Zur Weihnachtszeit sind die Einkaufsstraßen und Geschäfte immer besonders voll; die Menschen sind auf der Suche nach passenden Geschenken. Auch im Pustertal
lebt der Einzelhandel zu einem guten Teil vom Weihnachtsgeschäft.
Vor nur ein paar Jahrzehnten schien Weihnachten noch hauptsächlich eine Zeit der Besinnlichkeit, ein Fest der Liebe und der Geburt Jesu Christi. Ob man es schön findet oder nicht: Heute ist Weihnachten auch ein Fest des Schenkens. Das Weihnachtsgeschäft ist für den Einzelhandel immens wichtig. Über 20 Prozent des gesamten Jahresumsatzes werden zum Teil in der Vorweihnachtszeit in bestimmten Branchen gemacht. „Die Advents- und Weihnachtszeit sind für große Teile des Handels und einige Bereiche der Dienstleistungen von großer Bedeutung. Dort wird der Großteil des Jahresumsatzes erzielt“, bestätigt Daniel Schönhuber, hds-Bezirkspräsident Pustertal und Ortsobmann von Bruneck. Händlern und Dienstleistern sei es dabei stets ein großes Anliegen, dass die Bedeutung des Einkaufes vor Ort hervorgehoben wird, da dies viele Vorteile auch für die Bevölkerung bringe. „Denken wir da etwa nur an die vielen lebendigen und attraktiven Orte in unserem Bezirk, die ohne Handel und Dienstleistungen viel ärmer dastehen würden“, so Schönhuber. Und es stimmt, denn gerade das Geschäft vor Ort trägt erheblich zur Lebensqualität der Bürger:innen bei. Die Leute schätzen das Angebot vor Ort und den umfassenden Service, der in vielen Geschäften geboten wird. Das ist auch der Grund, warum sich kleinere Strukturen neben den großen, multinationalen Ketten noch über Wasser halten können. Der traditionelle Dorfladen ist eben nicht nur Nahversorger mit Gütern des täglichen Bedarfs, sondern auch Treffpunkt und ein wesentlicher Faktor im sozialen Gemeinwesen – nämlich Arbeitgeber, Ausbilder und Investor. Darüber hinaus trägt es ganz wesentlich zur Entwicklung der Ortskerne bei. Doch um lebendige und attraktive Ortszentren zu erhalten und weiterzuentwickeln, braucht es weit mehr: einen attraktiven Branchenmix, realistische Mieten, durchdachte Verkehrskonzepte, genügend Parkraum und die Ansiedlung wichtiger Frequenzbringer wie beispielsweise Schulen, Behörden oder Arztpraxen. In diesen Punkten sind nicht nur fleißige Kaufleute gefragt, sondern vor allem auch die Politik.
„Handel ist Wandel“
Fragt man nach Trends, die im Kaufverhalten der Kunden:innen gerade auch zur Weihnachtszeit zu beobachten sind, sagt Daniel Schönhuber: „Trends gibt es im Handel sehr viele. Das war immer so – nach dem Motto „Handel ist Wandel“. Die Kunden:innen sind auf jeden Fall informierter als früher. Sie suchen im Netz und kaufen vor Ort oder umgekehrt.“ Eine der neuesten Entwicklungen in diesem ganzen Gefüge ist die fortschreitende Digitalisierung, die vieles verändert. Im Handel geht es oft um die Vernetzung der Unternehmen untereinander, aber auch um den online-Kontakt mit den Konsumenten:innen, was für die Mehrzahl der Handelsbetriebe bereits seit Jahren an der Tagesordnung steht. Diesen bringt das Internet viele Vorteile, verkörpert insgesamt aber auch eine große Konkurrenz, wenn man an die Beliebtheit des Onlinehandels denkt. „Heutzutage bestimmt ganz klar das Internet das Einkaufsverhalten mit und der Onlinehandel nimmt stetig zu“, sagt Daniel Schönhuber, „daher wird für jeden einzelnen stationären Händler die Umsetzung der eigenen Stärken immer wichtiger. Dazu gehören der persönliche Kontakt, Freundlichkeit, fachkundige Beratung, Service, Vertrauen gegenüber dem Händler und dem Produkt, Nähe und Emotionen.“ Emotionen deshalb, weil für viele Konsumenten:innen die haptische Wahrnehmung, also das Ergreifen, Ertasten und Erleben des Produktes zunehmend wichtiger wird. Auch junge Menschen haben trotz des omnipräsenten Smartphones das stationäre Einkaufen wieder für sich entdeckt. Und aus dem ethischen Blickwinkel heraus betrachtet sind sowieso allein die Konsumenten:innen gefragt; sie treffen bei jedem einzelnen Einkauf im Geschäft und mit jedem einzelnen Klick beim Onlineshopping eine Entscheidung. Entscheidungen, die gerade in der Weihnachtszeit etwas häufiger als sonst getroffen werden. Bleibt zu hoffen, dass auch das Christkind beim Schenken an die lokalen Händler:innen denkt.
SH
Online Handel
Herr Willy Marinoni, inwieweit ist der Online-Handel im Weihnachtsgeschäft spürbar und eine ernstzunehmende Konkurrenz für den lokalen Handel?
Der Online-Handel gehört heute zum Handel dazu und ist von diesem nicht mehr wegzudenken. Es gilt auch nicht diesen zu verteufeln, sondern die Handelstreibenden sollten darauf bedacht sein, die positiven Seiten anzunehmen und für sich zu gewinnen. Was allerdings offensichtlich wettbewerbsverzerrend ist, wenn die großen, bekannten internationalen Online-Plattformen aufgrund Steueroptimierungen und -verschiebungen in andere Staaten hierzulande lächerliche Steuern zahlen, während die lokalen Betriebe sehr wohl Abgaben, Gebühren und Steuern entrichten.
Kann dem entgegengewirkt werden und wenn überhaupt, wie?
Der stationäre Handel hat viele Stärken, die gezielt einzusetzen sind: persönliche Beratung, Nähe, Vertrauen… Natürlich muss der stationäre Handel auch mehr online aktiv und präsent sein, was nicht immer ein Onlineshop sein muss. Damit wir uns richtig verstehen: Ein kompletter Onlineshop ist nicht zwingend (und für viele auch nicht zu stemmen), jedoch die digitale Präsenz. Onlinepräsenz darf keine Frage der Größe sein, sondern muss als Serviceangebot gesehen werden. Digitalisierung fängt klein an!
Und macht ein so kurzer Advent, wie wir ihn heuer haben, einen Unterschied im Weihnachtsgeschäft?
Das können wir nicht ändern. Aber ich denke, dass es am Ende keine Auswirkungen hat. Die Menschen schenken weiterhin zu Weihnachten. Das Schenken gehört zu Weihnachten wie umgekehrt – egal, wie lange die Adventszeit ist. Während der Handel viele Entwicklungen mitmacht, hat sich hier diesbezüglich kaum etwas geändert.
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