Die Wirtschaft in Bruneck West & St. Lorenzen

Wolfgang Moser aus St.Georgen/Barbian
12. November 2020
Stimmiges Konzept
12. November 2020
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Die Wirtschaft in Bruneck West & St. Lorenzen

Vor einigen Jahrzehnten noch waren sie durch die weiten landwirtschaftlichen Grünflächen ganz eindeutig voneinander getrennt. Heute scheinen diese Grenzen verschwommen, wenn nicht sogar verschwunden zu sein: Brunecks Südwesten und die Marktgemeinde St. Lorenzen fließen mittlerweile fast nahtlos ineinander über, man könnte fast sagen, das rege wirtschaftliche Treiben hat eine Brückenfunktion zwischen beiden Gemeindegebieten übernommen.

So wie am Beispiel von St. Georgen und Stegen kann man auch in St. Lorenzen ganz eindrücklich erkennen, wie schnell doch das Zusammenwachsen zwischen Dorf und Stadt von statten gehen kann. In diesem Fall sind es sogar zwei Gemeinden, deren Grenzen optisch nicht mehr wahrnehmbar sind, denn da, wo vor gar nicht allzu langer Zeit noch Wiesen und Äcker bearbeitet wurden, herrscht heute reges Wirtschaftstreiben. Vor allem Bruneck war in diesen letzten Jahrzehnten einem starken Wandel unterzogen, was sich ganz besonders im Südwesten der Rienzstadt, dort wo sie an die Marktgemeinde St. Lorenzen grenzt, bemerkbar macht. Als interessanter und stetig anwachsender Wirtschaftsstandort mit einer verhältnismäßig hohen Unternehmerdichte erweist sich diese Gegend vor allem aus logistischer Hinsicht als idealer Standort. Allen voran sind die zentrale Lage im Pustertal und die Nähe zum Stadtzentrum von Bruneck die wesentlichen Vorteile, die viele Wirtschaftstreibende in den vergangenen Jahren dazu bewogen haben, ihren Betrieb hier anzusiedeln. Man ist von hier aus beispielsweise genauso schnell an der österreichischen Grenze wie in Bozen, die Anbindung zu Bus und Bahn ist gegeben und obwohl relativ viel Verkehr herrscht, gibt es genügend ruhige Büros, Arbeits- und Betriebsräume für die verschiedenen Unternehmen. Darunter finden sich Dienstleister und Handwerker aus den verschiedensten Sparten, Großbetriebe genauso wie Klein- und Mittelbetriebe. Dass diese Zone als Wirtschaftsstandort mehr als praktisch und vom logistischen Standpunkt aus betrachtet vorteilhaft ist, lässt sich am schnellen Wachstum dieser Gewerbezone und am Beispiel verschiedener Brunecker Traditionsunternehmen gut erkennen. Als anschauliches Beispiel für das Alltagsleben in dieser Gewerbezone gilt die direkte Umgebung der Josef-Georg-Mahl Straße: Hier reihen sich Handel, Handwerk, Dienstleister und Gastronomie aneinander, darunter Traditionsunternehmen genauso wie Newcomer. Gewöhnlich geht es hier nicht nur am Tag lebendig zu, auch Nachtschwärmer kommen voll auf ihre Kosten. Ein Pub, mehrere Bars und Restaurants, sogar ein Tanzlokal sorgen dafür, dass es hier nicht langweilig wird. Bei so viel Wirtschaftstätigkeit ist es in der Vergangenheit natürlich auch zu zunehmender Verkehrsbelastung gekommen, deshalb hat die Stadtgemeinde an verschiedenen Lösungen gearbeitet, womit sich die Verkehrssituation bereits um einiges verbessern konnte.

