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Zuhause auf 4 Rädern

Reisen mit dem Wohnmobil oder dem Wohnwagen wird immer beliebter: Das Gefühl von Freiheit und das direkte Naturerlebnis steht bei den meisten Camper:innen im Vordergrund. Südtirol verfügt über zahlreiche Möglichkeiten für entspannte Ferien.

Eine Bergwanderung oder doch lieber am See entspannen, das landschaftliche Panorama genießen oder in der Stadt Kultur und Kulinarik erleben. Diese Vielfalt lockt viele Gäste nach Südtirol und immer mehr kommen mit dem Wohnmobil in unser Land und verbringen die Ferien auf den dafür vorgesehenen Campingplätzen. Wir haben uns auf den Campingplätzen im Pustertal umgehört.

Zum Stellplatz begleitet
Zu den bekanntesten und ältesten Campingplätzen in den Dolomiten zählt der Caravan Park in Sexten. Besitzer Andreas Happacher kann sich über zahlreiche Auszeichnungen und top-Bewertungen in Sachen Campingurlaub freuen. Wer im Caravan Park einkehrt, um einige Tage und Nächte zu bleiben, trifft auf 47 Jahren Erfahrung und einen Fünf-Sterne-Camping. Der Juniorchef ist mit der bisherigen Sommersaison „sehr zufrieden, wir sind voll belegt und wir haben auch noch ein Nächtigungsplus, das aber auch auf die gut ausgelastete Wintersaison zurückzuführen ist“. Krise sei jetzt noch keine in Sicht, aber bei den Extraausgaben würde genauer überlegt und eingespart, bemerkt Andreas Happacher und führt dies auf die hohe Inflation zurück. „Die großen Spesen hat der Gast mit dem Kauf eines Wohnmobiles ja eh schon vor dem Urlaub getätigt“, so der Unternehmer. Die Zukunft der Campingbranche sieht Andreas Happacher damit für die nächsten Jahre im Großen und Ganzen „gesichert, auch, wenn der große Boom vorbei ist“. Über das ganze Jahr würden, allen voran, Gäste aus Deutschland, Italien, Österreich, der Schweiz u.a. Destinationen nach Sexten kommen und im Schnitt für 4,2 Nächte bleiben. Dann gäbe es noch die ‘Dauercamper‘, die von Jänner bis Juni die Dolomiten genießen wollen oder jene, die auf der Durchreise seien und nur eine Nacht den Stellplatz belegen. „Wir begleiten alle Gäste zu ihrem Stellplatz, wenn sie bei uns ankommen und schauen, dass sie alles haben. Dazu wird die Anlage immer in Schuss gehalten und jährlich gibt es Neuerungen z.B. wurde heuer ein neuer Kinderspielplatz realisiert. In der Hochsaison haben wir im letzten Jahr für die Buchungen eine Mindestaufenthaltsdauer von einer Woche und in der Nebensaison von drei Nächten eingeführt“. Im Caravan Park Sexten wurden laut dem Besitzer die Stellplätze in der Hauptsaison um zwei und in der Nebensaison um einen Euro erhöht. „Wir arbeiten mit dynamischen Preisen, d.h. wenn der Gast früh bucht, dann zahlt dieser den günstigsten Preis und bei erhöhter Nachfrage wird es teurer. Dazu haben wir auch verschiedene Kategorien, was die Stellplätze anbelangt. Es gibt z.B. auch den Stellplatz mit 600 Quadratmetern Fläche, eigener Sauna und Grillplatz, mit inklusiver Nutzung der Wellnessanlagen, der 200 Euro am Tag kostet.“

