Die 18. Auflage des Stadtfestes ist Geschichte und einmal mehr konnte ein Besucherrekord verbucht werden. Was das Erfolgsgeheimnis dieses Events ist und wie sich dieser Erfolg wirtschaftlich zu Buche schlägt, hat das Puschtra Magazin im Gespräch mit Hauptorganisator Jochen Schenk vom Tourismusverein Bruneck für Sie herausgefunden.
1985 ist das erste Brunecker Stadtfest über die Bühne gelaufen. Damals schon ein großes Zusammentreffen von Einheimischen und Touristen mit Spiel, Spaß, kulinarischen Gaumenfreuden und abwechslungsreicher musikalischer Unterhaltung, das nach Wiederholung schrie. Wiederholungen gab es dann in der Tat – bisher 17 an der Zahl. Und in diesem Jahr – wohlgemerkt nach vier Jahren Pause – war den Pusterern und Gästen von außerhalb auch wieder richtig zum Feiern zumute. 20 Vereine haben auf 22 Ständen richtig größten Einsatz gezeigt, um den Besuchern zu einem möglichst schönen Festerlebnis zu verhelfen. Noch nie hat das Stadtfest so viele Menschen angelockt wie bei dieser 18. Auflage: Schätzungen zufolge waren es insgesamt weit mehr als 20.000. Und das, obwohl sich das Event etwas verkleinert präsentiert hat. Rund zehn Stände weniger als in den Jahren zuvor waren es, was der Feierlaune der Gäste aber keinen Abbruch tat. Seinen Höhepunkt fand das Fest mit einem bunten Umzug am Sonntagmittag. Und besonders beliebt war natürlich auch dieses Mal der Stadtfest-Klassiker, nämlich das traditionelle „Bürgermeister-abschießen“ am Delfin-Stand. Ansonsten gab es zwei interessante Neuerungen: Eine großzügige Bühne in der Oberstadt, auf der ein sehr buntes Programm geboten wurde. Dort wurde vom Kulturverein „Diverkstatt“ ein vielfältiges Programm organisiert, vom Punkkonzert bis zum Kindertanzen. Wahrlich eine Bühne, auf der alles Platz fand. Die zweite Neuerung war das Alcatraz im Michael Pacher Haus – eine Wahnsinnsparty für die jungen Festbesucher. Und überhaupt war das Angebot reichlich bunt – es war alles dabei – von Volksmusik bis Punk und Heavy Metal – vom Giggo bis zum Fritto Misto und Pizza – von Tradition bis mediterran. „Was bei den Besuchern besonders gut angekommen ist, ist die Tatsache, dass wir das Fest als green Event organisiert haben und komplett auf Plastik verzichtet haben“, erzählt Jochen Schenk, „das war zwar ein Mehraufwand für alle Beteiligten, aber es hat sich gelohnt.“ Insgesamt war das 18. Stadtfest wieder ein großer Erfolg, das Wetter hat mitgespielt und es gab keine nennenswerten Zwischenfälle. „Es war mit Sicherheit das bestbesuchte Fest seit vielen Jahren, die Stimmung war überraschend locker, ausgelassen und „chillig“. Ein sehr friedliches Fest“, freut sich Schenk. Und ein überaus positiver Nebeneffekt ist der wirtschaftliche Faktor, der nicht unterschätzt werden darf, und zwar lohnt sich das Stadtfest nicht allein für die Vereine, die damit ihre Vereinskassen auffüllen, sondern auch für Bars, Geschäfte, etc. „Man kann sagen, dass sicher über 1.000.000 Euro direkt mit dem Fest umgesetzt wird“, nennt Jochen Schenk die beeindruckende Zahl. Was ist es, das diesem Erfolg zugrunde liegt? Das abwechslungsreiche Angebot, das bunte Programm, die gute Organisation, Brunecks Flair? „Dass alle an einem Strang ziehen“, weiß Jochen Schenk.
Interview Jochen Schenk
Herr Jochen Schenk, bei Ihnen laufen die Fäden für die Organisation des Stadtfestes zusammen. Wieviel Arbeit, wieviel Engagement steckt hinter diesem Pustertaler Großevent?
