Sexten – Wirtschaftlich vielfältig und landschaftlich unverwechselbar präsentiert sich das an der Sonnenseite der Alpen gelegene Hochpustertal inmitten der „bleichen Berge“. Dass vor allem das von natürlicher Schönheit geprägte Sextental stark vom Tourismus geprägt ist, ist kein Wunder – ist es doch ein traumhaftes Ferienparadies.
Bei Innichen befindet sich der Eingang ins wunderschöne Sextental. Dieses Tal, das vom Hochpustertal in südöstliche Richtung abzweigt, ist etwa 20 Kilometer lang. Es reicht nach Süden in den Naturpark Drei Zinnen mit mehreren Dreitausendern hinein; zwei südliche Seitentäler sind das Innerfeldtal und das Fischleintal. Neben dem Hauptort Sexten/St. Veit umfasst Sexten die Ortschaften Außerbauerschaft, Außerberg, Kiniger, Mitterberg, Moos und Schmieden und erstreckt sich von 1.244 Metern Meereshöhe bis hinauf auf die 3.152 Meter hohe Dreischusterspitze. Knapp 2.000 Einwohner hat Sexten und eine stolze Anzahl an 5.000 Gästebetten. Zahlen, die für sich sprechen. Nicht zu übersehen, welche Rolle der Tourismus in einem Ort wie diesem spielt. „Der Tourismus ist bei uns in Sexten unbestritten der stärkste Wirtschaftszweig, der alle anderen Wirtschaftssektoren mitzieht“, sagt Thomas Summerer, der Bürgermeister der Gemeinde Sexten. Dabei seien die Saisonen, gemessen an der Wirtschaftsleistung (Nächtigungen Sommer 60 Prozent, Winter 40 Prozent), also Winter- und Sommersaison, ziemlich gleichmäßig verteilt und pro Jahr werden insgesamt an die 800.000 Nächtigungen realisiert. Ein starker Tourismusort also, der unter anderem auf den Säulen einer gesunden Landwirtschaft und gut arbeitender Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe fußt. Doch gerade erstere ist es, die dem Bürgermeister Sorgen bereitet. „Die Landwirtschaft hat zurzeit keine einfachen Rahmenbedingungen: das sind zum einen die stark angestiegenen Energie- und Futtermittelpreise und zum anderen die Schwierigkeiten, die eigenen Produkte zu guten Preisen am Markt absetzen zu können.“ Auch sei das Thema der Hofübergabe ein heikles und so kommt es, dass der Berufsstand des Landwirtes eher ab- als aufbaut. Ein Umstand, den Thomas Summerer als äußerst bedauerlich und bedenklich beschreibt, und das nicht allein deshalb, weil die Landwirtschaft als lokaler Produkterzeuger und Landschaftspfleger eine große Rolle spielt: „Wir sind von der Historie her ein Bergbauerndorf, deshalb müssen wir nun aufpassen, dass die Seele des Dorfes nicht verloren geht.“
Natur als größtes Kapital
In Sexten gilt es ganz besonders, eine gute Partnerschaft zwischen den verschiedenen Wirtschaftszweigen und dem Naturschutz zu pflegen. Schließlich ist die attraktive Landschaft das wohl größte Kapital „des Dorfes der Drei Zinnen“. Das Gebiet rund um Sexten ist reich an einzigartigen Schätzen botanischer und zoologischer Seltenheiten, die im Naturpark Drei Zinnen unter Schutz stehen. Dieser umfasst eine Fläche von fast 11.900 Hektar, die auf die Gemeinden Innichen, Sexten und Toblach verteilt ist. Der Naturpark Drei Zinnen umfasst den nordöstlichen Teil der Dolomiten und wird im Norden durch das Pustertal, im Osten vom Sextner Tal, im Süden durch die Landesgrenze zu Belluno hin und im Westen durch das Höhlensteintal begrenzt. Seit 2009 gehört er zum Dolomiten UNESCO Welterbe und ist Teil des europaweiten Schutzgebiets-Netzwerks Natura 2000, welches vorrangig den Schutz der Lebensräume sowie der wild lebenden Tier- und Pflanzenarten zum Ziel hat. Ein Ziel, das auch dem Bürgermeister wichtig ist. „Wir befinden uns in einem Spannungsfeld von Wirtschaft, Natur und Umwelt und müssen uns immer wieder die eine Frage stellen: ist das wirtschaftlich Notwendige auch für Landschaft und Umwelt verträglich?“ Gerade im Tourismus ist für Thomas Summerer nun die Zeit des Umdenkens da: „Wir haben in vielen Bereichen ein gewisses Niveau erreicht, das es nun nicht mehr weiter auszubauen, sondern so gut wie möglich zu verwalten gilt. Im Sinne der Nachhaltigkeit sollten wir also nicht auf Quantität, sondern vielmehr auf Qualität achten. So zukunftsstark der Tourismus auch ist, ist es nun auch wichtig, ihn klug und richtig zu dosieren. Nur so kann die Lebensqualität für Bürger und Gäste gleichermaßen erhalten bleiben.“
