Die Wirtschaft im Gsiesertal

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Die Wirtschaft im Gsiesertal

Landwirtschaftlich geprägt, aber dennoch vielfältig präsentiert sich das Wirtschaftsgeschehen in einem der ursprünglichsten Seitentäler des Pustertals – dem Gsiesertal. Darüber hinaus ist es mit seinen malerischen Orten und den urigen Almen inmitten einer beeindruckenden Bergwelt ein traumhaftes Ferienparadies.

Zwischen den Gipfeln der Rieserferner Gruppe und den Ausläufern der Defregger Alpen liegt das grüne Gsiesertal, eines der wohl ursprünglichsten Urlaubsgebiete in Südtirol. Beeindruckende Berge, weite landwirtschaftlich genutzte Flächen und satte, blumenreiche Almwiesen prägen sein Landschaftsbild. Darüber hinaus hat das Hochpustertaler Seitental aber auch einige schöne Ortschaften zu bieten, die reich an Geschichte und Tradition sind. Das Gemeindegebiet von Gsies erstreckt sich ab Taisten über Pichl und den Hauptort St. Martin bis hinein nach St. Magdalena am Talschluss und reicht von etwa 1191 Metern bis hinauf auf 2837 Meter über den Meeresspiegel.

Starke Landwirtschaft
Seit jeher besticht Gsies vor allem durch seine Ursprünglichkeit: Alte Gehöfte, einsame Weiler und interessante Kulturdenkmäler sind hier genauso zu finden wie traditionelles Handwerk, religiöse Tradition und ein starkes Vereinsleben. Das Gsiesertal ist noch eines jener Täler, in denen die Landwirtschaft einen der wichtigsten Erwerbszweige darstellt. Vom bäuerlichen Charakter dieses Gebietes zeugen auch heute noch die traditionellen Bauernhöfe und urigen Almhütten, die im Gsiesertal noch häufig zu finden sind. Während in dieser Talschaft 4.500 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche darstellen, sind im Vergleich dazu nur 76 Hektar bebaute Fläche, was eine Idee davon vermittelt, wie groß der Anteil der Landwirtschaft am wirtschaftlichen Geschehen im Gsiesertal ist. Mit ca. 57 Prozent der im Handelsregister der Handelskammer Bozen eingetragenen Betriebe stellen die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe ganz klar die führende Kraft der Gsieser Wirtschaft dar. Gefolgt werden sie von Beherbergung und Gastronomie mit ungefähr 15 Prozent danach vom Baugewerbe sowie von Handwerk und Groß-, Zwischen- und Einzelhandel. Die meisten Arbeitnehmer sind im Gastgewerbe und im produzierenden Gewerbe anzutreffen. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass also der Tourismus das Gsiesertal für sich entdeckt hat. Kein Wunder eigentlich, denn entlang der schier unzähligen Wanderwege und Höhentouren können die Gäste genüsslich an liebevoll gepflegten Almen und erfrischenden Bergseen vorbeiwandern und eine beeindruckende Bergwelt genießen. Vor allem Wanderer und Bergsteiger werden von der einzigartigen Schönheit der Gegend sowie dem sehr gut ausgebauten Wanderwegnetz überrascht.

Handwerker in Gsies
Auch das Handwerk lässt sich in Gsies nicht lumpen. Allein 45 Betriebe im Sektor Handwerk und Dienstleistungen gibt es allein in Gsies. Interessant dabei, ganze 37,8 Prozent gehen Tätigkeiten im Baugewerbe nach.Der Vorteil liegt auf dern Hand, denn dadurch können die Einwohner in Gsies auf Fachkentnisse ihrer eigenen Handwerker zurückgreifen, sowie sind diese schneller vor Ort, besitzen Kenntnisse über die Gebäude und können so eine gezieltere und geplantere Arbeit gegenüber dem Kunden leisten bzw. garantieren. Damit das auch so bleibt, suchen die Gsieser Handwerker natürlich immer nach Nachwuchs, und wem passt es nicht seinen Beruf direkt im eigenen Ort auszuführen. Keine großen Fahrten auf die Arbeit, sowie schnellere Erreichbarkeit bei Notfällen im Bereitschaftsdienst sind nur einige der Vorteile lokaler Handwerker.

