Antholz/Toblach – Die zwei Jungtrainer Harald Egger und Daniel Hackhofer haben heuer den nächsten Karriereschritt in ihrer Trainerlaufbahn getätigt und eine neue Herausforderung im Schweizer Biathlonteam angenommen. Hackhofer ist seit heuer neuer Co.-Trainer im Herrenteam, Egger wird Schießtrainer im Nachwuchsbereich.
Wer die beiden aufstrebenden Trainer sind und wie ihr Trainerdasein im Ausland aussieht, erzählten sie im Interview mit dem Puschtra.
Was hat euch bewegt den Schritt in die Schweiz zu machen und wie ist das Angebot zustande gekommen?
Harald Egger: Schon seit längerem habe ich mit dem Gedanken gespielt, als Trainer in einer Nationalmannschaft zu arbeiten, um Spitzensportler zu betreuen. Als sich dann das Jobangebot aus der Schweiz ergab, musste ich nicht lange überlegen und habe mich für diese neue Herausforderung beworben. Schon kurz darauf bekam ich die Zusage als Juniorentrainer.
Daniel Hackhofer: Ich habe mitbekommen, dass die Schweiz das gesamte Trainerteam umkrempelt und ein Posten im Männerteam frei wird; für diese habe ich mich dann ganz normal beworben, bis es wirklich fix war habe ich gar nicht darüber geredet. Bereits Ende März habe ich den Zuschlag erhalten. So konnte ich schon früh genug planen und die neue Saison mit dem Schweizer Team ab 1. Mai offiziell beginnen.
Welchen spezifischen Aufgaben-Bereich habt ihr?
Harald Egger: Ich bin Schießtrainer im Nachwuchs, das heißt ich bin für alles rund ums Schießen zuständig. Darunter fallen unter anderem das Tüfteln am Material, dem Gewähr, Position, Rhythmus und der richtigen Atmung, sowie auch das Arbeiten im mentalen Bereich am Schießstand.
Daniel Hackhofer: Meine Rolle ist die des Assistenztrainer an der Seite des ehemaligen deutschen Weltklasse Biathleten Alexander Wolf in der Welt- und Europacupmannschaft. Da ich ja eigentlich nicht aus dem Biathlon-Lager komme und vom Schießen nichts verstehe, bin ich für den konditionellen Bereich und das Langlaufen zuständig. Darunter fallen vor allem die Bereiche Technik, Ausdauer- und Krafttraining. Ein weiterer großer Teil ist das Erstellen der Trainingspläne und der Jahresplanung zusammen mit dem Trainerstab.
Könnt ihr einen typischen Trainingstag im Trainingslager beschreiben?
Harald Egger: Der Trainingsalltag beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück, Abfahrt zur ersten Trainingseinheit ist um acht Uhr, je nach Programm steht meistens ein längeres Lauftraining mit integrierten Schießübungen an. Nach dem Mittagessen und einer Verschnaufpause findet am Nachmittag eine zweite Einheit statt, diese kann Trockenanschläge, Krafttrainings oder Koordinationstrainings beinhalten. Am Abend stehen oft noch Besprechungen, Videoanalysen und Regenerationsmaßnahmen an.
Wie fallen eure ersten Eindrücke nach einem Monat in der Schweiz aus?
Daniel Hackhofer: Der Saisonstart war durchwegs positiv, alles läuft hier sehr professionell, wie ein Schweizer Uhrwerk ab. Die Trainingsbedingungen sind hervorragend und der Verband ist sehr gut strukturiert. Training-Stützpunkte sind die nahezu 1500 Meter hochgelegenen Orte Andermatt und Lenzerheide, wo wir eine gute Infrastruktur, sowie alle notwendigen Trainingsanlagen vorfinden. In Südtriol haben wir allerdings auch vergleichbare Biathlonzentren.
Also habt ihr euren Lebensschwerpunkt jetzt in der Schweiz verlagert?
