Seil schafft Inklusion, klettern für alle!

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Seil schafft Inklusion, klettern für alle!

In der Kletterhalle Heliks in Bruneck werden jetzt auch Kletterkurse für Menschen mit Beeinträchtigung angeboten.

Für David Kammerer aus St. Lorenzen, selbst Parakletterer, Weltcupsieger und Kletterlehrer, ist es ein Anliegen, Menschen mit Beeinträchtigung für das Klettern zu begeistern. Um eine inklusive Klettergruppe aufzubauen, setzte er sich mit dem Münchner Verein „Ich will da rauf!“, in Verbindung, der mit seinem Projekt „Seilschafft Inklusion“ eine Unterstützung anbietet, inklusive Klettergruppen zu organisieren. Günther Meraner, Leiter der Kletterhalle Heliks in Bruneck, war von der Idee begeistert und so holte David Kammerer als Kletterpartner auch Michael Pichler aus Welschellen/Rina mit ins Boot. Beide hielten letzten Herbst einen Schnupperkurs ab. Daraus ist heute eine Gruppe von rund zehn Personen geworden, die sich einmal wöchentlich mit David und Michael in der Kletterhalle Bruneck zum Inklusions-Kletterkurs treffen. Ihr Motto: „Seil schafft Inklusion, klettern für alle“. Kammerer bezeichnet Klettern als eine der inklusivsten Sportarten, weil verschiedene Menschen mit verschiedenen Voraussetzungen am selben Ort Gemeinsames erleben können.

Klettern, die ideale Sportart
Die Personen in der Gruppe sind von 18 bis 42 Jahre und haben unterschiedliche Arten und Grade der Beeinträchtigung: Down Syndrom, Hemiparese oder Autismus. Klettern ist viel auch Kopfsache und es gibt Studien die zeigen, dass die komplexen Bewegungsabläufe beim Klettern das körperliche und geistige Wohlbefinden stärken. Das Hallenklettern ist auch deshalb eine ideale Sportart für Inklusion, weil jeder nach den jeweiligen Fähigkeiten klettern kann. „Interessant ist, die großen Fortschritte der Teilnehmenden zu verfolgen, die sich anfangs kaum zu steigen trauten und nun völlig unbekümmert tolle Routen bewältigen“, freut sich Kammerer. „sie klettern vom 3. bis zum 6. Schwierigkeitsgrad. Auch erfährt die Gruppe ein Mit- und Füreinander und jeder Einzelne Selbstbewusstsein, Mut und jede Menge Erfolgserlebnisse. Mittlerweile vermögen alle selbständig zu sichern, einige sichern zu zweit und ein paar klettern sogar im Vorstieg, vor allem aber wird viel gelacht.“

Verschiedenartigkeit akzeptieren
Irmhild Beelen aus Luttach ist seit 2014 im Arbeitskreis Eltern von Menschen mit Behinderung tätig und seit 2016 dessen Vize-Präsidentin. Für ihren unermüdlichen Einsatz für soziale Dienste und für die Inklusion von Menschen mit Behinderung erhielt sie übrigens im vorigen Jahr das Verdienstkreuz des Landes Tirol. Sie sieht im Klettern neben der körperlichen Ertüchtigung vor allem die Stärkung der Psyche: „Einander vertrauen, sich gegenseitig unterstützen sowie Sicherheit und Verantwortung übernehmen – dazu schafft das Seil die sprichwörtliche Verbindung in der Gruppe. Die Kinder gehen völlig unbedarft miteinander um, auch wenn jeder anders ist. Inklusion heißt, Verschiedenartigkeit zu akzeptieren. Diese wird hier gelebt. Wäre die Gesellschaft wie diese Gruppe, hätten wir von der Inklusion nur positive Erlebnisse.“

„Wir haben so viel Spaß!“
„David und Michael erklären uns alles sehr gut. Es freut mich, dass ich mich ständig verbessere und immer schwierigere Routen schaffe. Sonst bin ich nicht in den Bergen unterwegs. Ich spiele Fußball, aber Klettern gefällt mir besser“, findet Samuel aus Brixen. In den Chor der Begeisterung stimmen weitere Kraxler der Inklusions-Klettergruppe mit ein: „Das Klettern mit der Gruppe gefällt mir sehr gut, es freut mich, immer schwierigere Routen zu meistern. Ich bin ehrgeizig und versuche, immer besser zu werden“, strahlt Felix aus Issing. „Aufgrund meiner Hemiparese kann ich nur mit der linken Körperhälfte klettern und ich schaffe das mittlerweile recht gut. David ist mein großes Vorbild, da auch er eine körperliche Behinderung hat und sogar Weltcupsieger wurde. Je mehr ich trainiere, umso kräftiger werde ich. Auch die Gruppe gibt mir Kraft, wir machen immer Witze und lachen viel“, sagt Diego aus Mühlen. „Ich wandere gerne mit meiner Mutter, gerade heute waren wir am Gipfel des Speikbodens. Aber das Klettern gefällt mir noch besser als wandern und hier in der Gruppe haben wir immer ganz viel Spaß“, freut sich Nina aus Luttach. „Seit mein Sohn Matthias klettert, haben sich seine Körperhaltung und sein Wesen verbessert, er ist offener geworden“, unterstreicht seine Mutter Elly. „Klettern gefällt mir sehr gut, auch das Sichern zusammen mit Matthias“, erklärt Andreas aus Innichen, „zu Davids heurigen Weltcup-Sieg im Paraclimbing in Salt Lake City spielte ich auf der Ziehharmonika und wir haben ihn tüchtig gefeiert“. „Im Herbst sollen auch Kletterkurse für uns Eltern stattfinden“, erzählt die Mutter von Andreas, „darauf freue ich mich und ich bin bestimmt dabei!“ Na, wenn das keine tollen Perspektiven für alle sind! Klettern zeigt den Weg, mit Zuversicht und Einsatzfreude, den Gipfel hoher Lebensgefühle zu erklimmen.
IB