Man könnte fast sagen, dass eine Ära zu Ende gegangen ist: Vor kurzem hat das Café Mitterhofer seine Tore geschlossen und mit ihm der Kunstraum, der vor allem Fotokunst ganz nah an die Menschen brachte. Von 177 Ausstellungen, wertvollen Begegnungen und der Arbeit mit Künstlern:innen, die „wie Sauerstoff“ für ihn waren, erzählt Manfred Mitterhofer im Interview.
Herr Manfred Mitterhofer, Ihr Kunstraum war vor über drei Jahrzehnten ein Novum im Pustertal. Welchen Schwierigkeiten sind Sie damals bei der Gründung desselben begegnet?
Manfred Mitterhofer: Gemeinsam mit meinem Bruder Hans habe ich das Café Mitterhofer 1982 eröffnet. 1992 ist der Kunstraum dazugekommen. Mein Bruder ist dann einen neuen Weg gegangen und hat nebenan das Geschäft Manufakt eröffnet. Wir waren ein gutes Team. Das Café hat von Anfang an viel Erfolg gehabt und mit dem Kunstraum wurde ein neuer Schwerpunkt geschaffen, der auf großes Interesse gestoßen ist. Fotografie als Kunst zu etablieren war in den 90ern nicht einfach. Ich bin mir sicher, dass meine Ausstellungen zu einem besseren Verständnis beigetragen haben.
Inwiefern hat sich Ihrer Ansicht nach der Stellenwert der Fotografie in der Kunstwelt seither verändert?
Mit dem Aufkommen der Fotografie in den letzten Jahren des 18. Jahrhunderts sah sich die Malerei plötzlich von diesem neuen Medium bedroht. Die Fotografie hat sich seitdem einen eigenständigen Raum in der Kunstwelt geschaffen und sich konsequent weiterentwickelt: von der Camera Obscura zur analogen Fotografie. Durch den Übergang vom Analogen zum Digitalen hat sie sich nochmals grundlegend verändert. Und vielleicht gibt es wieder einen Weg zurück vom millionenfachen digitalen Knipsen zu einem bewussteren, langsameren Fotografieren.
Kunst ist Ihnen offensichtlich immer ein Anliegen gewesen. Haben Sie Ihre Tätigkeit auch als eine Art „Auftrag“ gesehen?
Mich hat die Freude an der Kunst, vor allem am Medium Fotografie bewegt. Ich habe meine Tätigkeit nie als Auftrag gesehen.
À propos „Auftrag“: Wie sehen Sie das, hat Kunst generell einen Auftrag?
Der:die Künstler:in sollte die Fähigkeit haben, das aufzuzeigen und auszudrücken, was uns Normalsterblichen nicht möglich ist. Kunst soll nicht nur schön sein, sie muss kritisch und innovativ sein und eine Auseinandersetzung herausfordern.
Was haben die zahlreichen Künstler:innen, denen Sie in Ihrem Café eine Plattform geboten haben, am Kunstraum in Innichen besonders geschätzt?
Ich habe meine Künstler:innen nicht aus einem Katalog ausgesucht. Der persönliche Kontakt, das Kennenlernen, die Wertschätzung füreinander waren die Grundlage für meine 177 Ausstellungen.
Wie schätzen Sie rückblickend die Begegnungen mit all diesen kreativen Menschen für sich persönlich ein?
Ich habe viel von ihnen gelernt, es sind neue Freundschaften entstanden. Ich freue mich, dass ich Künstler:innen aus aller Welt ausstellen konnte, und ganz besondere Freude hat mir die Arbeit mit den jungen Südtiroler Künstlern:innen bereitet.
Ihr Kunstraum hat nun endgültig seine Tore geschlossen. War er vielleicht sogar ein Kunst-Traum, der für Sie in Erfüllung gegangen ist?
Die Auseinandersetzung mit der Kunst hat mir viel Motivation für die Beschäftigung im Café gegeben. Die Arbeit mit den Künstlern:innen war wie Sauerstoff für mich. Ich möchte diese jahrzehntelange Erfahrung nicht missen.
Wie wird die Kunst Sie weiterhin begleiten?
Die Kunst und die Fotografie im Besonderen waren mir schon vor der Eröffnung des Kunstraums sehr wichtig. Sie werden es auch weiterhin bleiben. Ich möchte mich wieder mehr persönlich mit Fotografie beschäftigen. Gemeinsam mit Freunden möchten wir ein Projekt für die analoge Fotografie im Pustertal erarbeiten.
Und abschließend: Wo bzw. in welchen Bereichen würden Sie sich mehr Raum für Kunst wünschen?
Tourismus und Wirtschaft haben zum Teil noch nicht das Potenzial entdeckt, das in der Kunst steckt. Immer mehr Menschen bewegen sich auch aufgrund des kulturellen Angebotes in einer Region. Und hier spielen die zeitgenössische Kunst und die Fotografie eine wichtige Rolle.
SH
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