Die Wirtschaft in Toblach

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Die Wirtschaft in Toblach

Die Auswirkungen der Pandemie sind besonders auch in Toblach zu spüren. Die beliebte Feriendestination leidet unter dem kompletten Einbruch des Tourismus. Nichtsdestotrotz beruft Bürgermeister Martin Rienzner sich auf die Stärken seiner Gemeinde und ist sich sicher: „Wir werden gestärkt aus dieser Krise hervorgehen“.

Eigentlich ist es ein guter Mix aus Handwerk, Tourismus, Dienstleistungsunternehmen und Landwirtschaft, der das Toblacher Wirtschaftsgeschehen kennzeichnet. Die verschiedenen Sektoren haben sich bisher gut ergänzt, Toblach gilt als durchaus beliebter Wirtschaftsstandort für Unternehmen aus den verschiedensten Bereichen. Bis zum Beginn des vergangenen Jahres war hier – genauso wie im gesamten Pustertal – ein bemerkenswerter wirtschaftlicher Aufschwung zu beobachten. Neben der gut funktionierenden Landwirtschaft, dem Handwerk und den Dienstleistungsbetrieben ist es hier vor allem der Tourismus, der einen der wichtigsten Wirtschaftszweige darstellt. Und das hat Geschichte: In den Hotels von Neu-Toblach stiegen bis 1914 sogar königliche Gäste ab, so zum Beispiel König August von Sachsen, König Albert von Belgien sowie der deutsche Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere Kaiser. Aus dem ehemaligen Grandhotel ist ein wichtiges Kulturzentrum geworden, die noble Ausstattung dieses Gebäudes lässt den Glanz der vergangenen Zeiten heute noch erahnen. Nach wie vor ist Toblach ein überaus beliebtes Ferienziel, dessen zahlreiche Beherbergungs-, Restaurations-, und Handelsbetriebe verschiedenster Kategorien gut gerüstet für die touristische Nachfrage sind. Wäre da nicht die Pandemie, die den Tourismus bereits in der zweiten Wintersaison in Folge fast vollständig zum Erliegen gebracht hat. „Als Tourismusdorf hat es uns hart erwischt“, bestätigt Bürgermeister Rienzner, „nun hängt viel davon ab, wie es mit dem Tourismus weitergeht.“ Er hofft, dass mit Juni wieder einigermaßen Normalität einkehren wird, und die ersten Gäste Toblach besuchen können. „Es wird wahrscheinlich nicht mehr eine so starke Sommersaison wie im vergangenen Jahr geben. Vielen Menschen wird schlicht und einfach das Geld fehlen, um überhaupt Urlaub machen zu können“, befürchtet Martin Rienzner, der sich dennoch optimistisch zeigt. Schließlich konnte er während der Pandemiezeit etwas Bestärkendes beobachten: Obwohl alles stillzustehen schien, waren die Freizeitaktivitäten wie Wandern, Skitourengehen, Langlaufen oder Radfahren immer möglich und unter den Einheimischen sogar beliebter denn je. Der Bürgermeister wertet dies als die großen Stärken seiner Gemeinde und geht noch einen Schritt weiter: „Durch die Pandemie sind uns diese Chancen noch mehr aufgezeigt worden, die wir nun aufgreifen und an denen wir weiterarbeiten sollten. Es gilt, auf die richtigen Schwerpunkte zu setzen, die sowohl Touristen als auch Einheimischen etwas bringen. Wenn wir auf unsere Stärken aufbauen, können wir genau damit in Zukunft punkten.“ In der Tat ist es so, dass gerade jetzt wieder, bedingt durch die weltweite Pandemie, die vielen Angebote rund um „Natur erleben und genießen“ einen großen Aufwärtstrend erleben. Toblach ist diesbezüglich gut aufgestellt und kann seinen Gästen eine enorme Bandbreite an Aktivitäten und Erlebnissen in freier Natur bieten. „In diesem Sinne denke ich, dass wir letztendlich gestärkt aus dieser Krise hervorgehen“, zeigt sich Martin Rienzner zuversichtlich.

