Das Mineraliensammeln hat im Ahrntal große Tradition. Roland Brugger, Obmann der „Ahrntoula Stoanesüicha“, erzählt von dieser Leidenschaft. Seit zehn Jahren gibt es den Verein „Ahrntoula Stoanesüicha“, hervorgegangen aus der Sektion Pustertal der Südtiroler Mineraliensammler. Dessen Obmann ist Roland Brugger aus St. Johann, ein passionierter Suchender nach allem, was aus dem Bauch des Gebirges funkelt. Er und seine Kollegen organisierten diesen April auch die 20. Ausgabe der Mineralieninfo in St. Johann.
Ein gefährliches Hobby
Die Leidenschaft für das Mineraliensammeln zog Roland Brugger schon als Bub in den Bann, als er mit älteren Steinesuchern mit in die Berge gehen und kleine „Spitzlan“ mit geringem Wert mitnehmen durfte. So richtig die Leidenschaft gepackt hat ihn dann aber erst später. „Am Anfang macht man viele Fehler und es gehört Erfahrung dazu, um ein Gelände lesen zu können“, sagt Brugger. Zudem ist es durch die objektiven Gefahren wie Steinschlag, unwegsames Gelände und Wetterstürze ein sehr gefährliches Hobby. „Für mich ist jede Mineraliensuche ein Highlight, egal ob ich was finde“, so Brugger, „ich weiß bei jedem Exemplar, wie, wann und wo ich es entdeckt habe, ich verbinde mit jedem Fundstück ein bestimmtes Erlebnis.
Schöne Erlebnisse und missliche
Eine außergewöhnlich schöne Kluft mit Bergkristallen fand Brugger einmal in Weißenbach. Ein anderes Mal war er mit Sondergenehmigung zur Mineraliensuche in den Prettauer Bergen unterwegs und fand eine Kluft mit Rauchquarzen. „Zum Bergen wollte ich ein Werkzeug holen, das ich etwas abseits abgelegt hatte. In diesem Moment brach oberhalb von mir ein Teil des Berggrates aus, ein riesiger Felsklotz krachte herab und zerbarst in tausend Stücke. Ich schaffte es gerade noch, hinter einen großen Stein zu flüchten und Schutz zu suchen, während die herabprasselnden Brocken wie Geschosse links und rechts von mir und über mich hinweg surrten. Wenn ich heute den Rauchquarz betrachte, den ich anschließend aus der Kluft bergen konnte, sehe ich noch immer die Bilder dieses fürchterlichen Steinschlags vor mir. Dieser Rauchquarz ist wunderschön, hat aber zwei Seiten, eine positive und negative. Aber eigentlich doch zwei positive, denn schließlich entkam ich diesem Verhängnis, das mir beinahe das Leben gekostet hätte.“
Abenteuer am Mont Blanc
2021 brach Reinhold Brugger mit seinem Kollegen Reinhold Plaickner das erste Mal zum Steinesuchen nach Frankreich auf. „Wir fuhren auf gut Glück, ohne Ahnung, ob wir überhaupt etwas finden würden, ich wollte einfach nur den Mont Blanc sehen.“ Um halb 1 Uhr starteten sie im Ahrntal und kamen um 7 Uhr in Chamonix an. Weitere acht Stunden dann, bis sie einen Platz für ihr Zelt auf über 3.500 Metern erreichten, mit einem 30 kg schweren Rucksack samt Ausrüstung und Verpflegung. Eine Woche lang waren sie dort oben, um Mineralien zu suchen und kamen mit einem noch schwereren Rucksack, vollgepackt mit Rauchquarzen, zurück. „Es war ein tolles Abenteuer!“, strahlen die beiden um die Wette. Ebenso voriges Jahr waren sie dort und wollen auch heuer wieder zum Steinesuchen ins Gebiet um den Gran Jorasses.
Ein Suchender
Roland Brugger ist ein großer Suchender: nach glitzernden Steinen, starken Erlebnissen, eindrucksvollen Augenblicken, bereichernden Erfahrungen für sein Leben. Und sind es nicht die Mineralien, dann sammelt er gerne Pilze oder verwitterte Wurzeln, aus denen er kleine Kunstwerke schafft. Die Natur in all ihrer Schönheit, Wildheit und Gefährlichkeit ist seine Welt. Vor allem die Mineralien: Entstanden vor Äonen von Jahren im inneren der Erde, durch Menschenhand geborgen und im Sonnenlicht zum Strahlen gebracht.
IB
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