Teil II – Die schulische Rolle des Klerus, wie es war Lehrer vor 200 Jahren zu sein und die Schulen von St. Johann, Steinhaus und St. Jakob, sowie St. Peter und Prettau werden heute etwas genauer betrachtet.
In den Tabellen zu den Distriktsberichten der Inspektoren scheinen daher die Geistlichen fast immer in besseren Positionen auf als die anderen Lehrer und erhalten sehr gute Bewertungen, so etwa Michael Niedermayr als Pfarrer von Ahrn und „grat gewester Schulinspektor“, Alois Frener als Kooperator von St. Johann „für das Schulwesen bestens beflissen“, Anton von Rogen, „herrschaftlicher Kaplan in Steinhaus, welcher durch Schulbesuch, Katechese und Antrieb zum Lernen sich rühmlich verwendet hat“, Joseph Meßner, Kurat in St. Jakob, „im Schulwesen bestens bewandt und für dasselbe tätig beflissen“, Johann Schiffer, als Lokalkaplan in St. Peter „für die Schule bestens bedacht und emsig“ und Josef Reden, Kurat in Prettau, „selbst mehrere Jahre Schulpriester in Taufers und sohin für das Schulwesen bestens geeignet und beflissen“.
Lehrer sein vor 200 Jahren
Die Lehrer, welche um 1822 im Ahrntal unterrichtet haben, sind in den Übersichtstabellen nicht nur namentlich erwähnt, wir erfahren auch mehrere interessante Details zu ihnen. Besonders auffällig ist ihr minderer Rang, den sie gegenüber den Geistlichen einnehmen. Er geht einmal daraus hervor, dass die Bewertung, die man ihnen verpasst, deutlich unter jener der Geistlichen liegt. Typisch dafür ist ein Satz aus einem Begleitschreiben an das Kreisamt von Bruneck. Dort heißt es, nachdem der rege Eifer der Geistlichen gelobt wurde: „Auch die Lehrer leisten … ihre allfällige Schuldigkeit genügend und mit voller Zufriedenheit.“ Dass Josef Rauter, der Distrikts-Schulinspektor, dann auf die bescheidenen Einkommensverhältnisse der Lehrer verweist und darin einen Grund für den Zustand des Schulwesens sieht, verwundert angesichts des obigen Genügend doch ein bisschen. Es heißt am Ende des Berichtes von Josef Rauter: „Im generellen Rückblick bleibt sonach der geschmeidige Gehalt der Lehrer immer ein bedeutendes Hindernis wegen welchem das Schulwesen bis nun sich nicht höher erschwingen konnte, indem dieselbe … zu sehr mit dem Nahrungszweige zu kämpfen haben.“
Die Schule von St. Johann 1822/23
Wie schon angemerkt war die Schule von St. Johann bis 1822 Sitz eines Schulinspektors, von da an übte dann der Dekan von Taufers auch im Ahrntal die Funktion des Schulinspektors aus. Pfarrer in Ahrn war damals, und zwar von 1800 bis 1826, Michael Niedermayr. Dessen Hilfspriester im Range eines Kooperators war Alois Frener. Lehrer war Florian Oberschmied, 29 Jahre alt, Dienstzeit sechs Jahre. Ihm werden gute Kenntnisse bescheinigt. Die Höhe seines Gehaltes betrug 111 Gulden und 30 Kreuzer. Davon musste aber auch der Gehilfe bezahlt werden. Dieser Gehilfe hieß Johann Oberhollenzer, war 55 Jahre alt und erfüllte seine Pflicht mit Fleiß zu aller Zufriedenheit. Die Schulaufsicht oblag dem Gemeindevorsteher Jakob Gruber. Schülerzahl insgesamt 111, davon 67 Buben und 44 Mädchen, verteilt auf vier Klassen. Winterschule von Martini bis Ostern, vormittags von 8 bis10 Uhr, nachmittags von 12 bis 15 Uhr, Samstag schulfrei; Sommerschule von Georgi bis Bartlmä (23.4. – 24.8.), nur vormittags Unterricht. Fächer: Lesen, Schreiben, Religion und Rechnen.
Die Schule von Steinhaus 1822/23
Steinhaus, die herrschaftliche Kaplanei und Filiale der Pfarre Ahrn, verfügte nur über ein kleines Schulzimmer in dem der Kirche gehörenden Mesnerhause, wo 28 Schüler unterzubringen waren. Am Tage der Visitation (11. März 1823) war der Kaplan unpässlich und nahm daher daran nicht teil. Lehrer war bis zum Anfang der Fastenzeit Jakob Oberschmied, nach dessen Tode dann dessen Sohn Mathias, der allerdings „zu diesem Geschäft nicht genug fähig war“ und daher nur mit Unterstützung des Kaplans die Schule sechs Wochen führte. Das ihm dafür bezahlte Gehalt betrug 41 Gulden 43 Kreuzer. Schülerzahl insgesamt 28, davon 16 Buben und 12 Mädchen. Winterschule von Martini bis Ostern, vormittags von 8 bis 10 Uhr, nachmittags von 12 bis 15 Uhr. Unterrichtsfächer: Lesen, Schreiben, Religion und Rechnen.
