La Villa – Luca Pescollderungg ist einer der herausragendsten Extremsportler Italiens. Der 32-Järige aus dem Gadertal ist Extrem-Läufer und betreibt zudem eine junge Sportart, die Körper und Geist alles abverlangt, aber nur wenigen Südtriolern ein Begriff ist: Das Spartan-Race.
Im Interview mit dem spricht der Gadertaler Extremsportler über Erfolge, seine körperlichen Probleme und die faszinierende Sportart Extrem-Hindernislauf.
Puschtra: Luca lass uns auf deine Anfänge zurückblicken, warst du immer schon im Ausdauersport verankert?
Luca Pescollderungg: Seit meiner Kindheit habe ich Fußball gespielt. In der Jugend war ich bei St. Georgen, war zwei Jahre lang in der Oberliga bei den „Jergina“ und Ahrntal, ehe ich mit 22 Jahren meine Fußballkarriere wegen anhaltender Knieprobleme beenden musste. Für die folgenden zwei, drei Jahre habe ich wie verrückt Fitness gemacht, ging in Richtung Body Building, wo ich 15 Kilogramm Muskelmasse zugelegt habe.
Wie bist du daraufhin zum Ultra-Athlet geworden?
Damals habe ich als Förster gearbeitet und war viel in den Bergen unterwegs, was mir getaugt hat, allerdings habe ich feststellen müssen, dass es mit meinem Körpergewicht bergauf nicht gerade leicht war, schnell war ich komplett außer Atem. Beim Ausgehen habe ich mich ziemlich gehen lassen, mir fehlte einfach ein Ziel, auf das ich hinarbeiten muss. Dann sprach mich ein Kollege an, dass es da eine neue Sportart gibt, die wirklich cool ist. Erst hörte ich nicht einmal genau zu. Erst später informierte ich mich im Internet und meldete mich für mein erstes Spartan-Race an. Beim Sportarzt holte ich mir erste Infos übers Training, so fing alles an.
Spartan, erkläre uns was das überhaupt ist?
Ein Spartan-Race ist ein Extrem-Hindernislauf, wo verschiedenste Hindernisse bewältigt werden müssen, wie Autoreifen rollen oder von Seil zu Seil schwingen ähnlich wie beim Ninja Warriors. Es gibt verschiedene Disziplinen und Distanzen, die von fünf bis 50 Kilometer reichen und meist Höhenmeter beinhalten. Wer bei einer Übung einen Fehler macht, muss als Strafe 30 saubere Burpees machen oder heuer neu eine Strafrunde mit Sandsäcken als Zusatzgewicht absolvieren, wer dabei schummelt bekommt eine Zeitstrafe. Der Wettkampf startet mit dem typischen Schlachtruf der antiken Spartaner Krieger: „AROO“.
Was fasziniert dich bei dieser Sportart und woher nimmst du die Motivation, dich so zu quälen?
Die Sportart an und für sich ist gewaltig! Du musst körperlich alles mitbringen, Kraft, Ausdauer, Koordination, Gleichgewicht und mentale Stärke, es wird einem wirklich alles abverlangt. Zudem ist die richtige Technik essenziell, den nur über Kraft kannst du auch nicht alles reißen. Zudem kann bis zum Schluss alles passieren, fertig ist es erst im Ziel. Auch für den Zuschauern wird einiges geboten. Ich habe bei den Rennen oft meinen Vater dabei, der von dem Sport von Beginn an fasziniert war.
Nun bist du auch in anderen Sportarten erfolgreich unterwegs, wie bekommst du das enorme Trainingspensum mit einem Vollzeitjob unter einen Hut?
Bei den Rennen bin ich oft gegen Profis oder Halbprofis unterwegs, da habe ich nichts zu verlieren, mit dieser Lockerheit gehe ich an den Start. Ich bin beim Tourismusverein Alta Badia angestellt, die gleichzeitig auch mein Sponsor sind. In meiner Freizeit dreht sich natürlich alles um den Sport. Im Sommer ist es ja lange hell, da kann ich nach Feierabend ab 17.00 Uhr gut trainieren. Hauptsächlich Skitour, Bergtouren, Laufen und Radfahren, sowie etwas Krafttraining stehen auf dem Programm. Wöchentlich komme ich auf 16 bis 21 Trainingsstunden, die 15 Kilo extra habe ich dadurch wieder abgespeckt. Hinterm Haus habe ich mir ein Gerüst aufgebaut, wo ich einige Spartan-Hindernisse simulieren und an meiner Technik und Haltekraft feilen kann.
Vor kurzem bist du in die Saison gestartet, wie ist dir der Auftakt gelungen?
Seit einiger Zeit ist bei mir der Wurm drinnen, hatte ein Problem nach dem anderen! Seit über einem halben Jahr habe ich immer wieder mit Achillessehnenproblemen zu kämpfen. Anfangs war es nur eine kleine Entzündung, die ich aber nie richtig ausheilen konnte. Zwar musste ich nie komplett pausieren, allerdings war ich im Training stark eingeschränkt, von meiner Topform bin ich noch ein gutes Stück entfernt. Dann bin ich beim Lauf in Spanien noch umgeknickt, wenn’s läuft dann läufts und wenn nicht dann nicht.“
Die Saison ist jung, den Spieß kannst du noch umdrehen!
„Mittlerweile bin ich auch als Skyrunner bei der Elite World Series unterwegs, wo ich letztes Jahr bei meinem Debüt auf Anhieb vierter wurde. Spartan Races mach ich nur noch eine handvoll im Jahr, die zehren schon sehr an der Substanz. Diese Woche bin ich in Slowenien am Start, der Fokus liegt mit Sicherheit auf den Europameisterschaften Anfang Juli in Andorra.
Auf welche deiner Leistungen bist du besonders stolz?
Mein größter Erfolg war sicherlich der Vizeeuropameister-Titel 2021 in Verbier. Auf das Event habe ich mich ein Jahr lang speziell vorbereitet. Der selektive Kurs dort liegt mir, je technischer, desto besser für mich. Europameister wurde Jonathan Albon, der zu den Superstars der Berglaufszene zählt. Hinter ihm duellierten wir uns zu sechst um das Podest, dies war eines meiner besten Rennen. Zudem bin ich Vize-Italienmeister, beim Dolomiti Extrem Trail habe ich den Kursrekord aufgestellt, da waren schon einige gute Performances dabei. Alle Rennen, die ich gern bestreiten würde, kann ich leider nicht machen, das geht sich finanziell nicht aus, die Reisespesen sind zu groß. Vor der Pandemie war es noch einfach an Sponsoren ranzukommen. Da sind die Sozialen Netzwerke wichtig, sich gut zu vermarkten.
Luca, Danke für das Interview und alles Gute! (MT)