Jochen Schenk: Es steckt sehr viel Arbeit und Verantwortung in so einem Event. Direktor Alfred Unterkircher, unsere beiden Mitarbeiterinnen im Eventbüro und ich haben uns wochenlang mit dem Fest beschäftigt. Nach dem Weihnachtsmarkt, der Tour oft the Alps und dem Konzert von Andreas Gabalier war es das vierte Großevent im laufenden Jahr. Vor allem die Themen Sicherheit und Nachhaltigkeit sind extrem arbeitsintensiv, nicht nur für uns als Organisatoren, sondern auch und vor allem für die Vereine. Nicht zu vergessen ist der Aufwand der vielen Ordnungs- und Rettungskräfte, die bei einem solchen Event in Summe an allen drei Tagen zusammen mit über 250 Personen im Einsatz sind. Auch das muss koordiniert werden. Ihnen allen gebührt unser Dank!
Ist das Stadtfest abgesehen vom großen gesellschaftlichen Stellenwert auch aus wirtschaftlicher Sicht ein Highlight?
Für die Vereinskassen ist das sicherlich ein Highlight. Die Vereine, die gut arbeiten, machen einen schönen Gewinn, den sie dann in die Vereins- und Jugendarbeit investieren können. Bands, Musikgruppen, Handwerker, Zeltbauer, Bühnenbauer, Tontechniker und sonstige Dienstleister wie Security oder Taxidienste bekommen an einem solchen Wochenende schöne Aufträge und die Getränke- und Speiselieferanten machen mit so einem Fest sicher auch einen beträchtlichen Umsatz.
Doch „wo viel Sonne, da auch Schatten“?
Genau, denn was natürlich auch gesagt werden muss: Für einige Wirtschaftstreibende ist ein solches Fest mitten in der Stadt aber auch eine Belastung. Beispielsweise werden Schaufenster und Geschäftszugänge „zugebaut“, bei Auf- und Abbauten werden Lärm und Schmutz verursacht, Terrassen von Lokalen werden für das Stadtfest besetzt, Parkplätze und Zufahrten werden gesperrt. Und das alles für einen Zeitraum von ca. 1 Woche. Deshalb möchte ich mich bei allen Betroffenen für ihr Verständnis und ihre Geduld bedanken. Ich weiß, dass ein solches Fest nicht für alle lustig ist, und genau deswegen habe ich vor diesen Menschen und Unternehmern, die das zum Wohle der Vereine hinnehmen, großen Respekt.
Wie erleben Sie die Zusammenarbeit der Vereine bei diesem Event?
Bei den Vereinen ist es so, dass eigentlich jeder für sich arbeitet. Da steckt so viel an Arbeit dahinter (Vorbereitung, Auf- und Abbau, Bestellungen, Mitarbeiterorganisation, und vor allem jede Menge Bürokratie usw), dass dann für gemeinsame Aktionen keine Zeit mehr bleibt. Wenn dann aber die Zusammenarbeit oder der Zusammenhalt gefragt ist, dann ziehen alle an einem Strang. Das ist schön zu sehen. Am Ende sind alle stolz und froh, wenn die Gäste zufrieden nach Hause gegangen sind.
Wie sehen Sie die Zukunft des Stadtfestes? Gibt es Pläne, Zukunftsvisionen?
Es gibt immer wieder den Wunsch nach Veränderung, aber schlussendlich sind die letzten Stadtfeste immer gleich abgelaufen. Der Charakter des Festes könnte sich nur ändern, wenn es wieder möglich ist, die Stadtgasse mit einzubeziehen. Das Brunecker Stadtfest ist seit jeher ein Fest der Vereine für die Vereine. In anderen Orten im Alpenraum gibt es Stadtfeste, die knallhartes Business sind. Da spielen die Vereine keine Rolle mehr, da wird das ganze Fest über kommerzielle Partner abgewickelt. So etwas verändert ein Stadtfest natürlich komplett. Ich bin aber überzeugt, dass das für Bruneck der falsche Ansatz wäre.
Vielen Dank für das Gespräch!
SH
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