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Tod und Vermächtnis

„Tod und Vermächtnis“ nennt sich der neueste Südtirol-Krimi von Konrad Steger. Spannung pur bis in die Haarspitzen ist garantiert!

Der Ahrntaler Konrad Steger ist ein begnadeter Schriftsteller und mit „Tod und Vermächtnis“ ist gerade sein neuestes Buch erschienen. Wir sprachen mit dem 64-Jährigen, was ihn zum Schreiben bewegt.

Herr Steger, gerade ist Ihr zweiter Südtirol-Krimi erschienen. Worum geht es in dem Buch?
In Bozen wird ein 93-jähriger Eigenbrötler ermordet in seiner Wohnung aufgefunden. Das Ermittler-Team um Kommissar Fritz Permann steht vor einem Rätsel. Der Fall führt die Ermittler weit zurück in die finstere Vergangenheit Südtirols und schließlich sogar nach Israel, wo der Kommissar vielversprechenden Spuren nachgeht. Da mein erster Krimi „Der Mann aus der Finsternis“ recht erfolgreich war, habe ich mich nun an diesen zweiten gewagt.

Warum ein Südtirol-Krimi und warum schreiben Sie überhaupt Krimis?
Südtirol als Umfeld habe ich gewählt, weil ich denke, dass es für Einheimische recht reizvoll ist, wenn Sie die Bilder, die beim Lesen im Kopf entstehen, mit einer ihnen bekannten Umgebung – vom Vinschgau bis ins Pustertal -, verknüpfen können. Eine Story lässt sich so leichter „mitleben“. Ja, und Krimis sind meine große Leidenschaft. Vor allem fesseln mich nordische Autoren wie Håkan Nesser, Henning Mankell, Jussi Adler-Olsen oder Jo Nesbø. Irgendwann kam mir die Idee, mich selbst an das Verfassen eines Krimis zu wagen. Einen Krimi zu schreiben ist mit viel Recherche verbunden. Auch meine Zeit beim Militär mit all dem Mobbing – eine ungute und im Grunde verlorene Zeit – gab mir einige Impulse. Und natürlich das Sich-Einlassen in die eigene Fantasie und das Stöbern in Erlebtem und Erfahrenem.

Braucht es dazu auch historisches Wissen?
Es ist in jedem Fall förderlich, hängt allerdings vom Inhalt der Story ab. Aber die Historie, vor allem jene seit den großen Kriegen und das internationale Weltgeschehen, haben mich immer schon interessiert. Bereits als Kind faszinierten mich Erzählungen von früher, und mein Studium der Geschichte und Germanistik an der Uni Innsbruck gaben mir ein umfassendes Wissen. Als Student las ich gerne Lyrik und versuchte selbst Gedichte zu schreiben. Bei einem Sprachkurs in Florenz lernte ich eine Frau kennen, die bei einer Wiener Literaturzeitschrift arbeitete und dort meine Gedichte sogar veröffentlichte. Das war der erste Schritt, mich mit meinen literarischen Versuchen an die Öffentlichkeit zu wagen. Über Vergangenes und Brauchtum schreibe ich Artikel im „Tiroler Chronist“ und in der Ahrntaler Gemeindezeitung „Teldra“. Erinnerungen aus meiner Kindheit habe ich in den Büchern „Als noch Kartoffelfeuer brannten“ und „Als wir noch Kinder waren“ veröffentlicht.

Apropos: Wie war Ihre Kindheit?
Ich bin auf dem Neuhaus-Hof in St. Jakob im Ahrntal mit vier Geschwistern aufgewachsen. Wir lebten von der Milchwirtschaft, bzw. von dem, was der Hof hergab. Ich habe das bescheidene Leben aber nicht als etwas Negatives empfunden, sondern zufrieden hingenommen, wie es war. Selbstverständlich musste ich schon als Kind bei den Arbeiten anpacken, aber ich erlebte eine relativ unbeschwerte Kindheit. Ein Fernseher kam erst spät ins Haus. Die steile Straße auf den Bühel zur Kirche von St. Jakob war im Winter unsere Rodelbahn, damals fuhren ja kaum Autos. Mein Vater schnitzte gern und lehrte auch mir das Handwerk, im Sommer sammelten wir Beeren und Pilze und mit deren Verkauf und auch von kleinen Schnitzereien, erwirtschaftete ich ein wenig Taschengeld. Indem mein Vater den Hof umbaute, verbesserte sich unsere finanzielle Situation, als die ersten Touristen in unser Haus kamen. Der Nachteil aber war, dass unsere Ruhe nun dahin war. Mit dem Tourismus brach eine neue Zeit an.

Was machten Sie beruflich?
Bis zu meiner Pensionierung vor zwei Jahren unterrichtete ich Deutsch, Geschichte und Geografie an der Mittelschule St. Johann. Der Beruf hat mich erfüllt. Mit Kolleg:innen und Schüler:innen von zwei ersten Klassen der Mittelschule realisierten wir übrigens ein Sagenbüchlein. Wir sammelten und verschriftlichten Sagen aus dem Ahrntal, und die Kinder bebilderten das 100-seitige Werk mit ihren Zeichnungen.

Heute gelten Sagen und Märchen oft als schädlich für die Kinder, weil Böses und Grausames vorkommt. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Wenn man bedenkt, was Kindern heute in sozialen Medien zugänglich ist – da sind Märchen noch harmlos. Dort werden noch die Tugenden hervorgehoben und das Gute siegt über das Böse. In den sozialen Medien hingegen werden Kinder mit Gewaltspielen und bedenklichen Inhalten oft allein gelassen. Generell sollte den Kindern mehr vorgelesen werden, denn es ist wissenschaftlich erwiesen, dass dies die Sprachentwicklung von klein auf fördert. Abgesehen davon soll mit Kindern über Inhalte, auch von Märchen, gesprochen werden. Damit können sie auf das Leben vorbereitet werden und auf das Schöne und Schlechte dieser Welt.

Welchen Wandel haben Sie in Ihrer langen Zeit an der Schule erlebt?
In meinen über 35 Jahren an der Schule gab es Vieles an Veränderung, letztens vor allem durch die neuen Medien. Meiner Meinung nach bringen sie aber nicht nur Positives. Als größte Veränderung bemerkte ich, dass die Kinder immer weniger lesen und sich daher ihr sprachliches Ausdrucksvermögen eher verschlechtert hat. Mir fiel auf, dass sie auch zappeliger, unkonzentrierter und abgelenkter geworden sind. Dies mag mit den übermäßigen Aufgaben und Ablenkungen zusammenhängen, die auf die Kinder hereinprasseln. Auch meine Generation war mit Aufgaben konfrontiert, mit viel Arbeit auf dem Hof, aber es war im Vergleich zu heute eine unbekümmertere, gelassenere und vielleicht auch sorgenfreiere Zeit. Wir rauften und spielten mit Nachbarskindern und waren verwurzelter mit unserer Umgebung. Heute hingegen beschäftigen sich viele Kinder allein daheim am PC, was für das gesellschaftliche Miteinander nicht förderlich ist.

Was wünschen Sie sich?
Für mich wünsche ich mir Gesundheit, Freude am Schreiben, am Lesen, Bergsteigen, Radeln und Skifahren. Für die Welt wünsche ich mir, dass endlich diese unseligen Kriege aufhören mögen, die uns gegenwärtig bedrücken. Von Mord und Todschlag möchte ich nur in Krimis lesen und nicht auf den Titelseiten der Medien.
IB