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Mühlen in Taufers – Bares für Rares

Mit Sonja und Martin Zitturi aus Mühlen in Taufers. Seit gut zehn Jahren gibt es die Sendung Bares für Rares im ZDF. Kaum eine Hand voll Südtiroler waren bisher dabei, aber Sonja und Martin Zitturi aus Mühlen in Taufers haben es geschafft!

„Von meinem Vater erbte ich einen ellenlangen Holzstab, aber niemand wusste, wofür das Ding gut sei“, erzählt Martin Zitturi. „So dachte ich mir, dass vielleicht die Experten von Bares für Rares mir weiterhelfen könnten.“
Gesagt getan. Im Jänner 2023 bewarb sich Martin Zitturi bei Bares für Rares und schickte Fotos vom Holzstab. Dann hörte er lange nichts, was verständlich ist, zumal wöchentlich 500 bis 1.000 Bewerbungen in der Redaktion eingehen. Nach zwei Monaten erhielt Zitturi einen Anruf vom ZDF und nach einem ausführlichen Gespräch lud man ihn und seine Frau ein, bei Bares für Rares teilzunehmen. Nach weiteren Monaten wurde schließlich der 23. Oktober 2023 für die Aufnahme vereinbart.

Um zu erfahren wozu der Holzstab überhaupt diente begaben sich Sonja und Martin Zitturi zur Sendung Bares für Rares.

Montag, 23.10.2023
„Es ist im Studio etwas anders, als man es als Zuschauer im TV sieht“, sagt Sonja. Das Aufnahmestudio befindet sich in einer großen, alten Fabrikhalle. „Die erste Filmeinstellung ist, zum Eingang der Halle zu gehen. Dabei wurde uns genau auferlegt, wie wir gehen und dann im Innenraum stehen müssten. Das war richtig ‚hoaggl‘.“ Sonja stellte sich als Kellnerin mit Herz und Liebe aus Mühlen in Taufers vor und Martin als Schreiner. Südtirol war für Horst Lichter sofort ein Begriff, er habe „in dem schönen Südtirol“ Motorradtouren unternommen. Im Aufnahmeraum die vielen Kameras und Beleuchtungen waren befremdlich. Aber die freundliche Begrüßung durch Horst Lichter ließ die große Aufregung der Mühlener bald schwinden.

Die Expertise
Die Expertise nahm der Kunsthistoriker und Galerist Colmar Schulte-Goltz vor. Er nannte den Holzstab ein „ungewöhnliches Objekt, über und über mit vielen Dekoren verziert, mit Kerbschnitzereien, floralen Bänderungen, mit abgebildeten Tieren, Pflanzen und dem Habsburger Doppeladler. Mit vielen Schriftstücken in einem alten Deutsch versehen, im Prinzip fast wie ein Glaubensbekenntnis. Auch der Name Hofer ist zu erkennen, die Zahl 1740 und die Inschrift ‚Tise Gaisl‘. Es handelt sich bei diesem Objekt also um einen Geißelgriff zum Aper-Schnalzen aus dem Jahre 1740.“ In der Einkerbung am Stabende fehlte jedoch das Hanfseil mit dem Bastteil. Wenn man die „Goaßl“ schwingt, wirbelt das Bastteil am Seilende mit Überschallgeschwindigkeit durch die Luft, was einen lauten Knall erzeugt. Das Aper-Schnalzen hat in den Alpen eine lange Tradition: Am Ende des langen Winters wurde damit um Mariä Lichtmess am 2. Februar der Winter vertrieben. Dieser Brauch ist typisch für die Region um Salzburg und ist an der Grenze zwischen Österreich und Oberbayern bis heute erhalten. Der Experte begutachtete die Geißel als „außergewöhnliches, sehr seltenes, volkskundliches Objekt in einem sehr guten Zustand und aus dem Salzburger Raum stammend. Sehr spannend gemacht!“ Auch Horst Lichter sekundierte, ein derart faszinierendes und einzigartiges Stück bisher noch nie in der Sendung gehabt zu haben. Colmar Schulte-Goltz bezifferte den Wert der Geißel mit 1.500 bis 1.800 Euro. „Es war echt interessant, wie Colmar Schulte-Goltz uns das Stück erklärte“, strahlt Sonja.

Der Verkauf
Dann ging’s zu den Händlern. Diese starteten mit 80 Euro, und die Verkaufssumme schien sich recht zäh bei 500 Euro einzupendeln. Der Expertisenpreis schien den Händlern zu hoch, aber Sonja meinte, 1.000 Euro wären schon angemessen. Der Kunsthändler David Suppes willigte schließlich auf Sonjas Vorschlag ein und freute sich auf das „außergewöhnliche und sehr spektakuläre Objekt“.
„Vielleicht hätten wir noch etwas mehr herausschlagen können“, meint Martin, „aber die Aufregung, der ganze Druck, das war alles nicht so einfach. Daheim am Sofa, sieht alles viel einfacher aus. Und schließlich waren wir ja nicht nach Köln gefahren, um ‚das große Geld zu machen‘, vielmehr wollten wir erfahren, wozu der Holzstab überhaupt diente, wir wollten gerne Horst Lichter persönlich kennenlernen und hinter die Kulissen der Show blicken. Es war ein einzigartiges Erlebnis, das wir nie vergessen werden und wir sind vollkommen zufrieden mit dem Preis.“
Die Zitturis haben das Ganze mit einen Kurzurlaub verbunden und machten sich noch schöne Tage in Köln, besuchten den Kölner Dom und das Schokolademuseum, „das hat uns echt gut gefallen. Auch haben wir gut gegessen. Nur vom Kölsch- Bier sind wir nicht begeistert, das Boarische schmeckt uns besser.“

Die Sendung am 24.01.2024
Als die Sendung drei Monate später am 24.01.2024 erstmals im ZDF ausgestrahlt wurde, waren viele überrascht, da die Zitturis vorher – wie vom ZDF ausdrücklich auferlegt – nichts ausplaudern durften. „Die Reaktionen der Einheimischen sind sehr unterschiedlich“, sagt Martin, „viele fanden es cool, als sie uns im Fernsehen sahen. Manche meinten, wir hätten das Stück zu billig verkauft und jemand sagte, es sei nicht mal 20 Euro wert.“ Man sieht also, wie unterschiedlich so eine TV-Sendung wahrgenommen wird. Natürlich dauert der Auftritt im Fernsehstudio in Wirklichkeit länger, als man ihn im Fernsehen sieht und schlussendlich entscheidet das ZDF, welche Szenen ausgestrahlt werden.
Ein netter Zufall war übrigens, dass die Aufnahme im Oktober genau am 4. Todestag von Martins Vater stattfand. Dieser war ein leidenschaftlicher Antiquitätensammler und wäre sicher stolz auf seinen Sohn, der es schaffte, endlich Licht ins Dunkel dieses geheimnisvollen Holzstabes zu bringen.
IB