Der Ahrntaler Simon Maurberger ist mit jeder Menge Elan in die Ski-Weltcup-Saison gestartet. Im Interview erklärt der Edel-Techniker, warum er gerade heuer an seinen ersten Weltcup-Sieg glaubt und wieso der kleinste Zweifel der größte Feind des Erfolgs ist.
Du bist im November in deine 10. Weltcupsaison gestartet. Wie fühlt sich das an, zu den Routiniers im Ski-Zirkus zu gehören?
Simon: Jede Saison ist wie ein Neuanfang, so was wie Routine hat sich bei mir da noch nie eingestellt. Weil man ja nie weiß, wo man steht im Vergleich zur Konkurrenz. Ich freue mich riesig auf diesen Weltcup-Winter, weil das Skifahren auch nach vielen Jahren noch immer meine größte Leidenschaft ist.
In diesem Winter steht kein Großereignis wie Olympia oder Weltmeisterschaften auf dem Programm. Was ist also dein großes Ziel für diese Saison?
Wieder Konstanz in mein Skifahren zu bringen. Nach meiner Knieverletzung vor drei Jahren war es ein ständiges Auf und Ab. Ich konnte meine Art Ski zu fahren nie richtig durchziehen. Deswegen möchte ich einfach wieder konstant gute Rennen abliefern.
Fährt ein kleiner Schmerz oder auch nur ein kleiner Gedanke an diese Verletzung mit, wenn du dich aus dem Starthaus katapultierst?
Bei den Rennen selbst kann ich das komplett ausblenden. Mir geht’s körperlich wieder blendend. Im Training aber, wenn die Bedingungen schwierig sind und ich nicht zu 100 Prozent überzeugt bin, sage ich mittlerweile auch mal ‚Stopp‘. Tatsache ist nämlich: Entweder du gibst alles, oder du lässt es besser bleiben. Sonst riskierst du nämlich eine weitere Verletzung.
Im letzten Weltcup-Winter gab es in deiner Parade-Disziplin Slalom in zehn Rennen sechs verschiedene Sieger – eine bemerkenswerte Ausgeglichenheit. Siehst du heuer eine gute Gelegenheit, selbst in die absolute Weltspitze vorzustoßen, vielleicht sogar einen Weltcupsieg zu holen?
Daran glaube ich, seit ich im Weltcup debütiert habe. Ohne diesen Glauben an mich selbst würde es keinen Sinn mehr machen. Die absolute Hingabe fürs Skifahren motiviert mich, nach guten und nach schlechten Rennen. Was heuer noch dazu kommt, ist der Materialwechsel, ich fahre in dieser Saison nämlich zum ersten Mal mit Fischer-Ski.
Nach der Ära Marcel Hirscher regiert jetzt der Schweizer Marco Odermatt fast allmächtig im Skiweltcup. Gibt‘ s etwas, was du dir gern von Odermatt abschaust?
Von einem Siegfahrer wie Odermatt kann man sich viel abschauen. Was mich an ihm beeindruckt: Er ‚verwaltet‘ ein Rennen nie, sondern gibt immer Vollgas, egal wie groß sein Vorsprung ist. Da haben wir‘ s wieder: im Rennsport darfst du keine Kompromisse eingehen. Alles oder nichts.
Erfolg im Spitzensport scheint also hauptsächlich eine Frage des Selbstvertrauens zu sein. Wie überwindest du Rückschläge, wie holst dir dein Selbstvertrauen?
Es gibt mehrere Wege, die einen dort hinbringen. Was nach einer Enttäuschung jedenfalls gut tut, ist abzuschalten und Abstand zu gewinnen. Nur so kann man einen sachlichen Blick auf eigenen Fehler werfen und den Akku wieder aufladen. Was ich auch empfehle, ist viel mit jenen Menschen zu sprechen, dir dir wichtig sind. Das hilft ungemein.
Der internationale Ski-Verband FIS ist seit der Amtsübernahme durch Präsident John Eliasch wiederholt mit internen Streitigkeiten aufgefallen. Eliasch setzt auf Expansion, auf Wachstum, auf neue Märkte. Wie siehst du diese Ausrichtung des Skizirkus?
Das Führen eines globalen Sportverbandes ist keine einfache Sache. Ich glaube, Eliasch steht unter großem Druck von Ski-Firmen und nationalen Verbänden. Er hat sicher kein leichtes Spiel. Tatsache ist aber auch, dass es in jüngster Vergangenheit Entscheidungen gab, die gegen unseren Sport arbeiten. Der Skisport hat unter Eliasch wenig gute Entwicklungen gemacht.
RF
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