Olang – „Nagelstudio“ nennt sich die jüngste Erstbegehung der beiden Kletterer Manuel Gietl und Michael Kofler in den Olanger Dolomiten. Eine Genusstour und Anregung für Wiederholer!
Die Dreifingerspitze (2.479 m) prägt als eindrucksvolle Silhoutte den Gebirgszug südlich von Olang. Sie ist Teil der Olanger Dolomiten, die sich vom Kühwiesenkopf im Osten bis zum Piz da Peres im Westen ziehen; der Gipfel selbst ist als schöne Wandertour sehr beliebt.
Daumen hoch!
Auf den sogenannten „Daumen“ der Dreifingerspitze führen jedoch auch tolle Kletterrouten. Eine der jüngsten nennt sich „Nagelstudio“ und wurde von den Pusterern Manuel Gietl und Michael Kofler erstbegangen. Dies beweist einmal mehr, dass auch in unseren Bergen immer noch reichlich Neuland für Kletterer vorhanden ist und vor allem, dass es klettertechnisch nicht immer eine Schwierigkeit im Superlativ sein muss, um jede Menge Spaß zu bereiten. Auch in den heimatlichen Bergen finden sich immer wieder neue Felsrouten, um sich an ihnen alpinistisch und kletterakrobatisch ausgiebig auszutoben. Dass dieses Klettergebiet nur einem kleinen Insiderkreis bekannt ist, macht das Ganze umso elitärer. Gerade aus diesen Gründen wollen wir diese neue Kletterroute der Erstbegeher näher vorstellen.
Die Route
„Die 1. Seillänge könnte man getrost etwas gesucht und gekünstelt bezeichnen“, sagt Gietl, „danach folgt die Route aber einer ziemlich logischen Linie bis zum großen Band. Am Band entschieden wir, den offensichtlichsten Weg entlang des sehr akzeptablen, gelbgrauen Wandbereichs rechts des ‚Schlafenden Indianers‘ weiterzuklettern.“ Nach zwei sehr klassisch anmutenden Seillängen gelangten die beiden zum Standplatz am Beginn der imposanten, etwas bedrohlich wirkenden gelben Verschneidung. In direkter Gipfellinie über die gelb-weiße Verschneidung ging es weiter. Nach gut 35 Metern, die mit einer technisch anspruchsvollen Wandstelle, einer splittrigen Verschneidung und einem abschließenden Untergriffschuppen-Quergang gewürzt waren, hatten die Kletterer den letzten Stand direkt am Gipfel es „Daumens“ erreicht.
Warum der Name?
Auf den „Daumen“ führen bereits die Routen „Daumenlutscher“, eröffnet von Philipp Mayr und Alex Huber sowie „Schlafender Indianer“, ebenso erstbegangen von Michael Kofler und Manuel Gietl. Bei einer gewissen Sonneneinstrahlung mute hier die Felsformation wie ein schlafender Indianer an, meint Gietl. Aufgrund der komfortablen Felsstruktur wollten Kofler und Gietl erneut eine Route durch den „Daumen“ finden. Sie meisterten die Erstbegehung „Nagelstudio“ ohne Bohrhaken, also nur mit Normalhaken, umgangssprachlich auch „Nägel“ genannt. Der passende Name „Nagelstudio“ am „Daumen“ war somit gefunden. Die Route führt über acht Seillängen und 200 Höhenmeter und weist den Schwierigkeitsgrad 6+ auf. Die bis zur letzten Seillänge empfehlenswerte und lohnende Route mit alpinem Charakter ist nach Nordwesten ausgerichtet und kann von Juni bis September gut begangen werden.
Zustieg & Abstieg
Zustieg: Ausgehend vom Furkelpass geht es auf Wanderweg Nr. 3 Richtung Dreifingerscharte. Ca. 50 Hm unterhalb der Scharte den Wanderweg Richtung Osten verlassen und leicht absteigend (Spuren, Gamssteig) zum Einstieg (Blaue Schlinge + 2 Sanduhren). 1h – 1,5 Std. Einstieg: 46.710056,11.988580
Abstieg: Vom letzten Standplatz einige Meter Richtung Gipfelgrat des Daumens weitersteigen und in östlicher Richtung bis zu einer Scharte folgen. Zur Scharte etwas ausgesetzt abklettern (schotterig; seilversicherte Stellen) und dann in südlicher Richtung auf den Südrücken der Dreiffingerspitze steigen (2°). Von dort nach Westen zur Dreiffingerscharte und über Weg Nr. 3 zurück zum Ausgangspunkt. (IB)
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