Solides Handwerk
Das Handwerk und die verschiedensten Handwerksbetriebe beschreibt Bürgermeister Thomas Summerer als „solide“. Es sei eigentlich alles vorhanden, was es im Gemeindegebiet so brauche. Stark vertreten ist in Sexten der Bausektor, zudem gibt es Tischler, Spengler, Maler, Schlosser, Elektriker, aber auch Metzger, Bäcker und Konditoren sind vertreten. Zum Großteil handelt es sich bei den Handwerksbetrieben um kleinstrukturierte Betriebe, die zu guten Bedingungen arbeiten. Sie bieten Arbeitsplätze, was die Grundlage für viele Familien ist, und sie tragen wesentlich zur Lebensqualität vor Ort bei. „Doch auch hier zeichnet sich der Fachkräftemangel ab“, erzählt der Bürgermeister, der betont, wie wichtig es der Gemeinde ist, gerade auch im Hinblick aufs Handwerk möglichst gute Rahmenbedingen zu schaffen. So gilt es beispielsweise auch, neuen Gewerbegrund ausfindig zu machen, was gar nicht einfach ist, da der gefragte Grund in der Talsohle durchaus knapp ist und Neuausweisungen durch das neue Gesetz für Raum und Landschaft einer sehr restriktiven Handhabung unterliegen.
Aufwertung des Handels
In Sachen Nahversorgung sieht es im Gemeindegebiet von Sexten noch relativ gut aus. Das Entscheidende dabei ist, dass der Einzelhandel im Dorf stattfindet. Dieser sorgt nicht allein der nahen Waren wegen für mehr Lebensqualität, sondern auch wegen seines wertvollen Beitrags für ein attraktives, lebendiges und lebenswertes Dorfleben. Doch wer genau hinsieht, merkt, dass sich in Sexten gerade der Handel schwer tut. „Die Grenznähe, fehlendes Angebot und die ausbaufähige Exklusivität tragen dazu bei, dass der Handel kein Leichtes hat“, beschreibt der Bürgermeister die Situation. Die Geschäfte vor Ort befänden sich in einer gewissen Spirale, so Summerer, denn niedrige Frequenz wirkt sich auf Produktvielfalt und Preisgestaltung aus, was wiederum die Kaufabwanderung noch beschleunigt. Zudem ist der Online-Handel dafür verantwortlich, dass sich der gesamte Sektor im Wandel befindet. „Wir machen uns derzeit viele Gedanken, wie wir den Handel vor Ort aufwerten und die Zentren stärken und attraktiver machen könnten“, sagt der Bürgermeister. Sicher ist: Für die stationären Händler wird die Umsetzung der eigenen Stärken in Zukunft umso wichtiger. Dazu gehören beispielsweise der persönliche Kontakt zu den Kunden, Freundlichkeit, individuelle fachkundige Beratung, ein guter Service, Vertrauen gegenüber dem Händler und dem Produkt, die Nähe zu den Menschen und nicht zuletzt das Übermitteln von Emotionen. Einen anderen Trend stellen die regionalen Produkte dar, die sich auch in Sexten großer Beliebtheit erfreuen. Nicht nur in den Geschäften, auch in Restaurants, Hotels und auf Märkten ist die bunte Vielfalt aus Südtirol Programm. Es wird geschätzt, was vor Ort produziert wird, und das nicht nur in Bezug auf die verschiedensten Lebensmittel, sondern auch betreffend Gebrauchsgegenstände und Alltagswaren. Sexten hat diesbezüglich mit eigenen Produkten, einer eigenen Sennerei und vielen engagierten und innovativen Produzenten gar einiges zu bieten. Deshalb bleibt der Bürgermeister optimistisch, nicht nur in puncto Handel, sondern generell, was die Wirtschaft vor Ort betrifft: „Wir haben tatsächlich das Glück, in Breitengraden zu leben, die uns einen optimistischen Blick in die Zukunft erlauben. Allerdings gilt es laufend, Entwicklungen zu beobachten und die Zeichen der Zeit zu erkennen und richtig zu deuten; wenn nötig, muss auch einmal gegengesteuert und in die Richtung gelenkt werden. Wenn das gelingt, können wir zuversichtlich in die Zukunft blicken.“ (SH)
Es gibt derzeit keine bevorstehenden Veranstaltungen.