„Ins Stolpern geraten“
Eigentlich ist es die Vernetzung der einzelnen Wirtschaftszweige, die im Gemeindegebiet von Toblach ausschlaggebend ist. Hier spielen Land- und Forstwirtschaft genauso eine tragende Rolle wie Handel, Dienstleister, Tourismus und Handwerk. Empirische Daten belegen, dass vom Ausgabeverhalten der Gäste ca. 50 Prozent in die Beherbergung, sprich Unterkunft, gehen und der Rest vor Ort in die anderen Sektoren wie den Handel, die Dienstleister wie Aufstiegsanlagen, Alpinschulen, Schischulen und dergleichen einfließt. Diesen Daten zufolge kann behauptet werden, dass der Tourismus in Toblach eine durchaus wichtige Rolle einnimmt. Doch auch wenn er mittlerweile als Wirtschaftsmotor Nummer eins gilt, kann man nicht uneingeschränkt von einem vorherrschenden Wirtschaftszweig in Toblach sprechen. „Die verschiedenen Sektoren greifen ineinander über. Es ist wie ein Zahnrad, das gut läuft, solange Gleichgewicht herrscht. Bricht ein Zacken aus einem Zahnrad raus, kommt alles ins Stolpern“, beschreibt der Bürgermeister die derzeitige Situation bildlich. Mit der herausgebrochenen Zacke meint er den Tourismus, dessen Stillstand sich vermutlich negativ auf Handwerk und Dienstleistungsunternehmen auswirken könnte. Die örtliche Wirtschaft ist branchen- und vor allem auftragsbezogen, was bedeutet, dass sich die Auswirkungen auch erst viele Monate später zeigen könnten. „Soweit ich weiß, ist die Auftragslage bei den Handwerkern noch gut. Zum Teil konnten private Haussanierungen das auffangen, was im Tourismus weggebrochen ist und die Handwerker haben gut zu tun. Auch hier hängt vieles davon ab, wie sich die kommende Sommersaison entwickelt“. Und die Prognosen seien nicht schlecht: Die Infektionszahlen seien im Sinken, die Durchimpfungsrate steige – langsam zwar, aber mit Vertrauen in die Medizin, sei ein Ausweg in Sicht, so der Bürgermeister. Martin Rienzner ist sich durchaus bewusst, was die Bürger*innen seiner Gemeinde im vergangenen letzten Jahr durchmachen mussten. „Leider sind in dieser ungewissen Zeit viele Familien und Betriebe in finanzielle Schwierigkeiten geraten; ich hätte mir sehr gewünscht, dass die Hilfen von Seiten des Staates und des Landes schneller vorangebracht worden wären, bleibe aber zuversichtlich, dass wir in naher Zukunft mehr erfahren werden und aus dieser Krise gemeinsam wieder zu einem relativ normalen Alltag zurückfinden werden. Zum Glück gibt es private Initiativen und Vereine, die eine schnelle Hilfe anbieten.“

„Es wird wahrscheinlich nicht mehr eine so starke Sommersaison wie im vergangenen Jahr geben. Vielen Menschen wird schlicht und einfach das Geld fehlen, um überhaupt Urlaub machen zu können“
Martin Rienzner,
Bürgermeister von Toblach