Daniel Hackhofer: Zu Trainingslagern, den Stützpunkten, oder wenn nötig auch nur für einzelne Tage, pendeln wir zwischen dem Pustertal und der Schweiz hin und her. Dabei hocke ich gute sechs Stunden im Auto. Zurzeit bin ich drei volle Wochen hier, bevor es wieder nach Hause geht. Ungefähr 20 Tage im Monat werden wir wohl bei den Athleten sein. Zudem sind auch einige Trainingslager im Ausland geplant. Ab den 20. Juni sind wir für zehn Tage im Martelltal, im Juli geht es nach Bormio und im Oktober für einige Zeit nach Oberhof in die Skihalle. Im Winter ist der Reisestress durch all die Wettkämpfe rund um den Globus natürlich noch größer.
Ist ein normales Training unter den Corona-Auflagen möglich, bzw. welche Maßnahmen müssen eingehalten werden?
Harald Egger: Je nach Stützpunkt und Kanton müssen wir uns strikt an deren Vorgaben halten. Trotzt dieser Verordnungen ist ein geregeltes Training schon seit Mitte Mai relativ gut möglich. Es gelten ähnliche Auflagen wie in Südtirol: Höchstens zwei Personen pro Hotelzimmer, in den Kleinbussen muss eine Maske getragen werden, des Weiteren gibt es Abstände am Essenstisch und Markierungen beim Buffet in den Beherbergungsbetrieben. Die Mindestabstände müssen eingehalten werden.
Nun seid ihr beide Absolventen der Sportoberschule in Mals, wie war es als Trainer einige Jahre später in die alte Wirkungsstätte zurückzukehren?
Harald Egger: Genau, wir sind derselbe Jahrgang und waren fünf Jahre lang Klassenkameraden in Mals. Als Trainer zurückzukommen war irgendwie gewohnt ungewohnt, sprich wir trafen auf viele bekannte Gesichter von damals. Das Meiste war vertraut aber dennoch anders, zunächst mussten wir uns erstmals an die Umstellung gewöhnen. Über Späße die wir als Schüler machten, darf ein Trainer natürlich nicht mehr lachen!
Erst vergangene Woche hat die Lenzerheide eine Bewerbung für die Weltmeisterschaften 2025 eingereicht, wie sind die Stimmen im Team?
Daniel Hackhofer: Klar, es wurde schon drüber geredet, der nationale Verband steht voll hinter den Organisatoren. Für den Schweizer Biathlon wäre es genial, wenn die Weltmeisterschaften nach Lenzerheide kommen würden, auch wenn es das Jahr 2025 noch ein ganzes Stück weg ist. Die Lenzerheide besitzt eine schöne Schieß-Anlage und anspruchsvolle Loipen, der Ort wäre also absolut weltmeistertauglich.
Die Schweizer Damen waren letztes Jahr ja sehr erfolgreich, die Herren hinken etwas hinterher. Was eure gesteckten Ziele und wie schätzt ihr die Chancen der Schweizer Nationalmannschaft ein?
Harald Egger: Momentan gehört die Schweiz zu einer der besten Nachwuchsnationen im Biathlon. Der Nachwuchskader kann hervorragende Resultate vorweisen. Es sind viele aufstrebende Athleten dabei, mit denen es Spaß macht zu arbeiten und die sicherlich eine große Zukunft vor sich haben.
Daniel Hackhofer: Die Weltcupmannschaft der Männer ist bunt durchgemischt, mit schon etablierten Athleten, wie etwa Benjamin Weger, der schon mehrmals auf dem Weltcuppodest stand und einigen jungen Biathleten, die den nächsten Schritt machen wollen. Fixte Ziele wurden noch nicht ausgegeben. Das langfristige Ziel ist es, die Athleten in allen Belangen weiterzuentwickeln und sie Schritt für Schritt an die Weltelite heranzuführen.
Danke für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft! (MT)
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