“Das Leben ist immer für und nie gegen uns – egal, was passiert.“
Seit einem Jahr ist der gesellschaftliche Kontakt aufgrund der Pandemie stark eingeschränkt. Vor allem Umarmungen und Berührungen fehlen uns mehr, als wir es wahrhaben wollen, meint Nadia Zwischenbrugger. Die 42-Jährige ist ausgebildete Vitalmasseurin.
Berühren sich Menschen zu wenig?
In gewisser Weise, ja. Zwischenmenschlicher Körper- und Hautkontakt tut gut. Die Wärme, die Weichheit des anderen und von sich selbst zu spüren ist wichtiger, als wir meinen. Für mich persönlich sind Berührungen mit einer großen Freude verbunden, wenn ich Menschen heilend begleiten darf. Und ich sehe es auch als meine Berufung, Menschen eine Chance zu bieten, damit sie sich besser fühlen.
Was bewirken menschliche Berührungen?
Dazu will ich etwas ausholen. Als gelernte Kosmetikerin interessierte ich mich auch für Vitalmassage und ließ mich darin ausbilden. Zusätzlich biete ich in meiner Praxis auch Insightouch an, das ist eine auf Achtsamkeit basierende Körpertherapie. Der Grund, warum ich dazu kam, waren private Tiefschläge. In dieser Zeit wurde ich auf Insightouch aufmerksam. Vom Erfolgserlebnis auf der psychischen wie auch der körperlichen Ebene war ich dermaßen begeistert, dass ich mich für diese Therapie ausbilden ließ. Die Methode ist in Südtirol noch recht unbekannt. Insightouch ist eine Körpertherapie in Verbindung mit achtsamer Berührung. Sie wurde durch zwei klinische Depressions-Studien erforscht und anerkannt. Die Methode bringt besonders gute Resultate bei Ängsten, Depressionen, Traumata, Burnout und Sucht- oder Schlafproblemen. Durch Verdrängung werden Emotionen, Traumata usw. nämlich im Körper eingelagert und können durch die sanften und achtsamen Hände bei der Achtsamkeitsmassage gelindert bzw. abgebaut werden. Durch liebevolle Berührung gerät der Klient in einen harmonischen Seinszustand, und es beruhigt das Nervensystem.
Ist es für Sie nicht belastend, auf Probleme anderer Menschen eingehen zu müssen?
Überhaupt nicht. Ich bin in dem Moment nämlich nicht problemorientiert, sondern bewusstheitsorientiert. Ich mache dem Kunden bewusst, warum es ihm schlecht geht und helfe ihm. Es ist für mich jedes Mal ein Geschenk, wenn ich Menschen die Ursache ihrer Probleme bewusst machen kann und sie durch meine begleitende Behandlung ihren Weg aus ihrer Krise finden und die Möglichkeit erhalten, eine innere Stabilität aufzubauen.
Sind Menschen in dieser Zeit der Pandemie vermehrt belastet?
Ja, ich merke, dass die Menschen stark mit einer Vielzahl an Ängsten konfrontiert werden betreffend ihre Gesundheit oder ihre wirtschaftliche Existenz. Sie steigern sich in eine emotionale Ausweglosigkeit, in ein Gefangensein und Ausgeliefertsein und verlieren ihre Lebensfreude. Die Pandemie ist vielfach aber auch nur der Auslöser für aufgestaute Probleme, die die Menschen unbewusst schon vorher in sich hatten. Durch die Achtsamkeitstherapie erfahre ich gerade jetzt erfreuliche Erfolge, wenn Menschen wieder ihre harmonische Mitte wiederfinden und gelassener den Problemen entgegentreten oder sich neu orientieren.
Sie sagen, das Leben sei immer für uns. Und wie ist das bei einer schweren Krankheit?
Eine Krankheit hat immer eine Ursache und hat auch mit der Psyche zu tun. Wenn der Mensch nicht bereit ist, sich seinen verdrängten Problemen zu stellen, wirkt es sich auf den Körper aus und es können Krankheiten entstehen. Es klingt hart und es ist schwer verständlich, aber jede Krankheit ist ein Hinweis, dass etwas im Leben verändert werden sollte. Eine Krankheit bringt die Chance, auf den Körper zu hören und sich nur mehr auf das zu konzentrieren, was einem gut tut.
Was gibt Ihnen selbst die Kraft?
Ich fühle mich mit der Natur verbunden und brauche sie für meine Seele und meinen Körper, beim Wandern, Bergsteigen oder Radeln. In der Natur fühle ich mich befreit, sie gibt mir viel Kraft und inneren Frieden. Ich bin ein neugieriger Mensch, vertiefe ich mich gerne in Fachliteratur, besuche Seminare und bilde mich weiter. Da ich ein sehr geselliger Mensch bin, helfe ich auch gelegentlich gerne meiner Mutter beim Ausschank auf der Alm.
Wie würden Sie sich charakterisieren?
Meine Stärken sind Gelassenheit, Geduld, Einfühlungsvermögen und die Liebe zu den Menschen. Eine meiner Schwächen ist Perfektionismus. Ich bin ein zufriedener Mensch und gehe mit einer offenen und neugierigen Haltung durchs Leben. Besondere Wünsche habe ich nicht, ich bin glücklich. (IB)
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