Campen mit Bergkulisse
Familie Wieser, Besitzer vom Camping in Antholz, sind schon seit 40 Jahre im Campinggeschäft und sind damit „alte Hasen“ auf diesem Gebiet. Tausende Gäste haben sie schon auf ihrem Campingplatz begrüßt, dazu gehören auch zahlreiche Stammkunden, wie Hanspeter Wieser im Interview erzählt. Mit der Auslastung in diesem Sommer ist Hanspeter Wieser zufrieden, auch wenn sie im letzten Sommer etwas besser verlaufen ist, wie er bemerkt. „Man merkt, dass die Menschen nach Corona auch wieder weiter verreisen und dementsprechend mehr auf Flugreisen gesetzt wird. Im Allgemeinen stelle ich aber fest, dass Campen Aufwind bekommen hat. Das bestätigt auch die Verkaufszahl der Wohnmobile und Wohnwagen, die stetig steigt“, berichtet der Campingplatzbetreiber. Der Camping Antholz ist das ganze Jahr geöffnet: im Sommer lieben die Gäste, laut Wieser, vor allem die Ruhe im Tal, im Winter wird der Campingplatz vor allem in der Weihnachtssaison und beim Weltcup im Jänner gut besucht. Die Ansprüche der Gäste hätten sich natürlich im Laufe der Zeit auch etwas verändert: „Der Aufenthalt der Urlauber hat sich reduziert, heute bleiben nur die Stammgäste mehrere Wochen, die meisten Camper:innen bleiben heutzutage nur noch wenige Tage, sind dafür aber im ganzen Land auf den Campingplätzen unterwegs. Auch die Ansprüche an Sanitäranlagen und Service sind gestiegen. Neben den 180 Standplätzen haben wir zum Beispiel eine kleine Sauna und Schlafplätze, in eigens dafür gefertigten Holzfässern.“ Wer in Antholz campen möchte, den kostet der Standplatz inkl. zwei Personen, je nach Saison, zwischen 30 und 50 Euro pro Nacht.

Naturcamping auf 1350 Meereshöhe
Der Naturcamping Lärchwiese ist ein Neuling unter den Campingplätzen. Am Eingang des Pustertals, in Mühlbach/Vals, hat die Familie Fischnaller 2021 einen Campingplatz errichtet und setzt auf das Prinzip des Naturcampen. In der Mitte der Saison sei man mit 91 Plätzen „voll ausgelastet“, wie uns Julia Fischnaller, die Tochter der Campingplatzbetreiber mitteilt. „Campen ist voll im Trend, die Nachfrage ist sehr groß, deshalb wird der Campingurlaub auch meist schon lange vorher gebucht, um dann auch sicher einen Platz zu bekommen. Der Aufenthalt ist ganz unterschiedlich, einige bleiben drei Wochen, andere wiederum sind auf der Durchreise und bleiben nur ein bis zwei Tage“, erzählt Julia Fischnaller. Der Hauptgast sei der Deutsche Gast mit an die 70 bis 80 Prozent Auslastung. Ansonsten trudeln die Urlauber von überall auf der Welt nach Vals: „Aus Skandinavien, Frankreich, Australien, Spanien u.a. Ländern durften wir schon Gäste bei uns begrüßen!“ Laut den Campingplatzbetreibern werden neue und saubere Sanitäranlagen und die Möglichkeit die Ruhe in der Natur zu genießen von den Gästen am meisten geschätzt. Die gestiegenen Preise seien auch ein Thema unter den Urlauber:innen: in Vals kostet ein Standplatz für zwei Personen, pro Nacht, im Durchschnitt 50 bis 60 Euro. In der Hochsaison ist der höchste Preis mit knapp 70 Euro bemessen.

Familiencamping mit Streichelzoo
Der Campingplatz Ansitz Wildberg in St. Lorenzen besteht bereits seit 59 Jahren und hat 154 Stellplätze für Wohnmobile und Zelte. Erst 2019 hat der Besitzer Johann Steinkasserer um 70 Stellplätze erweitert und ist darüber sehr erfreut. „Wir hatten die Möglichkeit in Richtung St. Martin ein Stück Grund dazuzukaufen und dort weitere 70 Stellplätze zu realisieren. Das Tolle daran ist, dass es sich hier um eine gegen Süden ausgerichtete Fläche handelt, die auch im Herbst und Winter sehr sonnig ist, was für uns als Ganzjahresbetrieb sehr wichtig ist“, berichtet der Campingplatzbesitzer. Neben den neuen Stellplätzen ist auch ein neues Sanitärgebäude gebaut worden, zudem könnten die Gäste im Camping Ansitz Wildberg auch ein Schwimmbad und eine Sauna nutzen. Die Kinder kommen auf dem Familiencamping mit vielen Kleintieren, Spielplatz und Bachlauf auch nicht zu kurz. „Der Ausbau der Anlage war ein finanzieller Kraftakt, aber die Sommersaison nach dem Umbau ist gut verlaufen und auch heuer ist die Saison gut angelaufen. Der heutige Campinggast ist heute wählerischer als früher, ist aber auch bereit für seinen Urlaub mehr auszugeben. Jene Gäste, die kein Geld ausgeben möchten, bevorzugen das Wildcampen“, stellt Johann Steinkasserer fest. Auch sonst hat sich laut dem Besitzer im Campingbereich einiges geändert: Der Urlaub auf vier Rädern wird meist im Voraus gebucht und es gibt nur noch wenige Campinggäste, die nur eine Nacht bleiben und dann weiterfahren. Viele Camper, welche sich vielleicht aufgrund von Covid ein großes Wohnmobil zugelegt haben, sind damit eher überfordert – und verkaufen dieses wahrscheinlich wieder. Zudem beobachtet der Campingplatzbesitzer, dass viele Wohnmobile jetzt vermehrt auch gemietet werden. Im Ansitz Wildberg ist der Campinggast bereit, für Qualität zu bezahlen, laut dem Besitzer liegt der günstigste Preis für einen Standplatz ohne Ortstaxe in der Vorsaison für zwei Personen bei 28 Euro, in der Hauptsaison bei 48 Euro und der Teuerste bei 62 Euro.