Touristisch Im Südtirol-Durchschnitt
An die 1.600 Betten in verschiedenen Kategorien stehen den Gästen im Gsiesertal zur Verfügung, eine stolze Zahl, die sich in den letzten dreißig Jahren verdreifacht hat. Allein seit 1991 hat die Nächtigungsanzahl um mehr als 75 Prozent zugenommen, wodurch sich auch die Vollbelegstage von 92 auf ungefähr 131 erhöhten. So liegt das Gsiesertal mit etwas mehr als 130 Vollbelegstagen im Südtirol-Durchschnitt. Corona-bedingt dürfte die Sommersaison heuer vermutlich etwas schwächer ausfallen. Zwar hat man – wie im gesamten Hochpustertal – auch im Gsiesertal sofort die regionalen Grenzöffnungen gespürt, und auch die Grenzöffnungen im Ausland waren deutlich bemerkbar, dennoch läuft die Sommersaison nur schleppend an. Es gibt zwar viele Anfragen, die Buchungen hinken aber noch hinterher. Zwar möchten die Gäste – allen voran die vielen Stammgäste – sehr gerne hierher kommen, um ihren gewohnten Sommerurlaub in den Bergen zu genießen, sie scheinen aber noch unsicher zu sein und warten ab. Deshalb haben die allermeisten Betriebe für die Sommermonate noch Zimmer frei, aber weil die Saison erst vor kurzem richtig begonnen hat, kann sich das noch schnell ändern. An dieser Stelle ist es vielleicht noch interessant, einen allgemeinen Trend im Gsieser Tourismus zu nennen. Hier ist nämlich eine deutliche Entwicklung in Richtung höhere Klassifizierung beobachtbar: Gab es 1991 nur drei 3-Sternebetriebe und zwanzig 1 und 2-Sternebetriebe, so verfügt das Gsieser Tal heute über zwölf 3 und 4-Sternebetriebe und nur noch über elf 1 und 2-Sternebetriebe. Das liegt zum einen an der steigenden Nachfrage an höher klassifizierten Beherbergungsbetrieben und zum anderen am Weitblick und an der Investitionsbereitschaft der Tourismustreibenden vor Ort.

Tourismus schafft Einkommen
Wie in vielen anderen Ortschaften auch setzt der Tourismus im Gsiesertal einen sogenannten Multiplikatorprozess in Gang. Das heißt nichts anderes, als dass es für die „Produktion“ des Aufenthaltstourismus gewisse Vorleistungen braucht. So wäre der Tourismus in Gsies ohne Landschaftspflege nicht der, der er heute ist. Landwirtschaft und Tourismus gehen damit Hand in Hand. Aber auch das Handwerk, der Handel und die verschiedenen Dienstleistungsunternehmen tragen ihren Beitrag zur Zufriedenheit des Gastes bei und bilden somit eine wichtige Stütze für den Tourismus und dieser umgekehrt auch für sie. Die Wertschöpfung des Tourismus ergibt sich aus dem Differenzbetrag zwischen den Ausgaben der Touristen und den verschiedenen Aufwendungen der Betriebe für die zu tätigenden Investitionen und Vorleistungen an Gütern und Dienstleistungen inklusive der anfallenden Steuern. Laut verschiedenen Untersuchungen und gemäß Tourismusentwicklungskonzept kann man davon ausgehen, dass ungefähr 40 bis 45 Prozent des touristischen Umsatzes im Gemeindegebiet von Gsies verbleiben, was durchschnittlich in etwa eine Summe von 8,9 bis 10,0 Millionen Euro ausmacht. Als Schwächen des Gemeindegebietes von Gsies werden im Tourismusentwicklungskonzept aus dem Jahr 2014 unter anderem die verbesserungswürdige Zusammenarbeit zwischen Tourismus und Landwirtschaft genannt, genauso wie der zu überdenkende Umgang mit der Gülle, die noch nicht optimale Zusammenarbeit zwischen den drei Dörfern und der teilweise fehlende Empfang der neuen Medien. Als wertvolle Stärken hingegen werden die besondere und teilweise ursprüngliche Natur- und Kulturlandschaft gesehen, genauso wie der gute organisierte öffentliche Nahverkehr, die gewährleistete Nahversorgung und die professionell arbeitenden Handwerksbetriebe.
(SH)