Gais – “Der Wille Fußball zu spielen und dabei etwas zu reißen ist bei den Mädchen größer als bei den Jungs!”. Neben dem SSV Pfalzen/Natz und dem FC Niederdorf ist seit heuer eine weitere “Puschtra” Fußballmannschaft in der Damen Oberliga vertreten. Der neugegründete Verein mit der Heimstätte in Gais ist hervorragend in die Herbstmeisterschaft gestartet und will sich in Zukunft zum Zentrum des Damenfußballs im Pustertal entwickeln.
Entstanden sei die Idee zur Gründung einer Damenmannschaft schon vor einiger Zeit, der Wille sei groß gewesen etwas für den Damenfußball zu tun, sagt Vereinspräsident Gerd Rederlechner. Zu Beginn gab es im Ahrntal und Reischach jeweils eine Jugendmannschaft die rein aus Mädchen bestand, die beiden Mannschaften bestritten in der letzten Saison die U-19 Meisterschaft. Bereits damals spielte man gemeinsam Freundschaftsspiele, unter anderem gegen eine Nachwuchsmannschaft der Damen vom FC Bayern München. Vor ungefähr einem Jahr erfolgte der entscheidende Zusammenschluss der beiden Mannschaften aus Reischach und dem Ahrntal, welche alleine nicht genügend Spielerinnen für eine eigene Mannschaft aufbringen konnten. Der FFC Pustertal war geboren. “Wir wollten bei der Gründung des Vereins nichts überstürzen, Ziel war es ein ordentliches Projekt mit Hand und Fuß auf die Beine zu stellen!”, sagt Präsident Rederlechner und fügt hinzu: “Unser Vorhaben ist es, alle fußballbegeisterten Mädchen und jungen Damen aus dem ganzen Pustertal mit Seitentälern zusammenzubringen und ihnen die Möglichkeit zu bieten Fußball zu spielen.” Dafür sei es essenziell gewesen, neben der ersten Mannschaft auch eine Jugendabteilung mit einzubeziehen. Laut dem italienischen Fußballverband dürfen Mädchen nur bis zum 15. Lebensjahr bei den Buben mitspielen, danach dürfen sie nur noch für eine reine Damenmannschaft auflaufen. Diese Regelung bedeutet für viele junge Fußballerinnen das Ende ihrer sportlichen Laufbahn, denn die Anzahl der Damenklubs in Südtirol ist gering. Die große Distanz zum Training und der damit verbundene Zeitaufwand waren bisher, für viele Mädchen unüberwindbare Hürden. Durch die Gründung einer U15 Mannschaft, mit Spielort St. Martin im Ahrntal, will der FFC Pustertal sichergehen, dass mehr Mädchen anfangen Fußball zu spielen und nach und nach zur ersten Mannschaft stoßen können. Dabei ist eine Zusammenarbeit mit den anderen Fußballvereinen im Pustertal wichtig, sodass auch Mädchen der jüngeren Jahrgänge in den verschiedensten Bubenmannschaften spielen können und gefördert werden. “Dank unserer Jugendmannschaft können wir sicher sein, dass wir immer neue junge Spielerinnen zur Verfügung haben, die in die Kampfmannschaft integriert werden können. Sie haben zum ersten Mal ein realistisches Ziel auf das sie hinarbeiten können. Wir wollen ein nachhaltiges und langlebiges Projekt schaffen, damit sich die jetzige Mannschaft nicht in fünf bis sechs Jahren wieder auflöst”, erklärt Rederlechner. Die Neugründung so eines Vereines geht nicht von heute auf morgen und bringt einen großen finanziellen und organisatorischen Aufwand mit sich: “Zu Beginn braucht es schon einiges! Einschreibung, Bälle, Einkleidung, Kleinbusse…. Dabei haben wir auf unseren Hauptsponsor, sowie einige weitere Sponsoren zählen können. Zurzeit sind wir aber noch auf die Hilfe von Freiwilligen und vor allem auf die Unterstützung der Eltern angewiesen”, verweist Rederlechner. Auch die Corona-Situation bringe einen zusätzlichen Aufwand mit sich, sagt der Präsident. Auf die beiden Mannschaften aufgeteilt sind beim FFC Pustertal bereits um die 40 Spielerinnen eingeschrieben. Neben zwei erfahrenen Spielerinnen besteht die erste Mannschaft aus lauter jungen Fußballerinnen, alle noch “patentlos” sagt Präsident Rederlechner, geleitet werden sie von erfahrenen Trainern. Die erste Mannschaft hat einen Cheftrainer, Co- und Torwarttrainer. Trainiert wird zweimal die Woche auf dem Rasenplatz in Gais bzw. in der Rückrunde in St. Martin im Ahrntal. Die Plätze werden von den Vereinen AFC Gais und SSV Ahrntal zur Verfügung gestellt. Auf dem Rasenplatz in Gais fand Mitte September die erste offizielle Begegnung des FFC Pustertal statt, die reichlich Spektakel bot. Trainer Salvatore Ioculano berichtet: “Natürlich war die Mannschaft recht nervös und ziemlich aufgeregt vor dem ersten Heimspiel. Zahlreiche Zuschauer waren vor Ort ein starker Rückhalt und diese Fans gingen sichtlich positiv überrascht vom Spielniveau unserer jungen Mannschaft nach Hause.” Gegen die favorisierten Gegnerinnen aus Trient (erhielten neun Gelbe Karten) parierte die Pusterer Torfrau zunächst einen Handelfmeter, in der vierten Minute der Nachspielzeit erzielten die “Puschtrarinnen” den umjubelten zwei zu zwei Ausgleichstreffer, kassierten allerdings im Gegenzug in den letzten Sekunden das entscheidende dritte Gegentor. “Ein Fehler der in der Euphorie geschehen ist; daraus muss die Mannschaft lernen, dieses Malheur wird sicherlich nicht wieder vorkommen!”, lobt der Trainer dennoch seine Mannschaft. Nichts destotrotz ist die jüngste Mannschaft der Oberliga hervorragend in die Saison gestartet, nach zwei Siegen im Pokal, spielt sie auch in der Meisterschaft oben mit und konnte bereits zwei Siege in den ersten drei Partien verbuchen. Nun ginge es vor allem darum Erfahrung zu sammeln und den Zusammenhalt weiter zu stärken, sagt Gerd Rederlechner. Langfristiges Ziel sei es, die gesamte Aktivität des FFC Pustertal auf einen zentralen Standort zu verlegen und ihn als Zentrum des Frauen- und Mädchenfußballs im Pustertal zu etablieren. “Jede interessierte Spielerin ist bei uns herzlichst willkommen, egal wo sie herkommt oder wie viel Erfahrung sie schon sammeln konnte”, sagt der Vereinspräsident. Auch werde der Verein weiterhin versuchen sich in internationalen Freundschaftsspielen und Turnieren messen zu können.
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