Camping ist Abenteuer
Mirco Klettenhammer vom Camping Olympia in Toblach hat in den vergangenen Jahren beobachtet, dass Camping heutzutage für jede:n interessant sein kann und jede:r ganz schnell Campingurlauber:in werden kann. „Wohnmobile oder ‘Vans‘ lassen sich ganz einfach mieten und man kann sofort starten. Wir haben vor allem in der Nebensaison eine neue Zielgruppe, von jungen Campern, entdeckt, die nur wenige Tage bleiben und dann direkt zum nächsten Ort fahren, um möglichst viel zu erleben. Camping ist Abendteuer“, sagt der Campingplatzbesitzer. Die aktuelle Sommersaison laufe im Hochpustertal gut, man sei „zufrieden“. Im Vergleich zum letzten Jahr sei die Nachfrage nur geringfügig gesunken. Seit Mai bis heute seien heuer im Camping in Toblach bereits Gäste aus 58 verschiedenen Ländern eingekehrt und hätten im Schnitt an die vier Tage übernachtet. In der Hauptsaison, im Juli und August, bliebe der Campinggast dann meist länger, erklärt der Chef. Wie andere Campingbesitzer, bestätigt auch Mirco Klettenhammer, dass die Erwartungen bei den Gästen steigen und dies mit einem „Investitionsdruck“ einhergeht. „Man muss sich immer etwas Neues einfallen lassen, damit man für die Gäste möglichst interessant bleibt. Von alleine kommen keine Urlauber:innen, wie manche glauben, sondern man muss ihnen auch etwas bieten können. Dann bin ich auch kein Freund von Wildcampen. Besonders weil es eine Vielzahl von Problemen mitbringt: Angefangen von gewissen Hinterlassenschaften, volle Parkplätze bis hin zum eher schlechten Landschaftsbild. Ich bin in der Campingszene recht gut vernetzt und meine subjektive Meinung ist, dass der ‘Trend‘ von Wildcampen eher zurück geht. Auch muss ich sagen, dass bei uns im Hochpustertal, wo es oft in der Hochsaison ein Problem ist, deutlich weniger wild campiert wird. Zum einen gibt es einen Generationswechsel bei den Campingurlauber:innen, für die Wildcampen nicht interessant ist und zum anderen hat man auch dazu gelernt, dass Wildcamper:innen bei uns nicht so gern gesehen sind und dass man einfach vorher reservieren muss, um einen entspannten Urlaub zu verbringen. Ich denke, es wird weiterhin zurückgehen und deshalb bin ich auch absolut gegen Agricamping, da damit nur ein neues Tor für diesen Graubereich geöffnet wird“, stellt Mirco Klettenhammer fest. Auch vor dem Camping in Toblach haben Preissteigerungen nicht Halt gemacht, wie der Campingplatzbetreiber im Interview verrät, müssen jetzt auch seine Feriengäste tiefer in die Tasche greifen als noch vor einem Jahr. „In der Hochsaison bezahlt man bei uns für einen Stellplatz all inclusive ca. 55 Euro die Nacht.“

