soll zum Selbstverständnis aller Personen und Institutionen werden. So zum Beispiel soll Marketing im Tourismus auf Nachhaltigkeitsthemen aufgebaut werden. Regionale Ressourcen, sei es Arbeitskraft, Nahrung oder erneuerbare Energie, werden genutzt und bei allen Investitionen ist die Reduktion der THG-Emissionen das Ziel. Förderungen solcher Klimaschutz-Programme gibt es in Österreich für die Sensibilisierung, als auch für die Umsetzung.

Was sind die nächsten Schritte der Pustertaler Gemeinden in Richtung Klimaschutzplan in den nächsten Monaten?
Die, die den Auftrag erhalten haben, werden jetzt jede Gemeinde kontaktieren und mit der Ausarbeitung der Klimaschutzpläne beginnen. Dazu wird in jeder Gemeinde ein Klima-Team notwendig sein. Diese Teams setzen sich aus verschiedenen VertreterInnen zusammen: einem/r VertreterIn aus der Gemeindepolitik und je einem/r VertreterIn aus der Gemeindeverwaltung, einem/r Nachhaltigkeitsbeauftragten sowie aus fünf bis zehn Interessensvertretern (Handwerk, Gastgewerbe, Landwirtschaft, Vereine usw.), je nach Möglichkeit und Größe der Gemeinde. Bei bereits zertifizierten KlimaGemeinden wird dieses Team weitgehend mit dem Energy Teams übereinstimmen. Diese werden dann die Energie- und Co2-Daten der Gemeinde erheben und Einsparungspotenziale, Vorschläge und Überlegungen für den Maßnahmenkatalog des Klimaschutzplans finden. Wichtig ist auch, dass die Anpassung des Klimawandels in den Gemeinden erhoben wird. Die Erkenntnisse werden dann auch in mehreren Veranstaltungen der Bevölkerung vorgestellt werden.

Sie sind auch Bürgermeister der Gemeinde Prettau, wie sieht es in ihrer Heimatgemeinde mit der Umsetzung des Klimaschutzplans aus?
In Prettau würde ich als gutes Beispiel die Heizformen der öffentlichen Gebäude nennen, die wir auf Hackschnitzel umgestellt haben. Ein gutes Beispiel für nachhaltige Energiemaßnahmen ist auch die energetische Sanierung des neuen Kultursaals, der vor dem Umbau als Energieschleuder bezeichnet werden kann. Jetzt fallen beim ganzen Gebäude ein Drittel der Kosten von früher an. Klimaschutz und Energieeinsparungen zahlen sich also auf jeden Fall auch finanziell aus. (TL)