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Dr. Alexis Kodo

Bruneck / Tschad – Dr. Alexis Kodo ist Arzt im Krankenhaus Bruneck in der Abteilung für Gynäkologieund Geburtshilfe. Wir sprachen mit dem aus dem Tschad in Zentralafrika Gebürtigen.

Herr Dr. Kodo, was bedeutet für Sie der Arztberuf?
Dr. Alexis Kodo: Für viele Ärzte, einschließlich mich, ist dieser Beruf weit mehr als nur ein Job. Es ist eine Berufung, die mit Verantwortung, Mitgefühl und dem Wunsch, anderen zu helfen, verbunden ist. Für mich bedeutet das, Patienten durch Wissen und Erfahrung helfen, Schmerzen zu lindern, Krankheiten zu behandeln und ein besseres Leben zu ermöglichen. Für einen engagierten Arzt wie mich ist der Beruf auch eine Gelegenheit, ständig zu lernen, wissenschaftliche Fortschritte zu verfolgen und gegebenenfalls selbst zur Forschung beizutragen, um die medizinische Versorgung zu verbessern. Ein guter Arzt ist nicht nur jemand, der Diagnosen erstellt und Behandlungen verschreibt, sondern er versteht auch die Ängste und Sorgen seiner Patienten und hilft, ihnen in ihren schwierigsten Momenten mit Empathie beizustehen. Da es oft um Leben und Tod geht, kann jede Entscheidung erhebliche Konsequenzen haben, weshalb ich großen Wert auf ethische Prinzipien und Verantwortungsbewusstsein lege. Es ist mir wichtig, jeden Tag einen sinnvollen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten.

Nach ihrem Medizinstudium in Verona arbeiteten Sie im Krankenhaus Bozen und als Gemeindearzt in Schlanders. Warum wechselten Sie nach Bruneck?
Italien hat eine lange Tradition in der medizinischen Ausbildung und Universitäten wie Verona, genießen einen ausgezeichneten Ruf. Ich wollte in einem Umfeld studieren, das Theorie und Praxis eng verknüpft und hohen Wert auf das Patientenwohl legt. Südtirol ist eine einzigartige Region mit einer besonderen Verbindung von italienischer und deutschsprachiger Kultur. Es bietet zahlreiche berufliche Chancen im medizinischen Bereich, insbesondere durch die modernen, gut ausgestatteten Krankenhäuser. Das Gesundheitssystem ist gut organisiert und bietet Raum für Innovation, Wachstum sowie ideale Voraussetzungen für eine erfüllende Karriere. Bruneck bietet mir die Möglichkeit, mich weiterzuentwickeln, neue Herausforderungen in einem modernen, gut strukturierten Krankenhaus anzunehmen – es ist eine Kombination aus hoher medizinischer Qualität und enger Zusammenarbeit mit einem engagierten Team. Das Krankenhaus Bruneck hat einen ausgezeichneten Ruf für professionelle Entwicklung und ich kann mit Kollegen auf hohem Niveau zusammenarbeiten und beitragen, die bestmögliche Versorgung für die Patienten sicherzustellen.

Die Gesellschaft in der Peripherie ist den Umgang mit Menschen anderer Hautfarbe, Sprache und Religionen nicht gewohnt. Erfahren Sie diesbezüglich Probleme?
Meine Erfahrung in Südtirol – und besonders hier in Bruneck – ist weitgehend positiv. Die meisten Patienten zeigen Interesse und Respekt, sobald man offen auf sie zugeht und eine vertrauensvolle Beziehung aufbaut. Oft hilft es, kulturelle Unterschiede anzusprechen, was für eine positive und verständnisvolle Atmosphäre sorgt. Die Patienten sehen mich in erster Linie als ihren Arzt. Meine berufliche Kompetenz und mein Engagement für ihre Gesundheit sind für sie oft wichtiger als meine Herkunft. Südtirol ist zunehmend multikulturell, und auch in peripheren Gebieten wächst das Bewusstsein für kulturelle Vielfalt. Ich erlebe, dass viele Menschen neugierig und offen für Neues sind und nutze dies, um Vorurteile und Unsicherheiten zu verringern und Verständnis zu fördern. Transparenz und Kommunikation sind der Schlüssel, um Barrieren abzubauen.

Der Tschad ist die gesundheitliche Infrastruktur betreffend weit entfernt von jener in Südtirol. Jammern wir bei uns oft auf hohem Niveau?
Im Tschad sind die Gesundheitsinfrastrukturen vielfach noch unterentwickelt, grundlegende medizinische Versorgung ist oft schwer zugänglich. Es gibt Gebiete, in denen Krankenhäuser und qualifiziertes medizinisches Personal rar sind, ebenso wie Medikamente und moderne Diagnosetechniken. Im Vergleich dazu bietet Südtirol flächendeckend Zugang zu modernen Krankenhäusern und gut ausgebildetem Personal. Natürlich gibt es Herausforderungen wie lange Wartezeiten oder Personalengpässe, aber diese Probleme sind gering im Vergleich zu den grundsätzlichen Engpässen im Tschad. Die Gesundheitsversorgung in Südtirol gewährleistet ein hohes Maß an Sicherheit und Qualität. Es gibt regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und hochentwickelte Behandlungsmöglichkeiten. Dieses hohe Niveau kann in vielen Teilen der Welt als Privileg betrachtet werden. Für mich, der den Unterschied kennt, ist es oft erstaunlich, wie selbstverständlich die Menschen hier die Vorteile des Systems erachten. Mehr Bewusstsein für den relativen Luxus, den das Gesundheitssystem in Südtirol bietet, könnte die Wertschätzung und Zufriedenheit sicherlich erhöhen.

Obwohl der Tschad reich an Bodenschätzen ist, schafft es der Staat nicht, die Armut der Menschen zu mindern. Würden Spenden helfen, das Leid zu lindern?
Ja, aber nur, wenn Spenden gezielt eingesetzt und strukturiert werden. Denn finanzielle Unterstützung allein reicht meist nicht, um die tief verwurzelten Probleme zu lösen. Direkte Spenden könnten in konkrete Bildungs- und Gesundheitsprojekte investiert werden. Höhere Bildung schafft langfristig Chancen für die Bevölkerung, und eine verbesserte Gesundheitsversorgung könnte die hohe Kinder- und Müttersterblichkeit im Tschad senken. Organisationen vor Ort könnten durch Spenden Schulen und Krankenhäuser aufbauen und Programme für Landwirtschaft, Handwerk und kleine Unternehmen erstellen, um Arbeitsplätze zu schaffen, die den Menschen langfristig ein Einkommen und finanzielle Unabhängigkeit ermöglichen.

Wie geht es Ihnen hier in Bruneck?
In Bruneck gibt es viele positive Aspekte, die diesen Ort zu etwas Besonderem machen, aber auch einige Herausforderungen. Die Nähe zur Natur und den Bergen bietet eine außergewöhnlich hohe Lebensqualität. Die Möglichkeit, nach einem Arbeitstag in der Natur zu entspannen oder Wanderungen zu unternehmen, ist ein großes Plus. Die Menschen hier sind offen und herzlich.
IB