Veränderungen in der Landwirtschaft
„Die Landwirtschaft im Toblacher Gemeindegebiet hat ebenso unter der Corona-bedingten Ausnahmesituation gelitten“, sagt der Bürgermeister. „Was die Landwirtschaft anbelangt, hat sich in Bezug auf Corona doch einiges verändert. Im Gemeindegebiet von Toblach gibt es vor allem Milchwirtschaft. Obwohl der Arbeitsalltag der Milchbauern keine wesentliche Veränderung erfahren hat, ist der Umsatz in der milchverarbeitenden örtlichen Sennerei Drei Zinnen um bis zu 70 Prozent weggebrochen“, so Rienzner. Der fehlende Tourismus macht sich eben auch hier bemerkbar, im sinkenden Absatz der Milch und im Wegbrechen der Zuerwerbsquelle „Urlaub auf dem Bauernhof“. So musste die überschüssige Milch an große Produzenten weitergegeben werden, was sich natürlich auf den Milchpreis niedergeschlagen hat. Doch auch hier erkennt der Bürgermeister trotz allen Schwierigkeiten einen erfreulichen Trend. Die Pandemie hat viele Menschen wieder für regionale Produkte begeistert, sie haben den Wert der heimischen Landwirtschaft und der örtlichen Produzenten verschiedenster Produkte erkannt. Eine Wertschätzung, die sich vielleicht festigt und den regionalen Erzeugern wieder starken Aufwind geben könnte.

Bühne für große Kultur- und Sportveranstaltungen
Toblach ist bekannt für seine vielen bestens organisierten Sportveranstaltungen wie beispielsweise den Volkslanglauf Toblach Cortina, den Pustertaler Skimarathon, den Cortina Toblach Run und nicht zu vergessen die Tour de Ski, um nur einige zu nennen, die gewöhnlich zum alljährlichen Programm gehören. Auch das Kulturgeschehen von Toblach kann sich sehen lassen: Konzerte, Ausstellungen, Theateraufführungen und Vorträge finden normalerweise in regelmäßigen Abständen statt. Toblach war bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Sachen Kultur recht aufgeschlossen und stellt bis heute eines der wichtigen Kulturzentren des Pustertals dar. Bereits Gustav Mahler wusste dies und die Schönheit Toblachs zu schätzen. „Hier ist es wunderherrlich und repariert ganz sicher Leib und Seele… „ soll er während eines Toblacher Aufenthaltes einmal geäußert haben. Er verweilte hier in den Sommermonaten von 1908 – 1910. In seinem Komponierhäuschen, das heute noch besichtigt werden kann, entstanden große Werke wie die Neunte und Zehnte Symphonie sowie das Lied von der Erde. Noch heute erinnern die Gustav Mahler Musikwochen an den großen Komponisten und seine Zeit im Hochpustertal. Leider leidet gerade auch die Kultur zurzeit sehr unter der Corona-Krise. Kaum eine Veranstaltung kann seit über einem Jahr abgehalten werden; was für Toblach natürlich ungemein schade ist, denn viele Veranstaltungen wie z.B. Gustav Mahler Wochen, Südtirol Festspiele sowie das Internationale Chörefestival locken gewöhnlich unzählige Menschen aus Nah und Fern nach Toblach und Umgebung. Übrigens ist Toblach auch der Austragungsort der von Hans Glauber initiierten Toblacher Gespräche und seit 2001 verleiht die Toblacher Gemeinde in unregelmäßigen Abständen den Toblacher Prosapreis für literarische Werke, die Grenzüberschreitungen und Grenzerfahrungen thematisieren. Im Kulturzentrum Grand Hotel finden normalerweise während des ganzen Jahres zahlreiche Veranstaltungen, Ausstellungen und Tagungen statt. Gerade in auslastungsschwachen Zeiten konnte Toblach durch diese regelmäßigen Veranstaltungen immer wieder für neue Gäste sorgen. Und das wird auch in Zukunft wieder der Fall sein. Wenn die Pandemie erst einmal überstanden ist, wird Toblach gewiss wieder die Bühne für mehrere große Sport- und Kulturveranstaltungen bilden, die durch ihre professionelle Organisation und das stimmige Drumherum für großen Publikums- und Teilnehmererfolg sorgen werden. Dadurch werden wiederum Journalisten und Werbefachleute auf Toblach aufmerksam werden, womit an den positiven Werbeeffekt der letzten Jahrzehnte angeknüpft werden kann. (SH)