Der aus Bruneck stammende Josef Bachlechner war ein namhafter Bildhauer, vor allem aber seine Gemälde machen ihn zum Künstler der Weihnacht.
„Tirol ist ein Weihnachtsland. Vielleicht in keinem anderen Land der Erde ist das Weihnachtsgeheimnis so tief ins Volksleben eingedrungen wie in Tirol“, schreibt Reimmichl. Und weiter: „Den allergrößten Einfluss auf die Tiroler Weihnachtskunst hat Meister Bachlechner ausgeübt.“ Unter dem Pseudonym Reimmichl verfasste Sebastian Rieger (1867-1953) Geschichten und Erzählungen im Tiroler Volksboten. Er wirkte als Seelsorger u.a. in Sand in Taufers, Sexten und Stilfes bei Sterzing und war ein Freund von Josef Bachlechner. Das Titelbild des legendären Reimmichlkalenders schuf Bachlechner.
Erste Schnitzereien
Josef Bachlechner wurde als drittältester Sohn des Gerbers Ludwig Bachlechner und dessen Frau Aloisia Zwischenbrugger am 28. Oktober 1861 in Bruneck geboren. Schon früh zeigte Josef die Liebe zur Kunst. Stundenlang saß der noch Vierjährige vor der Krippe seines Nachbarn, um all die Figuren zu bestaunen. Und vor dem Stand des Grödner Schnitzers, der an Markttagen in Bruneck seine Krippen und Schnitzereien feilbot, war der Knirps nicht wegzubringen, bis ihm eines Tages der Grödner ein kleines Schäfchen aus Holz schenkte. Der kleine Schatz wurde Josefs Modell, nach dem er aus einem Stück Zirbenholz mit einem Taschenmesser sein erstes Figürchen nachschnitze. Bald schon war die Sammlung hübscher Holzskulpturen so groß, dass er sie in seinem Bekanntenkreis verkaufte und die verdienten Kreuzer seiner Mutter schenkte.
Sommer in Mühlwald
Jakob Feichter, Wengerbauer in Mühwald war Fellhändler und lieferte an die Bachlechnersche Gerberei seine Felle. Als dieser dort einmal dem kleinen Josef begegnete, lud er ihn zur Sommerfrische auf seine Weng-Alm ein. Hier oben fand der Bub Inspiration und jede Menge Holz für seine Schnitzereien. Sein Gastgeber lobte die kleinen Kunststücke, was den Buben ermunterte, die Figuren immer mehr zu verfeinern. Der Wengerbauer war der erste in Josefs Leben, der dessen künstlerisches Talent ideell förderte. Der Fünfjährige blühte auf: Am nahen Wengsee ließ er seinem Übermut freien Lauf, indem er auf einem Floß über das Wasser stakte, und ein köstliches Bild mögen wohl die sonntäglichen „Gottesdienste“ der Beiden abgegeben haben. Sie setzen sich auf einen aussichtsreichen Stein nahe der Alm und schauten mit dem Fernglas zur Kirche hinab. Im Hall des fernen Glockenklangs und umgeben von Mutter Natur, fühlten sie sich dem Schöpfer nah – und hatten somit ihre Sonntagspflicht erfüllt.
Als Josef 6 Jahre alt war, kam er zu seiner Tante Anna Lusenberger nach Meran, um dort die Volksschule zu besuchen. Die Sommerferien jedoch verbrachte er immer wieder beim Wengerbauern auf der Alm. Für seinen Lehrer in Meran schnitze er ein Relief mit dem Titel „Tanz auf der Alm“.
Ausbildung zum Schnitzer
Nun erkannte auch der Vater die außergewöhnliche Begabung seines Sohnes und schickte ihn zu einem Bildschnitzer nach Gröden. Dort hielt es Josef aber nicht lange aus, besuchte dann die Fachschule für Holzschnitzerei in Bozen, bis er schließlich 1888 in Brixen beim Kunsttischler und Altarbauer eine Anstellung fand. Josef Bachlechner zog es jedoch weiter und er erhielt von 1888 bis 1896 Arbeit beim Bildhauer Josef Diechtl in Hall in Tirol. Dieser schätzte die Werke seines neuen Gesellen sehr und riet ihm, in München die Akademie zu besuchen. Josef fuhr nach München und traf Franz Defregger (1835-1921), damals Professor der Historienmalerei in der Komponierklasse der Münchner Kunstakademie, der sich Bachlechners Unterlagen ansah und ihn gleich in die Akademie aufnahm.
Arbeitsstätte in Hall
Nach dem Studium ergab es sich, Diechtls Haus in Hall zu erwerben, wo Bachlechner sich eine Werkstatt einrichtete und bald so viel Arbeit hatte, dass er bis zu 15 Gehilfen anstellen konnte, unter ihnen auch seine Brüder Ludwig, der sich dem Altarbau widmete, und Engelbert, der sich später in Welsberg als Kunstschlosser niederließ. Auch Sohn Josef wurde ein bedeutender Bildhauer.
Josef Bachlechners Meisterwerke erregten großes Aufsehen und er wurde mit Auftragsarbeiten überhäuft. Unzählige Altäre, Statuen, Kanzeln und Reliefs zieren bis heute viele Kirchen im Alpenraum und schafften es sogar bis nach Amerika und Borneo. Beeindruckend ist Bachlechners mächtiges Kruzifix am Berg Isel in Innsbruck. Im Pustertal finden wir seine Werke in der Kirche von Rein in Taufers und im Ursulinenkloster in Bruneck.
Als Anerkennung für Bachlechners künstlerischen Schaffen von sakraler Kunst ernannte ihn Papst Pius XI im Jahre 1923 zum Ritter des Gregoriusordens.
Bis heute geschätzt
Josef Bachlechner verschied am 17. Oktober 1923 in Hall. Die Grundschule und eine Straße in Bruneck tragen heute seinen Namen.
Bachlechner geht als Meister der Schnitzkunst in die Geschichte ein, aber auch als Künstler der Weihnacht. Obwohl Professor Franz Defregger ihm einst von der Malerei abriet, sind Bachlechners Gemälde immer noch genauso geschätzt wie seine Schnitzkunst. Überaus beliebt sind seine Bilder von Engeln, Hirten, Maria mit Jesukind und vom Weihnachtsgeschehen. (IB)
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