Mobilität und Straßenbau im Pustertal: Verkehrsberuhigung und Lebensqualität
6. August 2024
Alleinerziehend – was passiert mit meinem Kind, wenn ich sterbe?
6. August 2024
Alle anzeigen

Im Einsatz für die Schwächeren

Wer kennt sie nicht, Momente im Leben, in denen man von Schwierigkeiten gänzlich eingenommen wird? Solche Situationen, physisch oder psychisch bedingt, können Menschen unfähig machen, ihre eigenen persönlichen oder wirtschaftlichen Interessen zu schützen. Dann ist manchmal die Unterstützung eines:r Sachwalters:in gefragt.

Sie arbeiten – man könnte fast sagen – im Verborgenen, leisten aber einen ungemein wichtigen Dienst an ihren Mitmenschen: die Sachwalter:innen, die ehrenamtlich verschiedenste Tätigkeiten für die ihnen zugewiesenen Personen erledigen. Seit sechs Jahren regelt ein Landesgesetz die Förderung der Sachwalterschaft in Südtirol. In diesem Zusammenhang wurde das Landesverzeichnis der Sachwalter:innen eingeführt, die auf eine Haftpflichtversicherung des Landes zurückgreifen können. Der Verein für Sachwalterschaft begleitet seit bereits 14 Jahren ehrenamtliche Sachwalter:innen bei ihrer vielfältigen Tätigkeit. Zudem berät man dort Angehörige, informiert zum Thema und organisiert Aus- und Weiterbildungen. „Für ehrenamtliche Sachwalter:innen und Angehörige gilt gleichermaßen, dass sie gut daran tun, sich zu informieren und sich mittels Fortbildungen immer wieder auf den neuesten Stand zu bringen“, sagt eine Mitarbeiterin des Vereins für Sachwalterschaft. Das könne Schwierigkeiten vorbeugen und die technischen Abläufe erleichtern, betont sie. Der Verein für Sachwalterschaft begleitet rund 180 Menschen jährlich – nicht wenige auch bei uns im Pustertal – bei ihrem Weg zur Bestellung eines:r Sachwalters:in. Eine Zahl, die im Steigen begriffen ist. In manchem Sozialsprengel beobachtet man nämlich, dass der Bedarf an Sachwaltern:innen zunehmend größer wird.
Dies hänge vor allem mit der immer älter werdenden Gesellschaft, mit den geänderten Familienformen und dem Rückgang der vernetzten Großfamilie zusammen. „Die Beratungsstelle im Pustertal wird gut angenommen und ist sehr gut besucht“, weiß man im Verein für Sachwalterschaft, „und auch der letzte Grundkurs, der in Bruneck angeboten wurde, war voll belegt.“

Der Bedarf an Sachwalter:innen wird zunehmend größer. Gründe dafür sind die immer älter werdende Gesellschaft, geänderte Familienformen und der Rückgang
der vernetzten Großfamilie.

Vor 20 Jahren eingeführt
Die Sachwalterschaft ist ein wichtiger Dienst für Menschen, die in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt sind und Unterstützung brauchen. Insgesamt gibt es in Südtirol rund 3.700 Begünstigte der Sachwalterschaft.
Diese Funktion wurde vor genau 20 Jahren, also im Jahr 2004, auf gesamtstaatlicher Ebene eingeführt, um Menschen, die in ihrer Selbstständigkeit teilweise oder ganz eingeschränkt sind, zu unterstützen. Sachwalter:innen vertreten diese Personen und wahren deren Interessen. Ernannt werden sie vom Vormundschaftsgericht und können – müssen aber nicht – mit dem:r Betreuten verwandt sein. Auf jeden Fall ist diese Person dann beauftragt, der beeinträchtigten Person zu helfen und ihr bei der Ausführung der Handlungen des täglichen Lebens zur Seite zu stehen. Die begünstigte Person behält also die Handlungsfähigkeit bei der Ausführung der Handlungen des täglichen Lebens, welche nicht ausschließlich der Kompetenz des Sachwalters obliegen. Insgesamt ist die Sachwalterschaft ein flexibles und veränderbares Instrument, das ganz individuell auf jeden konkreten Einzelfall abgestimmt wird. Das gesamte Verfahren der Sachwalterschaft, von der Ernennung bis zur Beendigung, steht unter steter Kontrolle des Vormundschaftsrichters am Wohnsitz der begünstigten Person.

Grundkurse im Herbst
Wer Interesse daran hat, sich einfach nur zu informieren oder vielleicht sogar selbst Sachwalter:in zu werden, kann einen Grundkurs von einer Gesamtdauer von sechs Stunden absolvieren, der darauf ausgerichtet ist, den Teilnehmern:innen die Grundkenntnisse des Gesetzes, des Ernennungsverfahrens des:r Sachwalters:in und der Pflichten darzulegen. Die Teilnahme des Grundkurses ist Voraussetzung für das Ansuchen auf Einschreibung in das Landesregister der ehrenamtlichen Sachwalter der Provinz Bozen. Im September starten wieder einige Grundkurse, nämlich in Bozen, Brixen und Schlanders (in deutscher Sprache) und in Bozen und Neumarkt (in italienischer Sprache).
SH