„Di Vògaiga“ sind in der Südtiroler Volksmusikszene bereits eine feste Größe. Die fünf Musiker:innen sind bekannt für ihre alpenländische Volksmusik, die sie mit unterschiedlichsten Stilelementen versehen. Im Juni wird das neue Programm „In di Berg bin i“ vorgestellt. Das Puschtra Magazin hat vorab mit der Cellistin Ulrike Mattle über die neuen Programminhalte gesprochen.
Frau Mattle, „Di Vógaiga“ sind 2011 entstanden: Anna Feichter, Peter Paul Hofmann, Günther Hopfgartner, Erich Feichter und Sie sind die Protagonisten:innen dieser Formation. Wie ist diese Gruppe entstanden?
Ulrike Mattle: Ursprünglich war es so, dass wir die Gruppe gründeten, um zum Volkstanz aufzuspielen, weil wir alle als Musiker:innen seit unserer Kindheit mit Volksmusik groß geworden sind. Das war die Idee! Wir haben dann begonnen bei Tanzabenden traditionelle Volksmusik zu spielen und es hat uns zunehmend Freude bereitet in dieser Formation zu spielen. Der Wunsch eigene Stücke zu komponieren und auch andere Instrumente miteinzubeziehen ist dann bei allen immer größer geworden und so sind eigene Volksmusikstücke entstanden. Im Stadttheater Bruneck haben wir dann das erste Konzert mit traditioneller und eigener Musik als ‘Di Vógaiga‘ gegeben. Der Startschuss war allerdings jener, als wir 2017 das Stück ‘Ein Nikolausvogaiga – Nikolaus Boarischer‘ von Peter Paul Hofmann auf YouTube veröffentlicht haben, das ein ehemaliger Musikschüler von mir gedreht hat. Das Musikvideo hat eingeschlagen wie eine Bombe und der Name ‘Di Vógaiga‘ war auf einmal in aller Munde. Dann haben wir zunehmend mehr Konzerte gegeben oder auf Veranstaltungen gespielt.
„Di Vògaiga“ werden Mitte Juni ihr neues Programm „In di Berg bin i“ vorstellen. Wie kam es dazu?
Nach der gelungenen Präsentation unserer ersten eigenen CD “Von Heiter bis Mondschein“ im November 2023 war uns allen klar, dass es ein weiteres Programm geben wird. In den ersten Überlegungen von uns gingen wir der Frage nach: in welche Richtung wir als Musiker:innen gehen wollen? Nach einer Ideenfindungsrunde kam mir dann als erster Impuls der Titel ‘In di Berg bin i‘, der diese Richtung am treffendsten beschreibt. Alle waren sofort von dieser Idee begeistert. Dann folgten die Überlegungen zu diesem Titel entsprechende Stücke zu komponieren, die die Welt in den Bergen und der Natur beschreibt.
Was hat es mit dem Titel „In di Berg bin i“ auf sich?
Dieser Titel beschäftigt sich mit dem Menschen und der Natur in den Bergen: Bergwärts läuft das Leben oft anders als in manchen Niederungen. Die Berge prägen den Menschen, sie formen und fordern ihn in vielfältiger Weise. Es geht um Tradition und das Leben in den Bergen. Es geht um den ‘Bergmenschen‘ und seine Verbundenheit zur Natur und die Auseinandersetzung mit der Natur in den Bergen. Diese Verbundenheit zieht an und verpflichtet gleichzeitig, sie schenkt und fordert heraus. Ich selbst bin im Pitztal aufgewachsen und habe mich in den Bergen immer wohl gefühlt. Meine Mutter stammt aus Stuttgart und brachte damit ein völlig anderes Lebensgefühl mit ins Pitztal. So habe ich, durch mein Zuhause, beide Lebensräume kennengelernt, mit all ihren Gegensätzen. Das neue Programm setzt sich musikalisch auch mit diesen Gratwanderungen auseinander.
Die Vògaiga sind für ihre Stilelemente der alpenländischen Volksmusik gepaart mit neuen Klängen bekannt. Wie würden Sie das neue Musikprogramm beschreiben?
Auch das neue Musik-Programm wird die Klangsprache und den Charakter der Vògaiga widerspiegeln. Unser unverkennbarer Stil als Gruppe bleibt also bestehen. Klanglich werden noch einige neue Musikinstrumente und Instrumentenkombinationen hinzukommen und es wird auch die Gesangsstimme von Anna mehr zum Einsatz kommen. Die Musikstücke werden von Erich, Peter Paul und auch von Anna komponiert, die eine neue Musikkomponente in das neue Programm mit einbringen wird, und vielleicht finden sich auch Kompositionen von Günther und mir, das wird sich noch zeigen.
Wer ist in dieser Formation für welche musikalischen Bereiche zuständig?
Für die Kompositionen waren in der Vergangenheit vor allem Erich und Peter Paul zuständig, beim neuen Programm wird, wie erwähnt, auch Anna komponieren. Die Stücke tragen immer die Handschrift des jeweiligen Komponisten und mit der individuellen Interpretation jedes einzelnen von uns erhält das Stück dann den Stil von ‘Di Vógaiga‘. Die Stücke sind immer sehr vielfältig und facettenreich in ihrem Ausdruck, auch wenn sie von derselben Person stammen. Das macht das Programm sehr abwechslungsreich und nimmt den:die Zuhörer:in mit in unterschiedliche Stimmungen und Klangwelten. Bei den Probenarbeiten entstehen dann, teilweise auch aus Jux und Tollerei, neue Interpretationen im Stück bis hin zu Abänderungen in der Klangsprache. Die Stücke sind und bleiben durch uns Spieler:innen lebendig und dürfen sich verändern. Dadurch ist jeder einzelne von uns am Prozess der Entwicklung, nach der Geburt des Stückes durch den:die Komponisten:in beteiligt.
