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Danke Rudolf!

In gedenken an unseren Redakteur Rudolf Tasser – Der Historiker Rudolf Tasser hat für den Puschtra unzählige interessante Beiträge geschrieben. Am Nikolaustag legte er mit 82 Jahren für immer die Feder aus der Hand.

Mit dem Tod eines Menschen geht eine Fülle an Wissen, Weisheit und Lebenserfahrung verloren. Für immer. Mit weinendem Auge gedenken wir an Rudolf Tasser, der über ein Jahrzehnt lang für den Puschtra Artikel über die Kultur im Pustertal geschrieben und unsere Bezirkszeitung damit enorm bereichert hat. Sein historisches Wissen war herausragend, für jede Ausgabe hat er fleißig und gerne fesselnde Texte geliefert. Kurz vor Redaktionsschluss huschte er mit seinen Unterlagen ins Büro –
und war dann auch schon wieder weg. Verlässlich und bescheiden, wie es seine Art war, sich nie ins Rampenlicht stellend. Meisterhaft hat er Spannendes aus tiefster Vergangenheit in das Heute geholt. Jeder seiner Artikel war ein Leseschmaus.

Dr. Rudolf Tasser war langjähriger Redakteur beim Puschtra.

Bedeutende Werke
Sein immenses Wissen wirkt über den Tod hinaus nach. Mit einem lachenden Auge erfreuen wir uns seiner zahlreichen Bücher über: „Das Kupferbergwerk von Prettau“, „Das Bergwerk am Südtiroler Schneeberg“, „Landesbergbaumuseum Jöchlsthurn“, „Der Tiroler Bergbau und die Depression der europäischen Montanwirtschaft im 14. Und 15. Jahrhundert“, „Bruneck, das Stadtbuch“, „St. Johann in Ahrn: Pfarrkirche zum hl. Johannes der Täufer“, „Die Kirchen und Kapellen von Prettau“, „Kulturmeile Tauferer Ahrntal“; einige davon in Zusammenarbeit mit anderen Autoren. Auch verschiedene Beiträge in Reimmichl-Kalendern sind uns in guter Erinnerung. Danke, lieber Rudolf, dass du uns so Vieles aus deinem reichen Wissensschatz vermittelt und so für die nächsten Generationen erhalten hast.

Sein Leben
Rudolf Tasser kam am 22. Jänner 1942 mitten im 2. Weltkrieg beim „Schaanga“ in St. Johann im Ahrntal als erstes Kind der Anna Oberkofler und des Mathias Tasser zur Welt. In den ersten Lebensjahren sah er seinen Vater fast nie, dieser war nämlich Deserteur, der längst Gediente im Ahrntal. Auf den geleisteten Widerstand des Vaters rührte sicher auch Rudolfs tief verwurzelte Abneigung gegen alles, was mit Nazis in Verbindung stand. Rudolf wuchs gemeinsam mit seinen drei Schwestern, Paula, Anna und Maria in bescheidenen Verhältnissen auf. Der Pfarrer von St. Johann erkannte im fleißigen Ministranten Rudi seine schnelle Auffassungsgabe und seinen wachen Intellekt und ermöglichte ihm die Ausbildung im Vinzentinum in Brixen. Rudi verspürte jedoch keine Berufung zum Priester- oder Missionsamt und entschied deshalb, eine weltliche Matura in Meran abzuschließen, was ihm auch hervorragend gelang. Sein anschließendes Studium an der Universität Innsbruck finanzierte er sich als Waldvermesser, Maurer, Kupfer-Raffineriearbeiter (1965 im geteilten Berlin), als Parkplatzwächter bei den Olympischen Spielen und als Zeitungsverkäufer in Innsbruck.

Studium
Bereits während des Studiums der Geschichte und Germanistik war er als Mittelschullehrer und -direktor in St. Johann/Ahrn tätig. Nach seiner Promotion zum Doktor der Philosophie 1971 an der Universität Innsbruck führte er diese Tätigkeit weiter. Er war ein beliebter Lehrer, und ehemalige Schüler schwärmen auch heute noch von seinem Lateinunterricht. Ende der 1960er-Jahre lernte Rudi seine Josefine Reichegger aus Steinhaus kennen. Sie war Werkerzieherin an der Mittelschule in Sand in Taufers. Die Hochzeit fand am 5. Jänner 1972 an einem bitterkalten Wintertag statt. Der Hochzeitstermin war der Möglichkeit eines zweiwöchigen Sonderurlaubs für Lehrer während des laufenden Schuljahres geschuldet. Nach der Vermählung zog das Paar in eine gemeinsame Wohnung in Bruneck. Bald darauf kam Barbara, ihre einzige Tochter, zur Welt.

Beruf
Von 1972 bis 1990 unterrichtete Rudolf Tasser Geschichte und Deutsch an der Handelsschule Bruneck. Parallel dazu schrieb er an der dreibändigen Ausgabe der „Geschichte für Südtiroler Mittelschulen“ mit und verfasste Unterrichtsmaterialien zum damals noch recht unbekannten dunklen Kapitel, der Südtiroler Option. In seiner wirtschaftshistorischen Dissertation befasste sich Tasser mit dem Kupferbergwerk von Prettau. Er war somit als Experte prädestiniert, das 1990 neu gegründete Südtiroler Landesmuseum für Bergbau aufzubauen und für zehn Jahre zu leiten. Er machte das Schaubergwerk in Prettau, das Museum am Schneeberg in Ridnaun, sowie den Kornkasten in Steinhaus zu dem was sie heute noch sind: innovative, museale Einrichtungen und kulturelle Anziehungspunkte.

Ein großes Herz
Besonders ausgezeichnet hat Rudolf Tasser sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn, seine Bescheidenheit und sein großes Herz. Er vereinte Großzügigkeit und Vernunft auf vorbildliche Weise. Seinen Mitmenschen begegnete er immer auf Augenhöhe und alles was er anpackte, geschah wohl überlegt und verlässlich. Einmalig war sein Humor, den er gerne seiner geliebten Familie und Freunden zuteilwerden ließ. Wir werden diesen einfühlsamen, humorvollen sowie bescheidenen und großartigen Menschen sehr vermissen.

Danke
Danke, lieber Rudolf, dass wir dich als außergewöhnlichen, tiefsinnigen Menschen kennenlernen durften. Danke für deine sehr geschätzte Mitarbeit! Deine Kolleginnen und Kollegen der Redaktion des Puschtra Magazins und der Bezirksmedien.
IB