Von der Stadt- in die Marktgemeinde
In unmittelbarer Nähe zur Gewerbezone im Südwesten Brunecks liegt die Marktgemeinde St. Lorenzen, die sich in insgesamt zwölf Fraktionen unterteilt. Am Zusammenfluss von Gader und Rienz, überragt von Kirchtürmen und Burgen, weist die Landschaft hier ein ganz besonderes Aussehen auf. Es ist eine historisch und geologisch höchst interessante Gegend mit zahlreichen inselartigen Kuppen, die schon in frühester Zeit besiedelt wurden. Wegen seiner geografisch und klimatisch günstigen Lage wurde St. Lorenzen schon in der Bronzezeit als Siedlungsort geschätzt und bildet bis heute einen beliebten Wohn- und Aufenthaltsort für Einheimische und Touristen gleichermaßen. So ist der Tourismus hier sozusagen ein historisch gewachsener Wirtschaftszweig. Rund 380.000 Nächtigungen, welche sich ähnlich auf Sommer und Winter aufteilen, werden hier verbucht. Längst schon hat die Gemeindeverwaltung die Wichtigkeit dieser Branche erkannt und zukunftsweisend Tourismuszonen ausgewiesen, so dass sich die bestehenden Betriebe nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ erweitern konnten. Die Ferienregion Kronplatz, zu der sowohl Bruneck als auch St. Lorenzen gehören, ist in ihrer Vielfalt einzigartig. Die Möglichkeiten der naturnahen Erholung sind nahezu unbegrenzt, ebenso die sportlichen Angebote. Besonders für das gut ausgebaute Wanderwegenetz ist dieses weitläufige Gebiet bekannt, das sich in den letzten Jahrzehnten zu einer immer stärker werdenden Urlaubsdestination entwickelt hat. Die umliegende Bergwelt macht dieses Feriengebiet zum optimalen Urlaubsort für passionierte Wanderer, Bergsteiger, Skifahrer und andere Wintersportler. Zudem führt der Pustertaler Radweg direkt durch Stadt- und Marktgemeinde und bietet somit die Möglichkeit für einen Radausflug für die gesamte Familie. Und auch die Pustertalbahn macht Halt und nimmt jeden mit auf eine Reise durch das Grüne Tal. Kein Wunder, dass sich der Tourismus heute als einer der stärkten Wirtschaftszweige dieser Gegend erweist.

Gegenseitig unterstützt
Sonnenburg, Stefansdorf, Saalen, Montal, Runggen, Onach, Fassing, Lothen, Ellen, St. Martin, Moos und Pflaurenz – so heißen die zwölf Fraktionen, die gemeinsam mit dem Hauptort St. Lorenzen das gleichnamige Gemeindegebiet im Zentrum des Pustertals bilden. Ein Blick auf die kleinen Dörfer und Weiler abseits des pulsierenden Hauptortes lohnt sich: Wirtschaftlich gesehen tut sich auch hier so einiges. Schließlich ist es bei Weitem nicht allein der Tourismus, der in St. Lorenzen und seinen Fraktionen wirtschaftlich den Ton angibt. St. Lorenzen hat das Glück, dass sich die vier großen Wirtschaftszweige Handwerk, Tourismus, Dienstleister und teilweise sogar Industrie auf Augenhöhe gegenüberstehen. Dieses Hand-in-Hand-Gehen der verschiedenen Wirtschaftszweige ist zum Teil auch der funktionierenden Land- und Forstwirtschaft vor Ort zu verdanken. Sie bildet sozusagen Grundlage und Zulieferer für manch anderen wichtigen Wirtschaftssektor. Erreichbarkeit und zentrale Lage sind zwar Schlagwörter, die für die Wirtschaft immer wichtiger werden, doch gibt es in St. Lorenzens Fraktionen auch ziemlich abgelegene und damit ruhigere, aber trotzdem wirtschaftlich wichtige Zonen. Ungefähr die Hälfte des weitläufigen Gemeindegebietes von St. Lorenzen besteht nämlich aus Wald, Almwiesen und Weidegebiet. Fast 1.700 Hektar werden von 263 landwirtschaftlichen Betrieben bewirtschaftet, wobei der Großteil der landwirtschaftlichen Betriebe Nebenerwerbsbauern sind. Zwar kann – wie bereits vorhin erwähnt – der Tourismus als Haupterwerbsquelle in St. Lorenzen gesehen werden, aber auch Landwirtschaft, Handel, Handwerk, Dienstleistungsbetriebe und die Industrie sind stark vertreten und bieten damit die so wichtige gegenseitige Ergänzung. Wie die anderen Wirtschaftszweige hat sich auch die Landwirtschaft weiterentwickelt und gar einige Landwirte bieten Urlaub auf dem Bauernhof an. Wirtschaftlich gesehen kann man bezogen auf die Marktgemeinde St. Lorenzen daher kaum Stärken und Schwächen gegenüberstellen, da hier relativ ausgeglichene und starke Wirtschaftskreisläufe vorzufinden sind. Gerade jetzt, in den schwierigen Zeiten von Corona, bieten diese ein gewisses Maß an Stabilität und Sicherheit und tragen so ganz wesentlich zur Lebensqualität vor Ort bei. (SH)