Weniger Sommerpraktika bei gleichbleibender Qualität

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Weniger Sommerpraktika bei gleichbleibender Qualität

Die Anzahl der Sommerpraktika ist im vergangenen Sommer etwas zurückgegangen. Die Erhebung der Arbeitsmarktbeobachtung hat eine positive Qualitätsbewertung erbracht.

Im Sommer 2020 hat die Anzahl der Praktikumsstellen und hospitierenden Betriebe zwar abgenommen, die Zufriedenheit der Praktikantinnen und Praktikanten hat allerdings keine Einbußen erlitten. Einige Werte sind sogar deutlich besser als bei vorhergegangenen Erhebungen. Dies hat die Befragung der Sommerpraktikanten ergeben, für welche die Arbeitsmarktbeobachtung der Landesabteilung Arbeit 2600 Fragebögen ausgewertet hat, und der die zwei jüngsten Ausgaben der Informationsschrift „Arbeitsmarkt-News“ gewidmet sind. Landesrat Philipp Achammer nimmt die diesjährigen Befragungsergebnisse mit Genugtuung zur Kenntnis: „Die Sorgen vieler Jugendlicher zu Sommerbeginn, die auch die meinen waren, haben sich als unbegründet erwiesen. Zwar haben weniger Betriebe Praktikumsplätze zur Verfügung gestellt, diese aber erfüllten die Qualitätsanforderungen.“ Der Landesrat plädiert dafür, die Sommerpraktika weiter auszubauen und die Qualität noch stärker in den Vordergrund zu rücken.

Zwei Drittel der Sommerpraktikanten sehr zufrieden
Mit 95 von 100 Sommerpraktikanten, die sich „sehr“ oder „ziemlich zufrieden“ mit ihrer Praktikumserfahrung zeigen, liegt dieser Wert bedeutend höher als bei den Befragungen der Jahre 2011 und 2014. Auch mit der finanziellen Vergütung waren mehr als 56 Prozent der Sommerpraktikanten „zufrieden“ und 28 Prozent „ziemlich zufrieden“. Dies ist der höchste Zustimmungsgrad seit 2011. Dass fast neun von zehn Praktikanten angaben, wiederum ein Praktikum absolvieren zu wollen, bestätigt die Attraktivität der Praktika.

Das Sommerpraktikum als Lernerfahrung
Fast drei Viertel der Praktikanten (73%) gab an, eine regelmäßige Ausbildung erhalten zu haben. Spitzenreiter sind mit 83 Prozent die Handwerksbetriebe. Weit verbreitet sind niederschwellige Formen des Lernens: So arbeiteten 90 Prozent „neben Arbeitskollegen“. 93 Prozent gaben an, im Betrieb „ständig eine hilfreiche Ansprechperson gehabt zu haben“. Mehr als jeder Zweite war in einem „neuen Arbeitsbereich“ tätig. „Etwas Neues gelernt“ haben neun von zehn Befragten.

Warum entscheiden sich Jugendliche für ein Praktikum?
Fast die Hälfte (46%) gab an, ein Praktikum zu absolvieren, um arbeiten zu gehen und etwas zu verdienen, 39 Prozent um die Arbeitswelt kennenzulernen und 16 Prozent um im Beruf, der sie am meisten interessiert, etwas Neues zu lernen. Dabei unterscheiden sich die Antworten nach Sektoren: Vor allem in der Industrie, im Handwerk und in „anderen Sektoren“ (z.B. Pflegeeinrichtungen oder Freiberuflerbüros) dominiert der Wunsch nach Arbeitspraxis und Kenntnisgewinn, Praktikanten aus Handel und vor allem Gastgewerbe hingegen nennen stärker Arbeit und Verdienst.

Arbeitsmarktpolitisches Profil der Praktika stärken
Zufrieden zeigt sich der Direktor der Landesabteilung Arbeit, Stefan Luther, der allerdings Handlungsbedarf anmeldet: „Südtirols Sommerpraktika für Jugendliche sind eine Erfolgsgeschichte. Jetzt gilt es, das arbeitsmarktpolitische Profil zu schärfen: Praktika dienen der Ausbildung und der Orientierung. Zur Qualität eines Praktikums gehört untrennbar sein Ausbildungscharakter. In diesem Bereich werden wir die Beratung der Praktikanten und der Betriebe durch die Landesabteilung Arbeit intensivieren.“ Die guten Werte 2020 führt Luther darauf zurück, dass angesichts der Krise sowohl Betriebe als auch Praktikanten sich offenbar sehr bewusst für das Instrument entschieden hätten.

Die Corona-Krise aus Sicht der Sommerpraktikanten
Das außergewöhnliche Jahr 2020 bot auch Anlass, die Sommerpraktikanten nach der Auswirkung der Corona-Pandemie auf die persönlichen Berufschancen zu befragen. Knapp ein Drittel geht davon aus, dass sich die Corona-Krise gar nicht oder kaum auf die eigenen Arbeitsmarktchancen auswirken werde. Negative Konsequenzen befürchtet etwas mehr als ein Viertel, zwölf Prozent erwarten positive Auswirkungen. Deutlich negativer fiel die Einschätzung der Arbeitsmarktchancen für Jugendliche insgesamt aus: Jeder Zweite war der Meinung, die Chancen seien sehr oder eher negativ. Damit keine Corona-Generation entstehe, braucht es nach den Worten von Landesrat Achammer das Zusammenwirken vieler Akteure: der Schule und der Ausbildungsstätten, wobei auch die Betriebe einen Beitrag leisten sollen. „In der Befragung fordern Jugendliche Mitsprache bei den Themen ein, die sie betreffen – das stimmt mich – trotz manch kritischer Äußerung – sehr optimistisch“, sagt Achammer. (jw)