Die Besitzer der Fitnessstudios wussten lange nicht wann und unter welchen Bedingungen sie ihre Studios wieder öffnen dürfen. Seit 25. Mai ist es nun soweit und in den Hallen darf mit Sicherheits- und Hygieneauflagen wieder trainiert werden. Der PUSCHTRA hat sich in den Fitnessstudios im Pustertal zum Neustart umgehört.
Während viele Berufsgruppen und Branchen mit dem Südtiroler Landesgesetz vom 8. Mai wieder ihrer Tätigkeit nachgehen durften, schauten die Fitnessstudiobetreiber durch die Finger. So wie zum Beispiel die Berufsgruppe der Friseure gehörten auch sie zu jenen, die Anfang März bereits ihre Studios schließen mussten. Für die Wiedereröffnung dieser Sparte war aber kein Sonderweg vorgesehen. Die Inhaber der Studios mussten abwarten, bis Ministerpräsidenten Giuseppe Conte in seinem jüngsten Dekret dann von Rom grünes Licht gab. Jetzt sind die Fitnessstudios unter strengen Sicherheits- und Hygienerichtlinien seit dem 25. Mai wieder geöffnet. Landeshauptmann Arno Kompatscher legte in einer Dringlichkeitsmaßnahme am späten Abend des 22. Mai die Regeln für den Neustart der Fitnesstudios in Südtirol fest. Der hat in einigen Fitnessstudios im Pustertal nachgefragt, wie die Inhaber die neuen Richtlinien umsetzen.
Wir haben geöffnet
Bei den Fitnessstudiobetreibern ging es in letzter Zeit sehr hektisch zu. „Wir hatten mit dem 25. Mai zwar ein Datum, aber wussten drei Tage vor der Öffnung noch nicht, was auf uns zukommt, wenn wir aufsperren. Genau 76 Tage war mein Studio geschlossen“, sagt der diplomierte Fitnesstrainer Paul Lechner, der seit Jahren ein Fitnessstudio in Terenten betreibt. Auch in den anderen Fitnessstudios des Pustertals warteten die Betreiber mit ihren Mitarbeitern wenige Tage vor dem Start auf Antworten unter welchen Bedingungen sie ihr Studio wieder öffnen können. Bei den Betreibern im Pustertal herrschte im Vorfeld allgemein Unsicherheit bezüglich der Wiedereröffnung der Betriebe. Wie die Sicherheits- und Hygienerichtlinien im Detail aussehen sollten, erreichte die Studiobetreiber schließlich am 22. Mai abends.
Sicherheitsabstand einhalten
Die Dringlichkeitsmaßnahme des Landeshauptmanns sieht vor, dass zwischen den Personen, einschließlich jenen an Geräten, ein Sicherheitsabstand von mindestens zwei Metern eingehalten werden muss. Beim Cardiotraining sieht Paul Lechner in seinem Studio keine Schwierigkeiten die Abstände einzuhalten, beim Krafttraining sei das anders, weil die Abfolge des Trainings eine entscheidende Rolle spiele. „Belastungstests sind so auch nicht mehr machbar“, sagt der Fitnesstrainer aus Terenten. Zudem spiele jetzt die Größe des Studios eine zunehmende Rolle, weil laut Richtlinien pro Person jeweils zehn Quadratmeter Fläche bereit stehen muss. „Wir trainieren auf einer Fläche von 160 Quadratmetern, mit den vorgeschriebenen Abständen kommen von den 13 Geräten für das Cardiotraining jetzt nur noch die Hälfte zum Einsatz“, erklärt Paul Lechner.
Im Verein Club Body Gym in Sand in Taufers hat man von 300 auf 400 Quadratmeter erweitert, um die vorgeschriebenen Abstände einzuhalten. Zudem reduziere man die Anzahl der gleichzeitig Trainierenden auf zehn Personen, berichten Vizepräsident Fabian Ellecosta und Kassier Robert Hofer. „Die neuen Richtlinien sind ein Aufwand und eine Konzentrationsübung für jeden der trainiert, aber sie sind umsetzbar“, sagen die Verantwortlichen im Club Body Gym.
Auch Paul Lechner meint, dass diese Sicherheitsauflagen in seinem Studio umsetzbar sind, aber dazu zählt er zudem auf die Achtsamkeit seine Kunden, denn Menschen, die auf ihre Gesundheit achten, seien sehr wohl in der Lage solche Richtlinien auch einzuhalten.
Dies unterstreicht auch Sportwissenschaftler Maximilian Huber, der ein Fitnessstudio in St. Lorenzen betreibt. Er ist der Meinung, dass es durchaus sinnvoll ist, diese Richtlinien genau einzuhalten, aber es jetzt ebenso wichtig ist, den Menschen nicht weiterhin Angst zu machen.
Maske tragen
Die Verordnung sieht zudem vor, dass bei Unterschreitung der zwei Meter ein Schutz der Atemwege getragen werden muss. Dazu kommt, dass die Nutzer des Fitnessstudios Handschuhe tragen müssen. Bedenklich finden
einige Betreiber das Tragen der Maske beim Trainieren.
Robert Hofer und Fabian Ellecosta hingegen sorgen mit zwei Meter Abständen zwischen den Geräten dafür, dass beim Training keine Maske getragen werden muss. „Diese Richtlinie kommt bei uns im Studio dann zum Tragen, wenn zwischen den einzelnen Geräten gewechselt wird“, sagt Robert Hofer.
