Nur ein Kilometer trennt St. Georgen von Bruneck; wobei dieser Kilometer kaum noch auszumachen ist, weil beide Fraktionen mittlerweile fast nahtlos ineinander übergehen. Und genau das macht die Beliebtheit dieses Dorfes als Wirtschaftsstandort vermutlich aus: die unmittelbare Nähe zur Stadt, kombiniert mit allen Vorteilen des ländlichen Ambientes.
Das landwirtschaftlich geprägte Dorf St. Georgen liegt am Eingang zum Tauferer Ahrntal auf 832 Metern Meereshöhe idyllisch inmitten von gepflegten Äckern und Wiesen. Doch neben der Landwirtschaft haben hier längst auch andere Wirtschaftszweige Fuß gefasst: St. Georgen verfügt über eine ausgedehnte Handwerkerzone und einen beliebten Gewerbepark, schöne Geschäfte sowie hübsche Cafés und Hotels. Abseits der Hauptstraße, die durch St. Georgen führt, zeigt sich das Dorf als ein im Grunde genommen ruhiges Plätzchen. Ein einladender Dorfkern mit schönen, teils noch alten Höfen und Ansitzen prägt das Ortsbild. Die Kombination zwischen der Ruhe am Land und der Nähe zur Stadt haben St. Georgen in touristischer Hinsicht Glück gebracht. Denn egal, ob im Sommer oder im Winter, das charmante Urlaubsdorf bietet seinen Besuchern beste Bedingungen für erholsame Ferientage sowohl auf dem Land, als auch in der ein Kilometer entfernten Stadt. Denn in nur wenigen Minuten lässt sich die Rienzstadt über den Rad- oder Fußweg erreichen. Fast gänzlich zusammengewachsen sind St. Georgen mit Bruneck und Stegen am Nordring, wo sich in den letzten zwei Jahrzehnten viele Unternehmer und Firmen aus den verschiedensten Sparten niedergelassen haben. Die leichte Erreichbarkeit und die Nähe zur Stadt machen den Nordring zum idealen Wirtschaftsstandort.
Natur und Geschichte St. Georgens
Wie eingangs erwähnt, ist die Landwirtschaft eine wichtige Wirtschaftssäule in St. Georgen. Diese hat hier eine jahrhundertlange Tradition und hat auch heute noch eine verhältnismäßig große Bedeutung. Vor allem als Landschaftspfleger und Hersteller hofeigener Produkte, als Arche für aussterbende Nutztierrassen und als Anbieter verschiedenster Dienstleistungen wie beispielsweise dem Tagesmutterdienst, der Seniorenbetreuung und Hofführungen haben sich St. Georgens Landwirte einen überaus guten Ruf erarbeitet. Obwohl die meisten von ihnen gezwungen sind, einer zweiten Arbeit nachzugehen, weil sie von der Landwirtschaft allein nicht leben könnten, gibt es sie doch, die Landwirte, die ihre Arbeit auf dem Hof mit viel Freude, Motivation und Leidenschaft weiterführen. Als lukrativen Nebenerwerb innerhalb der Landwirtschaft hat sich der Urlaub auf dem Bauernhof entwickelt. Immer mehr Gäste genießen den ruhigen Urlaub inmitten der Natur im besonderen Flair eines landwirtschaftlichen Betriebes. Auch dies ist ein Beispiel für einen gelungenen Brückenschlag zwischen den verschiedenen Wirtschaftszweigen, den man in St. Georgen besonders gut beobachten kann.
