Bruneck – Der SSV Bruneck spielt bislang eine bärenstarke Saison und grüßt seit dem Saisonsauftakt von der Tabellenspitze der Serie A2 Damen. Nach wichtigen Siegen im Derby gegen den SSV Taufers und den ärgsten Verfolger aus Mezzocorona festigten die Bruneckner Damen ihre Position als größte Titelanwärterinnen. Der sportliche Leiter Hubert Durnwalder gibt bei drei ausstehenden Spielen einen Einblick in sein Team und verrät, worauf es in der Endphase ankommt.
Der SSV Bruneck Handball ist in der zweithöchsten italienischen Liga, der Serie A2, heuer noch ohne Punkteverlust geblieben, die satte Ausbeute bisher lautet: Elf Spiele, elf Siege! Weiterhin präsentiert sich die Mannschaft in bestechender Verfassung und hat eine Hand schon am Meisterpokal. Der technische und pädagogische Leiter des SSV Bruneck ist seit jeher Hubert Durnwalder, er kann sich den unglaublichen Lauf seiner Frauschaft so erklären: „Schon in den letzten Jahren haben wir gut gespielt und die Meisterschaft oftmals gewonnen, dass es heuer wie geschmiert läuft ist schon beeindruckend! Ich denke mit ein Erfolgsfaktor ist, dass wir einige junge und äußerst talentierte Spielerinnen in die erste Mannschaft integriert haben, die im letzten Jahr wertvolle Erfahrung auf diesem Niveau gesammelten und in diesem Jahr den nächsten Schritt machen konnten.“ Wegweißend und eine gewisse Vorentscheidung war der Schlager im Spitzenspiel gegen Mezzocorona, das bis zu diesem Zeitpunkt auch unbesiegt war, sagt Leiter Durnwalder: „Es war das Topspiel der bisherigen Meisterschaft schlechthin und hielt wirklich was es versprochen hatte! Mezzocorona lag lange Zeit in Führung und es blieb spannend bis zur letzten Minute. Schlussendlich konnten wir die Partie noch drehen und mit 22 zu 20 wichtige drei Punkte einfahren!“ Als nächstes stand gegen den langjährigen Weggefährten SSV Taufers das Pustertaler „Revier-Derby“ auf dem Programm. Doch der heiß erwartete Kampf blieb aus, die sonst so starken Tauferer erwischten einen rabenschwarzen Tag und waren durch gleich mehreren verletzungsbedingten Ausfällen nur ein Schatten ihrer selbst. Bruneck siegte deutlich und rückte den Titelgewinn somit einen großen Schritt näher. Sollte der erneute Titelgewinn gelingen, so würden der SSV Bruneck zum Playoff Turnier gegen die drei anderen Gewinner der Serie A2 Ligen antreten und um den Aufstieg in die Serie A1 spielen. Im Playoff konnte der SSV bereits einmal triumphieren, entschloss sich allerdings dazu aus finanziellen Gründen nicht den Schritt in die höchste Liga zu wagen. Dafür wäre eine Aufstockung des Budgets und ein Umkrempeln des Kaders notwendig; Drunwalder erklärt: „Es gibt gewisse Vorgaben im Reglement, ausländische Spielerinnen müssten verpflichtet werden und Teile der Infrastruktur verbessert werden, für einen kleinen Verein wie wir es sind, ist das nicht zu realisieren.“ Auch wäre dies nicht unbedingt sinnvoll aus der Sicht des Südtiroler Handballs aus, sagt Durnwalder, denn mit dem SSV Brixen Südtirol spiele bereits ein benachbartes Damenteam erfolgreich in der höchsten Spielklasse, mit dem der SSV Bruneck eine gute Zusammenarbeit pflegt. Spielerinnen, die das Zeug und den Wille für die Serie A1 haben, ermöglicht Bruneck den Sprung nach Brixen zu schaffen. So hat sich etwa die ehemalige Brunecknerin Sarah Hilber mittlerweile als absolute Stammspielerin bei Brixen etabliert. „Wenn alles glatt läuft, würden wir natürlich vollmotiviert und mit Ambitionen zum Playoff-Turnier reisen!“, sagt Durnwalder und fügt hinzu: „Trotzdem strebt der Verein einen Aufstieg nicht an und hat das den Spielerinnen auch mitgeteilt.“ Die erste Mannschaft des SSV ist auf einem starken Fundament aufgebaut und profitiert dabei von seiner herausragenden Nachwuchsarbeit. Nur wenige auswärtige Spielerinnen stehen bei den Brunecknerinnen unter Vertrag. Als wichtiger Neuzugang in dieser Saison kristallisierte sich Torfrau Bettina Gruber heraus findet Durnwalder: „Bettina hat selbst angedeutet für uns spielen zu wollen, sie kam aus Brixen und verleiht dem Team mit ihren tollen Paraden große Sicherheit!“