„Handschuhe und Masken sind in der Halle Pflicht und ich habe meine Mitglieder darüber informiert, dass diese mitzubringen sind“, erklärt auch Maximilian Huber. Der Sportwissenschaftler ist über den Sonderweg, den Südtirol eingeschlagen hat allerdings verärgert. „Letztendlich haben wir noch die strengeren Auflagen und die zwei Meter Abstand, die Handschuhe und die Maske sind eine Zumutung“, sagt Maximilian Huber.
Die Betreiber des Fitnessstudios Physiofit in Bruneck werfen hingegen die Frage auf, ob ein regelmäßiges Desinfizieren der Hände und der Geräte nicht sinnvoller sei, als das Tragen von verschwitzten Handschuhen.
Das Tragen der Sporthandschuhe wurde wenige Tage nach Öffnung der Fitnessstudios von der Landesregierung neu im Sinne der Betreiber geregelt. Vorerst gilt, dass regelmäßig zu desinfizierende Sporthandschuhe zu tragen sind oder nach jeder Nutzung von Geräten die Hände zu desinfizieren sind.
Duschen und Umkleidekabinen bleiben zu
Für die Betreiber und die Mitarbeiter des Fitnessstudios ist die tägliche Laser-Fiebermessung Pflicht. Der Betreiber muss
zudem auch bei alle Kunden eine Laser-Fiebermessung vornehmen, bevor sie zum Training übergehen können. „Das Fiebermessen schränkt uns ein, da ständig jemand anwesend sein muss und wir daher die Eintrittszeiten anpassen müssen“, so die Betreiber des Fitnessstudios Physiofit. Diese Richtlinie einzuhalten sei für alle Betreiber lästig. Ein erhebliches Problem dagegen sehen alle Betreiber allerdings darin, dass die Umkleidekabinen und Duschen nicht benützt werden dürfen. „Die Trainierenden müssen jetzt mit ihrer Sportbekleidung erscheinen und können nicht duschen, das ist natürlich umständlich“, findet Maximilian Huber.
Ein Mindestmaß an Verständnis wäre hier angebracht, meint auch Paul Lechner. Man müsse sich auch in die Lage einer Person versetzen, die nach einstündigem Training verschwitzt ins Auto sitzen und ungeduscht nach Hause fahren müsse, sagt der Fitnesstrainer.
Robert Hofer und Fabian Ellecosta lösen das Problem mit den geschlossenen Umkleidekabinen so, dass die Trainierenden die mitgebrachten Schuhe eventuell in einem kleinen Rucksack oder einer Tasche während dem Training mit sich führen bzw. neben dem Gerät, wo gerade trainiert wird, deponieren. Kunden, die in der Mittagspause ihr Training absolviert hätten könnten so nicht mehr duschen bedauert man auch im Fitnessstudios Physiofit. Diese Kunden würden jetzt wegfallen. Wenn solche Kunden getrennte Duschen benutzen könnten, die nach jedem Duschgang desinfiziert würden, wäre das sicher eine hilfreiche Möglichkeit für die Studios, so die Studiobetreiber.
Laut Verordnung muss der Verantwortliche der Struktur auch dafür sorgen, dass die Kontaktstellen auf den Geräten desinfiziert und ein guter Luftaustausch gewährleistet werden. In Hygiene und Sauberkeit sei in den Fitnessstudios seit je her viel investiert worden, so der einhellige Tenor aus den Fitnessstudios.
Weniger Kunden, mehr Kosten
In der Sommersaison sei im Studio generell weniger los, sagt Paul Lechner. „Wie es heuer aussieht muss sich erst zeigen, da die Mitglieder drei Monate nicht
trainieren konnten. In einer normalen Sommersaison kommen an die 40 Mitglieder ins Studio, heuer könnten es um einiges mehr sein, da ich die Abos der Kunden ja auch um die verlorene Zeit weiterlaufen lasse“, berichtet Paul Lechner. Für den Herbst sei noch alles offen, das müsse man erst abwarten, wie es mit den Infektionszahlen aussehe. Er sei froh, dass er das Fitnessstudio als Nebenerwerb führe und deshalb durch die Schließung nicht in finanzielle Schwierigkeiten gerate, so Paul Lechner. Für die meisten Betreiber gilt dies nicht, die privat geführten Studios sind normale Betriebe, die Steuern zahlen und mehrere Mitarbeiter haben. Die Investitionen, die Mieten für die Lokale und die laufende Kosten seien über diese lange Zeit bei einem großen Studio kaum zu stemmen, beklagen einige Betreiber. Dazu sei unsicher, wie viele Kunden in der nächsten Zeit das Angebot mit solchen Auflagen auch nutzen würden.
Kurse im Freien abhalten
Die Verordnung enthält auch eine Präzisierung für Sport- oder Fitnesstrainer, die ihre Tätigkeit im Freien, auch mit mehreren Personen, ausüben. Auch hier sind die allgemeinen Vorgaben zum Sport zu berücksichtigen. Bei sportlichen oder motorischen Aktivitäten während der Fortbewegung beträgt hier der Sicherheitsabstand drei Meter. Davon ausgenommen sind zusammenlebende Mitglieder desselben Haushalts. Für Maximilian Huber stellt diese Vorschrift kein Problem dar, da er seine Kurse sowieso immer im freien Gelände abhält und mit kleinen Gruppen arbeitet. „Ich trainiere maximal mit neun Personen auf einem Gelände in Stefansdorf und dort kann der Abstand gut eingehalten werden.“ Beim Verein des Club Body Gym werde man erst im Herbst mit den Kursen wieder starten und sehen, wie es dann mit den Bestimmungen aussieht. Jetzt in der Sommersaison sei immer weniger los, erklärt Robert Hofer. (TL)
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