Großes Potential hat auch die Naturlandschaft rund um St. Georgen. Die Ahr teilt das Dorf in zwei Hälften und sie ist es auch, die diesen Ort schon immer stark geprägt hat. Heute ist St. Georgen vom Naturschutzgebiet Ahrauen umgeben. Diese stellen ein wichtiges Rückzugsgebiet für viele seltene Tier- und Pflanzenarten dar. Die ehemals selbstständige Gemeinde an der Ahr – damals auch St. Georgen bei Bruneck genannt – wurde 1928 gegen den Willen der Einwohner an die Gemeinde Bruneck angeschlossen. So ist St. Georgen auch heute noch eine Fraktion des Pustertaler Hauptortes. Zweifelsohne stellt St. Georgen eine der ältesten Siedlungen des Pustertals dar. Oberhalb des Dorfes am Weg zum „Kofler am Kofl“ befinden sich zwei Hügel – die Große und die Kleine Pipe – auf denen Spuren vorgeschichtlicher Wallburgen wahrzunehmen sind. Diese belegen die frühe Besiedlung dieses Ortes. Urkundlich erstmals erwähnt – und zwar in der Funktion als Gerichtsstätte – wurde St. Georgen erstmals in einer Urkunde aus dem Jahr 861. Ein Zeuge aus dieser und noch früherer Zeit, nämlich ein Gerichtsstein, der im Volksmund Palmstein genannt wird, liegt heute noch vor der Kirche. Er ist knapp drei Meter lang und ungefähr 1,5 Meter breit, mit einer Wölbung im Boden gelagert und an der flachen Oberseite mit einigen Schalen bedeckt. Die Funktion dieser Schalen ist noch heute nicht eindeutig geklärt, doch fest steht: Dieser Stein hatte eine große Bedeutung für St. Georgen als damalige Dingstätte. Der Name Palmstein deutet auf das mittelhochdeutsche Wort „palm“ hin, was die Bedeutung von „flache Hand“ hat. Und in der Tat waren diese Palm- oder Gerichtssteine an ihrer Oberseite stets flach – auch der St. Georgener Gerichtsstein erinnert bei genauem Hinschauen in seiner Form an eine überdimensionale, ausgestreckte Handinnenfläche. Heute liegt dieser einst so wichtige Steinblock eher verwaist im gepflasterten Grundstück vor der Kirche, obwohl ihm schon allein aus historischer Sicht mehr an Aufmerksamkeit gebühren würde.
Bemerkenswerte Kirchenbauten
Kulturhistorisch interessant ist auch die schöne Dorfkirche: Ursprünglich war St. Georgen eine schon lange bestehende Urpfarrei, als sie im fernen Jahr 1014 auf Wunsch von Kaiser Heinrich II. und seiner Gemahlin Kunigunde nach Gais verlegt wurde. So wurde die St. Georgener Kirche damals zur Filialkirche der Pfarrkiche von Gais, also zur Kaplanei. Erst 1932 wurde das Gotteshaus von St. Georgen erneut zur Pfarrkirche erhoben. Der spätgotische, in seinen Fundamenten jedoch weitaus ältere Kirchenbau ist dem hl. Georg geweiht. Ihre heutige Gestalt hat die Kirche mit neugotischem Hochaltar im Jahre 1475 erhalten. Bemerkenswert an diesem Kirchenbau sind auch die Fresken an der Außenwand: Zu sehen sind dort der heilige Christophorus und die Kreuzigungsgruppe, ein Werk des Meisters Hans von Bruneck aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts. Die Edelansitze Gießbach und Gremsen zeugen heute noch vom Aufenthalt erzbischöflicher Amtsverwalter im Dorf. Den Teil des Ortes am rechten Ufer der Ahr nannte man unter Einheimischen ursprünglich schlicht Gießbach. Hauptsächlich ist diese Bezeichnung auf den gefürchteten Hirschbrunngraben zurückzuführen, der hier von den Höhen des Sambock auf 2.397 Meter Meereshöhe herunterkommt und den Ort wiederholt durch seine Güsse bei starkem Regen oder Hagel durch Muren und Überschwemmungen gefährdet hat. Wohl aus diesem Grund steht hier auch das „Gießbachstöckl“, eine hoch am Waldrand stehende Mariahilfkapelle, die heute noch das Ziel vieler Wallfahrer ist.