Mit dem gemieteten Wohnmobil durch Europa
Meinrad Piffrader ist im Wohnmobilverleihgeschäft tätig. Zudem betreibt er einen Campingshop und betreut die Campingstellplätze am Stegener Marktplatz in Bruneck. Die Saison für den Campingverleih hat für Meinrad Piffrader heuer, „eher spät, erst Mitte Mai, begonnen und war etwas verhalten. Man merkt, dass die Menschen wieder mehr mit dem Flugzeug verreisen“, berichtet er auf unsere Anfrage hin. In seinem Verleih-Sortiment bietet Piffrader vier Wohnmobile und einen Kastenwagen, die je nachdem für vier, fünf oder sechs Personen zugelassen sind, an. Die Anfragen für Wohnwagen seien „sehr selten“. Im Juni, Juli und August sei die Nachfrage für Wohnmobile sehr groß und würde vor allem von Familien in Anspruch genommen werden, „im Mai, September und Oktober verreisen mehr Paare und Senioren“, weiß der Fachmann. In der Hochsaison versuchen wir die Wohnmobile immer für eine Woche zu vermieten, außerhalb der Saison verleihen wir die Autos auch ein bis zwei Tage, da die Auslastung sehr gering ist.“ Über die Reiseziele ist Meinrad Piffrader ebenfalls informiert: „Beim Verleih spielt es auch eine Rolle, wohin die Reise geht. Mit unseren Wohnmobilen können die Nutzer:innen innerhalb Europa reisen, aber auch außerhalb, zirkulieren. Natürlich müssen wir dann ebenfalls Bescheid wissen. Dieses Jahr wurde hauptsächlich nach Kroatien, Norwegen und Schweden gereist. 80 Prozent der Mieter:innen sind Einheimische, aber auch Deutsche, Italiener und Schweizer gehören zu unseren Kunden:innen“, berichtet Piffrader. Und was kostet der Verleih? Eine vierköpfige Familie zahlt für die Miete eines Wohnmobils für ca. sieben Tage an die 1.100 Euro, je nach Saison, dazu eine Kaution von 1.300 Euro und eine Servicepauschale von 130 Euro für Versicherung, Endreinigung, Desinfizierung usw. TL

Beliebteste Camping-Urlaubsziele 2023

Das Camping- & Wander-Magazin “BeyondCamping“ hat 1.726 Reiseziele analysiert und dabei herausgefunden welche Orte bei Campern besonders beliebt sind. Unter den beliebtesten Urlaubszielen von Campern 2023 ist Südtirol auf Platz 6 gelandet. Laut dem Magazin haben sich monatlich 41.900 Google-Nutzer für Südtirol als Camping-Urlaubsregion interessiert. Beliebt ist bei den Campinggästen der Mix aus alpinem und mediterranem Panorama, das Gebiet kann ganzjährig bereist werden und bietet zahlreiche Möglichkeiten für entspannte Ferien. „Ein Urlaub in Südtirol bedeutet nicht nur idyllische Seen zum Entspannen und bewegungsreiche Wanderungen in den Alpen, sondern auch traumhafte Städte mit ihrem Kulturreichtum und unzähligen Restaurants“, lautet die Beschreibung in der Auswertung. Platz eins belegt der Gardasee: „Ein Urlaub am Gardasee bietet neben dem Relaxen am Strand auch noch etliche andere Möglichkeiten, die Freizeit aktiv zu verbringen. Ein Besuch in einem der Freizeitparks oder die lokalen Sehenswürdigkeiten sind immer einen Ausflug wert. Die Urlaubsregion kommt durch die wunderschöne Landschaft und das abwechslungsreiche Angebot an Freizeitaktivitäten auf 138.000 Google-Suchanfragen.“ Platz zwei geht an den Bodensee: „Zu jeder Jahreszeit ist der Bodensee ein echtes Sehnsuchtsziel. Der als Wärmespeicher fungierende See sorgt für ein einzigartiges Klima, welches milde Winter- und gemäßigte Sommertemperaturen beinhaltet. Jeder Monat hat hier seinen eigenen Reiz. Im Winter können die Alpengipfel von den Thermen aus bewundert werden und im Sommer werden die Gäste durch unzählige Strandbäder an den See gelockt.“ Vielleicht gerade aus diesem Grund interessieren sich 127.200 Google-Nutzer jeden Monat für diese Urlaubsregion. Sardinien landete im Ranking auf Platz drei: „Die Insel beheimatet eine große Vielfalt an Natur- und Kulturschätzen. Der Norden ist von gebirgigen, wilden Landschaften mit versteckten Buchten, wunderschönen Stränden und bezaubernden Städtchen geprägt. Im Süden liegt nicht nur die Hauptstadt Cagliari. Er zeichnet sich vor allem durch seine Ebenen und langen, weißen Sandstränden aus. Durch die vielfältige und einzigartige Landschaft kommt die Urlaubsregion auf 55.700 Google-Suchanfragen im Monat.“ red/BC