Haben die gemeinsamen Musikproben für die Tour bereits begonnen?
Ja, die Proben haben bereits begonnen. Da Anna in Baden bei Wien lebt, dort als Musiktherapeutin arbeitet und wir auch alle berufstätig sind, gilt es gut zu planen, dass wir uns gemeinsam treffen können. Meist treffen wir uns dann am Wochenende und nützen die Zeit intensiv. Die Proben finden zentral gelegen in Bruneck statt.
Am 21. Juni wird die Musikgruppe das neue Programm erstmals auf Burg Heinfels aufführen. Auf was können sich die Besucher:innen freuen?
Ich glaube, dass unser neues Programm unser bisheriges Schaffen bereichern wird mit neuen Klangfindungen, pulsierenden Rhythmen und interessanten Instrumentenkombinationen. Der unverkennbare Stil von ‘Di Vógaiga‘ wird erhalten bleiben und mit Neuem aufgemischt, das dem Publikum dann auch Überraschungsmomente schenken wird. Ich finde Burg Heinfels einen super schönen Ort mit einem herrlichen Ambiente für so eine Aufführung und zudem ist Heinfels auch gut erreichbar. Die Organisation des Veranstalters Peter Leiter ist sehr gut und da freuen wir uns natürlich, dort erneut spielen zu können.
Wie würden Sie die Rolle Ihrer Kollegen:in innerhalb der Gruppe beschreiben?
Das ist nicht ganz einfach…Peter Paul und Günther sind sehr humorvoll und spontan, was Dynamik in die Gruppe bringt. Erich ist unser Organisationstalent: Er organisiert und koordiniert unsere Auftritte und Konzerte, das ist sehr wichtig für die Kontinuität und hält die Gruppe zusammen. Anna ist als unsere Jüngste, mit ihrem frischen Esprit, der Antrieb der Gruppe. Ich selbst sehe mich eher als Impulsgeberin, die dann und wann auch für ihren Schabernack bekannt ist.
Mittlerweile spielen die Vógaiga auf Konzerten, Veranstaltungen, privaten Feiern und haben im November 2023 die erste CD ‘Von Heiter bis Mondschein‘ mit eigenen Stücken vorgestellt. Wo geht die weitere Reise hin?
Vorerst werden wir nach Abschluss und der Vorstellung unseres neuen Programmes auf Burg Heinfels verschiedene Veranstalter anschreiben, wo wir in der Vergangenheit bereits gespielt haben. Eine Konzertreihe, die uns besonders freuen würde erneut spielen zu können, ist zum Beispiel ‘Spielarten‘ im Konzerthaus in Wien, wo wir schon 2020 zu Gast sein durften oder auch beim Alpinfolkfestival „aufgegeigt und quergespielt“ in Feldkirchen. Unser Wunsch ist es natürlich auch von diesem neuen Programm eine eigene CD zu produzieren. Wir haben es, entgegengesetzt zu vielen anderen Gruppen, bei unserer ersten CD ‘Von Heiter bis Mondschein‘ so gemacht, dass wir zuerst das Programm konzertant gespielt und dann die CD aufgenommen haben. Dieser Weg hat sich für uns bewährt, weil sich musikalisch noch so viel entwickeln und sich somit die eigene Gruppensprache formen kann.
Was wünschen Sie sich für die erste Aufführung in Heinfels?
Dass das neue Programm genauso gut ankommt, wie das letzte! Da dieses Projekt ein Herzensprojekt von uns allen ist und wir Musik mit Herz spielen, glaube ich, dass uns das auch gelingen wird.
TL
Infos: Di Vògaiga
Spielen zusammen seit 2011
Musiker:innen: Erich Feichter (Violine, Gitarre, Gesang), Anna Feichter (Violine, Gesang), Ulrike Mattle (Cello, Harfe, singende Säge, Gesang), Günther Hopfgartner (Steirische Harmonika), Peter Paul Hofmann (Kontrabass, Perkussion)
Musikstil: Volksmusik mit innovativen klassischen, jazzigen, modernen Stilelementen
Auftritte:
2022, 2019, 2018 Di Vógaiga Adventskonzerte im Ragenhaus und Grandhotel Toblach
2022 Referententätigkeit von Di Vógaiga bei der Lesachtaler Volksmusikakademie
2021 Kulturforum Amthof Alpinfolk Festival „aufgegeigt und quergespielt“ mit dem Programm „Von Heiter bis Mondschein“
2021 Kommende Lengmoos mit dem Programm „Von Heiter bis Mondschein“
2021 Kulturbühne Ambach Vorarlberg Götzis Programm von Di Vógaiga gemeinsam mit dem Gesangstrio „Inso Drei“
2021 St. Ulrich Kulturhaus Luis Trenker in der Konzertreihe von Jëuni de Mujiga de Gherdëina mit dem Programm „Von Heiter bis Mondschein“
2020 Konzerthaus Wien Mozartsaal in der Reihe Spielarten „strings attacched“ gemeinsam mit der finnischen Band Frigg
2019 Pfatten Festival „Classic and more“ mit dem Programm „Von Heiter bis Mondschein“
2019 Villa Falkenhorst in Thüringen/Vorarlberg mit dem Programm „Von Heiter bis Mondschein“
2018 Sendung Musigzeit „Di Vógaiga“ Rai Fernsehen, Rudy Kaneider
Infos unter: www.divogaiga.com