Sportliche Highlights rund um St. Georgen
Das Gebiet rund um St. Georgen ist ein ideales Ausflugsziel für Kulturinteressierte, Erholungssuchende und Sportfans. Ein breites Angebot, das vom Mountainbiken bis hin zum Rafting reicht, sorgt für die Möglichkeit gesunder, spannender und abwechslungsreicher Freizeitgestaltung. Doch vor allem auch als Ausgangspunkt für Berg- und Wandertouren, zu Skipisten, Langlaufloipen und Rodelbahnen weiß St. Georgen bei seinen Gästen zu punkten. Herrlich geeignet ist das Dorf auch für gemütliche Spaziergänge, schließlich ist die Ortschaft von den naturbelassenen Ahrauen umgeben und über eine wenig befahrene Straße gelangt man nach Greinwalden und Pfalzen, eine Strecke, die auch bei Mountainbikern sehr beliebt ist. Übrigens liegt St. Georgen direkt am Pustertaler Radweg, der von Lienz in Ostirol bis nach Mühlbach führt. Nur wenige Fahrminuten von St. Georgen entfernt liegt der Südtirols Skiberg Nummer eins, der Kronplatz, der vor allem im Winter mit einer bunten Palette an unterhaltsamen Wintersportarten für jeden Geschmack Tausende an Gästen von nah und fern anlockt. Wer Nordic Walking bevorzugt, ist in St. Georgen ebenfalls an der richtigen Adresse. Hier gibt es nicht nur jede Menge schöne Gehwege, auch eine Nordic Walking Schule hat hier ihren Sitz. Übrigens ist St. Georgen in den „Nature Fitness Park Kronplatz Dolomiti“ eingebunden, der Routen in allen Schwierigkeitsgraden zu bieten hat. Vor einigen Jahren entstand bei der Sportzone von St. Georgen in Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinde Bruneck, dem Landesamt für Gewässerschutz und der Fraktion St. Georgen ein attraktiver Flusspark. Auf einer Strecke von etwa 150 Metern wurde das orografisch linke Ufer der Ahr abgesenkt, wodurch am Flussufer zwei breite Wiesenterrassen entstehen konnten. Seitdem laden dort Sitz- und Liegeeinrichtungen zum Entspannen mit Blick auf die Ahr ein. Besonders an heißen Sommertagen genießen Einheimische und Touristen diesen schönen Platz am Wasser, zugleich werden sie für das Landschaftselement „naturnahe Flussläufe“ begeistert; Erholung und Sensibilisierung, das sind hier zwei Fliegen mit einer Klappe.
Wichtiger Wirtschaftsstandort
Durch seine günstige Lage in Stadtnähe ist St. Georgen ein beliebter Standort für Handwerk, Handel und Industrie geworden. Dies ist am steten Wachstum der Gewerbezone und am Beispiel verschiedener St. Georgener Traditionsunternehmen gut zu erkennen. In den letzten Jahrzehnten sind St. Georgen und Bruneck beinahe zusammengewachsen: St. Georgens Gewerbezone und der Nordring Brunecks fließen heute schon fast nahtlos ineinander über. Am Nordring haben sich mittlerweile viele wichtige Betriebe etabliert. Schließlich erweisen sich St. Georgen und Brunecks Norden bereits seit Jahrzehnten vor allem aus logistischer Hinsicht als idealer Standort für verschiedenste Unternehmen und Firmen. Allen voran sind die zentrale Lage im Pustertal und die Nähe zum Stadtzentrum von Bruneck die wesentlichen Vorteile, die viele Wirtschaftstreibende in den letzen Jahren dazu bewogen haben, ihren Betrieb in St. Georgen oder am Nordring anzusiedeln. Darunter finden sich die verschiedensten Dienstleister und Handwerker, Großbetriebe genauso wie Klein- und Mittelbetriebe. Dass St. Georgen und Bruneck als Wirtschaftsstandorte mehr als praktisch sind, lässt sich am steten Wachstum der Gewerbezonen und am Beispiel verschiedener St. Georgener sowie Brunecker Traditionsunternehmen gut zu erkennen. Diese Kernbetriebe bieten nicht nur Arbeitsplätze, sie agieren teilweise Italienweit oder sogar international. So kommt es auch, dass die Arbeitslosenquote in der Gemeinde auffallend niedrig ist. (SH)