Der angesprochene Nachwuchs ist das Markenzeichen der SSV Bruneck, dank gutem Konzept und Professionalität vom Grundschulalter aufwärts eilt der Schule des SSV ein guter Ruf voraus. Den Grundstein dafür legte vor rund 20 Jahre Turnlehrer Hubert Durnwalder selbst wie er erzählt: „In der Meusburger Mittelschule haben wir damals Handball als Wahlbereich Fach am Nachmittag angeboten, was gut angenommen worden ist. Dank einer Sondergenehmigung durften wir sogar als Schule bei Turnieren mitspielen. Als die Gruppe, mit der ich das Projekt gestartet hatte, dabei war auszuschulen, gab es vor allem für die Mädchen keine Möglichkeit weiterhin Handball zu spielen.“ Zunächst kam die Gruppe beim SSV Taufers unter und spielte dort als Team Taufers 2, prompt gewann sie die erste Meisterschaft. Initiator Durnwalder wollte ein langlebiges Projekt auf die Beine stellen: „Mit dem Vorschlag einen Verein zu gründen bin ich daraufhin zu unserem Direktor gegangen, der zum Glück sofort überzeugt war und fortan als Präsident des neugegründeten ASV Meusburger fungierte.“ In den ersten Jahren nach der Gründung fungierte Durnwalder auch als Trainer: „Begonnen haben wir mit der U12, wie das Team älter wurde, mussten wir natürlich immer die Kategorie wechseln und so kamen im laufe der Jahre die U14, U16, bis schließlich die Damen-Mannschaft hinzu.“ Zu einem Zeitpunkt trainierte Hubert Durnwalder all diese Altersklassen und bestritt an die 100 Spiele im Jahr. Ohne tatkräftige Unterstützung und großem Zusammenhalt im Verein war dieses Unterfangen natürlich nicht möglich, der sportliche Leiter Drunwalder möchte einige Personen besonders hervorheben: „Zunächst war da Sepp Santi, der absolut keinen sportlichen Hintergrund besaß, aber dank seiner drei Töchter, die im Verein Handball spielten, eine derart große Begeisterung entwickelte, dass er die Trainerprüfung absolvierte und seither als Trainer agiert. Meine Assistentin Veronika Oberstolz ist das Mädchen für alles und mit unserem Sektionsleiter Martin Habicher haben wir einen engagierten und geschickten Organisator an der Seite.“ Seit 2019 hat Hubert auch seinen Bruder Helmuth Drunwalder als Trainer für die Damenmannschaft mit an Bord geholt. Der Trainerfuchs aus Toblach ist ein gefragter Name im Pustertaler Handball und verfügt über Jahrzehnte an Erfahrung, Tochter Stefanie ist Kapitänin beim SSV Brixen Südtirol Serie A1 und gehört zu den besten Spielerinnen des Landes. In seiner dritten Saison als Coach der Damen, hat er das Team auf das nächste Level gehoben. Seit einigen Wochen können Vereine unter Sportler die unter die Bezeichnung „nationale Interesse“ fallen erneut ihren Trainingsbetrieb aufnehmen. Seither wird auch beim SSV Bruneck wieder fleißig trainiert, Voraussetzung dafür ist das Einhalten der Schutzmaßnahmen und ein regelmäßiges Testen der Spielerinnen. Die Antigen-Schnelltests müssen vom Verein angekauft werden, was einen zusätzlichen finanziellen und organisatorischen Aufwand bedeutet. Doch Hubert Durnwalder bezeichnet sich selbst als Optimist: „Ich bin recht zuversichtlich, dass wir bis zum Herbst wieder eine einigermaßen normale Saison und Meisterschaften in allen Altersgruppen haben werden.“ Bubenmannschaften gibt es heute keine mehr, doch was noch nicht ist könnte ja noch was werden, sagt der sportliche Leiter. (MT)
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