Zeit für meine Gesundheit
20. März 2025
Rodelrennen in der Nordic Arena
20. März 2025
Alle anzeigen

Bereicherung für das gesamte Schulsystem

Bruneck – Seit einigen Monaten ist im Gesundheitsbezirk Bruneck erstmals eine Schulpsychologin tätig. Ein Berufsbild, das es in Südtirol bisher noch nicht gegeben hat;
trotzdem hat es den Anschein, dass es sich in Windeseile etabliert.

Seit vielen Jahren wird über den Bedarf an Schulpsychologen:innen gesprochen. Ein erstes Konzept dazu ist bereits vor längerer Zeit entstanden, jetzt ist es endlich soweit: In allen vier Gesundheitsbezirken des Landes sind nun Schulpsychologen:innen tätig, und zwar im Rahmen des Schulpsychologischen Dienstes, der dem Psychologischen Dienst des jeweiligen Sanitätsbetriebes zugeordnet ist. Eine dieser Schulpsychologen:innen ist Walburga Mair: „Im Sommer 2024 habe ich in den Psychologischen Dienst gewechselt und arbeite seit Schulbeginn 2024 als Schulpsychologin in Bruneck. Vorerst bin ich für die deutschen Oberschulen zuständig“, erzählt sie. Die zahlreichen Anfragen bestätigen den großen Bedarf an schulpsychologischer Unterstützung, die in erster Linie für die Schüler:innen gedacht ist. „Aber grundsätzlich ist der Schulpsychologische Dienst auch offen für Lehrkräfte und generell für alle, die in der Schule tätig sind“, lässt Mair wissen. Fragt man die Schulpsychologin nach den Gründen, die den vielen Anfragen zugrunde liegen, erklärt sie: „Die Schule stellt für alle Schüler:innen und Lehrkräfte eine Herausforderung dar. Der Schulalltag ist immer noch von viel Leistungsdruck geprägt und sicherlich ist es aus verschiedenen Gründen oftmals schwierig, individuell auf die Schüler:innen einzugehen.“

Hohe Ansprüche
Große Herausforderungen und hohe Ansprüche von allen Seiten tragen dazu bei, dass der Schulalltag oft kein leichter ist: Lehrkräfte müssen mehreren Seiten – Schüler:innen, Eltern, Vorgesetzen – gerecht werden und es gibt immer schwierigere Situationen, die gehandhabt werden müssen. „Dazu kommt das Problem der fehlenden Ressourcen“, weiß die Schulpsychologin. Besonders auch an Jugendliche werden diverse Ansprüche gestellt, sie müssen sich in immer komplexeren Situationen zurechtfinden. Und gerade in dieser jugendlichen Entwicklungsphase sind Krisen vorprogrammiert und beinahe schon „normal“ in der Findung der eigenen Identität. Zudem beeinflussen auch gesellschaftliche Veränderungen und Rahmenbedingungen den Schulalltag, wie etwa die Social-Media-Nutzung und die globalen Krisensituationen, welche die Ängste der Jugendlichen verstärken.

Niederschwellige Angebote
Ebenso stehen Mobbing und Bullying immer wieder an der Tagesordnung, werden oft zu spät erkannt oder gar bagatellisiert – die Folgen können schwerwiegend sein. Deshalb gilt es, schnell zu reagieren. In den vergangenen Jahren haben sich aufgrund dieser komplexer werdenden Situationen auch schulinterne Unterstützungssysteme entwickelt. So sind an beinahe jeder Schule mittlerweile Sozialpädagogen:innen tätig, welche innerhalb der Schule gemeinsam mit den Lehrkräften in herausfordernden Situationen nach Lösungen suchen und Interventionen setzen. Auch die „Zentren für Information und Beratung“ und das Care-Team haben sich etabliert und sind erste Anlaufstellen für Schüler:innen. „Zudem sind weitere Fachdienste wie etwa das Pädagogische Beratungszentrum und die Fachambulanz EOS wichtige Netzwerkpartner. Ergänzend dazu und in enger Zusammenarbeit mit den bereits bestehenden Unterstützungsmaßnahmen, welche wertvolle Arbeit leisten, fungiere ich als Schulpsychologin“, so Walburga Mair. Als Schulpsychologin leistet Walburga Mair einen wertvollen Beitrag im Bildungssystem und unterstützt Schüler:innen bei emotionalen und sozialen Herausforderungen und Krisen. Es seien vielfältige Themen, aufgrund dessen sich Schüler:innen bei Walburga Mair melden oder vermittelt werden, diese reichen von Ängsten, Orientierungslosigkeit, Überforderungssituationen, Mobbing bis hin zu selbstverletzenden Verhaltensweisen und depressiver Symptomatik. „Wenn Kinder und Jugendliche belastet oder von psychischen Erkrankungen betroffen sind, zeigt sich dies auch in der Schule als zentraler Begegnungsort. Die Schule kann da Teil der Lösung sein, sie können da Wertschätzung, Halt und Selbstwirksamkeit erleben, aber Schule kann eben auch Teil des Problems sein, wenn Kinder /Jugendliche z.B. Mobbingsituationen oder Überforderungen ausgesetzt sind.“

Brückenfunktion zu anderen Fachdiensten
In erster Linie sind es die Schulsozialpädagogen:innen und Lehrkräfte, die ihr die Schüler:innen vermitteln. Die Arbeit im Netzwerk ist demnach sehr wichtig. Die Schulpsychologin kann eine Brückenfunktion zu anderen Fachdiensten herstellen und eine erste psychologische Abklärung machen. Neben der psychologischen Erstberatung und Klärung der Problemstellung ist auch eine erste Stabilisierung und Deeskalation in Krisensituationen Teil ihrer Arbeit. In allen Fällen versucht der schulpsychologische Dienst rasch zu agieren, ist frei zugänglich, kostenfrei und nimmt eine neutrale Position ein. Die Informationen der Personen, die zu einem Gespräch kommen, werden vertraulich behandelt. „Im Rahmen meiner Tätigkeit habe ich die Möglichkeit, einige Gespräche anzubieten, ohne dass ich die persönlichen Daten der Person aufnehme. Erst wenn diese in den Psychologischen Dienst oder in einen anderen Fachdienst übermittelt wird, werden die Daten wie üblich unter Einhaltung der Privacy dokumentiert“, sagt Walburga Mair. In jedem Fall stellt der Schulpsychologische Dienst eine große Bereicherung für das gesamte Schulsystem dar – schön, dass er sich schnell zu etablieren scheint und auf alle Fälle bereits gut angenommen wird.
SH