Die Schule von St. Jakob 1822/23
Der Kurat von St. Jakob Joseph Meßner galt als erfahrener und guter Lehrer und erwarb sich besondere Verdienste durch die von ihm verfasste Chronik. Der Lehrer Martin Schwarzenbacher war 55 Jahre alt und blickte auf eine Dienstzeit von 24 Jahren zurück. Er war mit einem Anstellungsdekret versehen und bezog 55 Gulden 36 Kreuzer Gehalt. Seine Kenntnisse und sein Fleiß wurden gelobt. Die Schulaufsicht hatte der Gemeinde-Anwalt Michael Pipperger inne. Das Schulhaus gehörte dem Lehrer und war von ihm einzuhalten. Schülerzahl insgesamt 117, davon 78 Buben und 39 Mädchen, verteilt auf zwei Klassen. Winterschule von Martini bis Ostern, vormittags von 8 bis 10 Uhr, nachmittags von 12 bis 15 Uhr. Sonntagsschule Jünglinge 19, Mädchen 25. Unterrichtsfächer: Lesen, Schreiben, Religion und Rechnen.
Die Schule von St. Peter 1822/23
Als Seelsorger war für St. Peter der Lokalkaplan Johann Schiffer zuständig. Die Lehrerstelle hatte Matthäus Niederkofler inne, 29 Jahre alt, Dienstzeit drei Jahre. Auch ihm gehörte das Schulhaus. Sein Gehalt belief sich auf 60 Gulden. Die Schulaufsicht oblag dem Ortsanwalt Peter Seeber. Schülerzahl insgesamt 45, davon 22 Buben und 23 Mädchen. Winterschule von Martini bis Ostern, vormittags von 8 bis 10 Uhr, nachmittags von 12 bis 15 Uhr. Sonntagsschule 12 Jünglinge und 26 Mädchen. Unterrichtsfächer: Lesen, Schreiben, Religion und Rechnen.
Die Schule von Prettau 1822/23
Das Schulhaus gehörte der Gemeinde, welche die Schulstube gut und zweckmäßig herstellen ließ. Joseph Reden war zunächst als Schulpriester in Taufers tätig gewesen und übernahm dann die Kuratie Prettau. Der Lehrer Thomas Pursteiner war 55 Jahre alt und hatte ein Dienstalter von 29 Jahren. Die Schulaufsicht hatte der Gemeindevorstand Gregor Steger, dessen Gehalt betrug 60 Gulden. Schülerzahl insgesamt 84, davon 53 Buben und 31 Mädchen, zwei Klassen. Winterschule von Martini bis Ostern, vormittags von 8 bis 10 Uhr, nachmittags von 12 bis 15 Uhr. Sonntagsschule: wurde gehalten und besucht von etlich 20 Jünglingen und 30 Mädchen. Unterrichtsfächer: Lesen, Schreiben, Religion und Rechnen. Die Gemeinde ist überhaupt für Lesen und Schreiben sehr eingenommen und daher für die Schule bestens gestimmt. In Prettau wurde auch Singen und Kunst unterrichtet: „Geschah öfters Übung im gemeinen Singen, nun wird auch nach der Kunst vom Herrn Kuraten gegeben.“
Der Schulbesuch
Trotz Schulpflicht gab es, was den Schulbesuch anging, größere Schwankungen. Im Allgemeinen nahm die Schülerzahl von Jahr zu Jahr zu. So stieg sie zwischen 1822 und 1823 im ganzen Bezirk um insgesamt 16 Schüler an. Der Schulinspektor lobt den Schulbesuch. Er schreibt an das Kreisamt: „Es kann mit Gründen angenommen werden, dass diese Schule nach den bestehenden Gesetzen sehr gut besucht wird.“ Dafür spricht auch die Tatsache, dass sich die Schülerzahl von 1816 bis 1822 im ganzen Distrikt Ahrntal um 120 erhöht hat, was nach dem Distriktsinspektor Rauter ein Beweis dafür ist, dass sich sowohl die Geistlichen, welche den Religionsunterricht erteilen als auch die Lehrer, welche für den Elementarunterricht zuständig sind, „sich stetig beeifern, ihre Pflicht zu tun“. (RT)
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