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Schnell mal Spitzenspieler werden

Pfalzen – Mal was neues ausprobieren – mit dieser Idee hat Michael Bachers Karriere im Curling begonnen. Nur zwei Jahre später spielt er jetzt für zwei Clubs auf sehr hohem Niveau.

Wer behauptet, Fernsehen wäre Zeitverschwendung, der sollte mal mit Michael Bacher aus Pfalzen reden. Der nämlich verdankt dem Fernsehen bzw. der Übertragung der olympischen Winterspiele 2022 im TV eine neue, anspruchsvolle Leidenschaft. „Mein Vater und ich haben vor zwei Jahren die Spiele in Peking im TV mitverfolgt. Unter anderem haben wir uns auch einige Curling-Matches angeschaut“, erzählt Michael. „Das Team Italy hat dabei die Goldmedaille im Double-Mix geholt. Das war irgendwie der zündende Funke.“

Schach auf dem Eis
Michael Bacher ist 18 Jahre alt, besucht das Realgymnasium in Bruneck und hat offenbar ein Auge für besondere Dinge. Curling ist so ein „Ding“. Dieser Sport wird oft als „Schach auf dem Eis“ beschrieben. Vereinfacht gesagt ist Curling irgendwie verwandt mit dem Eisstockschießen. Anstatt mit Stöcken spielt man hier aber mit 20 Kilogramm schweren Steinen, schrubbt das Eis mit sogenannten Besen und am Ende geht’s darum, wer am meisten Punkte sammelt. Curling gilt zurecht als exotische Sportart. Genau das hat Michael fasziniert. „Wenige Monate nach Olympia in Peking gab es im neuen Hockey-Stadion von Bruneck einen Tag der offenen Tür“, erzählt er. „Bei dieser Gelegenheit habe ich mir auch die Curling-Anlage im Stadion angeschaut und kam dabei mit Hubert Trenker ins Gespräch.“ Trenker gilt als DER Curling-Pionier im Pustertal. Er war es, der Michael Bacher dazu brachte, an einem Probetraining des ASC Curling Südtirol teilzunehmen. Das war im Oktober 2022. Nur zwei Monate später bestritt Michael sein erstes Meisterschaftsspiel. „Curling hat mir auf Anhieb gut gefallen“, erzählt Michael. „Wobei ich zunächst unterschätzt habe, wie anspruchsvoll und anstrengend dieser Sport sein kann.“ Wie bitte? Das „Schach auf dem Eis“ soll anstrengend sein? „Das schnelle Wischen mit dem Besen geht ordentlich in die Armmuskulatur. Und das ständige Taktieren, das Lesen des gegnerischen Spiels, die volle Konzentration beim Positionieren der eigenen Steine – das alles ist eine große mentale Herausforderung“, so Michael.

Ein steiler Aufstieg
Der junge Pfalzner weiß mit diesen Herausforderungen sehr gut umzugehen. Bereits in seiner zweiten Saison, im letzten Winter also, stieg er zum Stammspieler des ASC Curling Südtirol auf. Mit seinem Team spielt er auch im anstehenden Winter in der italienischen Serie B. Das Ziel für diese Saison ist klar vorgegeben: „Wir wollen uns für das Finalwochenende qualifizieren. Wenn wir das geschafft haben, dann ist vieles möglich, vielleicht sogar der Aufstieg in die höchste nationale Spielklasse, die Serie A.“
Für Michael persönlich hat‘ s bereits vor dieser Spielzeit einen Aufstieg gegeben. Mit seinen konstant guten Leistungen hat er das Interesse des Curling Clubs Cortina geweckt. Die Ampezzaner haben Michael als Spieler für die „Campionati Junior“ gewinnen können und so läuft er in diesem Winter nicht nur für den ASC Curling Südtirol auf, sondern auch für „Curling Club Dolomiti“. „Klar ist es ein wenig anstrengend, einmal pro Woche nach Cortina zu fahren“, sagt Michael, „aber diese Chance für ein italienisches Top-Team zu spielen, lasse ich mir nicht entgehen.“ Von der Fernseh-Couch auf die Brunecker Curling-Bahn und von dort weiter nach Cortina: Michael Bacher ist ein Senkrechtstarter im heimischen Curling. Und wer weiß… vielleicht kann man bei den nächsten olympischen Winterspielen 2026 in Cortina (!) ja einem jungen Pfalzner beim Curling zuschauen.
RF