„Vierhundert Jahr hat das Bergwerk geblüht“ steht am Beginn der berühmten Inschrift am Kornkasten in Steinhaus, die der letzte Bergwerksunternehmer Hugo Graf Enzenberg nach der Einstellung des Betriebes im Jahre 1894 anbringen ließ.
Heute wissen wir, dass der Abbau von Kupfererz in Prettau etwa hundert Jahre früher begann, als der Graf vermutete. Wenn ein Wirtschaftbetrieb ein halbes Jahrtausend besteht, dann wechseln Blüte- und Krisenzeiten einander ab. Für Krisen und Konjunkturen in der Wirtschaft gibt es viele Ursachen, die manchmal hausgemacht und manchmal von der allgemeinen Wirtschaftslage bedingt sind, gegen die sich ein einzelner Betrieb kaum zur Wehr setzen kann. Im Laufe des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) kamen im Ahrntal beide Aspekte zusammen, die hausgemachten und die international wirksamen. Einmal ging mit dem Krieg eine gewaltige Inflation einher und dann sind Kriege ganz allgemein dem Handel nie förderlich und das Kupfer war, wenn man damit einen guten Preis erzielen wollte, auf einen funktionierenden Handel angewiesen. Dazu kam, dass die Grafen von Wolkenstein-Rodenegg, die das Bergwerk damals schon in der dritten Generation betrieben, nicht mehr jene tüchtigen Unternehmer hervorbrachten, die den Krisenzeiten gewachsen gewesen wären. So geriet das Bergwerk vor allem nach dem Konkurs der Wolkensteiner im Jahre 1642 für eine lange Zeit in sehr unsichere Gewässer, aus denen es erst wieder die im Jahre 1676 angetretenen neuen Gewerken aus den Familien Tannauer/Tannenberg und Wenzl/Sternbach herausführten, die das Werk je zur Hälfte übernahmen. Für diese Bergwerksgesellschaft setzte sich damals der Name „Ahrner Handel“ durch.
Der Ankauf von Immobilien als neue unternehmerische Strategie
Die neuen Gewerken waren kapitalkräftig genug, um das Werk so zu modernisieren, dass es wieder konkurrenzfähig wurde und bald so viel Kupfer produzierte wie nie zuvor. Die Spitze wurde im Jahre 1699 erreicht, als 2.406 Wiener Zentner und 38 Pfund (= 134,774 Tonnen) Kupfer geschmolzen wurden. Zum Vergleich: im Jahre 1649 war mit 487 Zentnern = 27,272 Tonnen Kupfer das niedrigste Jahres-Produktionsergebnis erzielt worden. Der Hauptgrund für den Aufschwung lag nicht nur in der Kapitalkraft der neuen Gewerken, sondern auch in deren unternehmerischem Konzept. Sie gingen daran, den dem Ahrner Handel gehörenden Besitz im Ahrntal abzurunden und Höfe aufzukaufen, um einerseits die Holzversorgung des Bergwerkes aus eigenen Waldungen sicherzustellen und andererseits die Versorgung der Bergleute mit Getreide, Inslet (Unschlitt) und Schmalz vom Import so weit als möglich unabhängig zu machen. Letzteres gelang allerdings nicht, vor allem weil das Ahrntal aufgrund seiner klimatischen Voraussetzungen kein ideales Getreideanbaugebiet war.
Der 1676 übernommene Besitz in Steinhaus
Der Kaufvertrag, den die Tannauer/Tannenberg und die Wenzl/Sternbach im Jahre 1676 mit dem Brunecker Kaufmann Stefan Wenzl über das ganze Bergwerk abschlossen, zählte in Steinhaus folgenden Besitz auf: Das Faktorhaus, in dem der Faktor seine Wohnung hatte (es handelte sich dabei um das heutige Rathaus der Gemeinde Ahrntal) mit dem dazugehörigen Futterhaus und den Stallungen, der Badstube, dem Backofen, der Pfister, einer Holzhütte und zwei Krautgärten, dem großen Getreidekasten mit Zubehör,
dann das sogenannte Frischhaus (heute Haus Berger genannt), wo der Buchhalter seine Wohnung hatte samt dem dazugehörigen Stall, einer Holzhütte, einem Krautanger und einem anderen kleinen Garten, dann gab es eine Behausung, in der der Vitriolsieder wohnte, weiters die Wirtsbehausung Steinhauswirt samt dem dazugehörigen Keller, einem Krautgarten und zwei Stallungen, einer Schmiede, einem Wiesengrundstück auf der anderen Bachseite, einem gemauertem Gaden zur Aufbewahrung von Öl, Eisen, Inslet und dergleichen Pfennwerten, die Schmelzhütte mit zwei Schmelzöfen und einem gemauerten Kupferkasten samt der Röststatt und dem Schmelzerstübele mit den vorhandenen Schmelzerwerkzeugen, einem großen Kohlscherm, die Gerechtigkeit zu einer Mühle beim Frischhaus, die Vitriolsiedhütte, einen Röstofen samt dem Kies- und Schlichhof und Zeug für 73 Gulden 1 Kreuzer, die Zimmerhütte samt Werkzeug für 7 Gulden 4 Kreuzer und die Leder-Grambl-Hütte zum Verarbeiten der Schweinshäute, die für das Erzziehen gebraucht wurden .
Die Vergrößerung des Besitzes in Steinhaus bis 1720
Im Jahre 1690 erwarb die Bergwerksgesellschaft um 140 Gulden von Pangraz Schwarzenbacher, Abfalterer in Ahrn, die Soldbehausung, genannt am Gassegg, samt dem dazugehörigen Krautgarten. Unter Soldbehausung oder Söllhaus versteht man ein Wohnhaus für eine oder mehrere Familien, an das ein kleiner Stall für eine Kuh oder ein paar Ziegen angebaut war. Dieses Haus am Gassegg wurde abgerissen, als wenig später das heute noch bestehende Grafenhaus als Sommerresidenz für die Gewerken gebaut wurde, dessen offizieller Name heute noch Gassegg lautet. Weiters wurden von mehreren Steinhauser Bauern Grundstücke gekauft, so vom Ober- und Mitterlinder und vom Brunnkofler.
Der Unterbergerhof
Der Unterbergerhof war der erste größere Hof in Steinhaus, der an den Ahrner Handel fiel. Im Kaufvertrag ist vom Ärzhof zu Unterperg die Rede, der zusammen mit dem Gereut in St. Jakob im Jahre 1696 von Gregor Oberkofler um insgesamt 7.530 Gulden verkauft wurde (Kaufpreis 7.300 fl, dazu 230 Gulden Spesen). Der Kaufvertrag listet alles auf, was zum Hofe gehörte, so das Feuer- und das Futterhaus, einen Garten, eine Badstube, einen Backofen, einen Kasten (Getreidespeicher), eine Mühle, einen Stampf (wo der Neumann drei Tage im Jahr „neuen“ durfte dafür, dass das Brunnenwasser für den Unterbergerhof durch seinen Grund floss), eine Handschmiede, alle Wasser- und Weiderechte, die Äcker, die Heim- und die Bergwiesen, die Mähder, den Wald und das Holzbezugsrecht aus den Wäldern der Allmende. Zum Vergleich: Im gleichen Jahr (1696) wurde auch der Bruggerhof in Prettau gekauft. Der Besitzer Martin Nothdurfter bekam dafür 6.250 Gulden, der gesamte Kaufpreis lag bei 7.300 Gulden, da verschiedene Zusatzspesen in Form von Steuern, Zehrungen, Siegel- und Briefgeldern dazukamen und auch die 780 Gulden eingerechnet wurden, die für den Neubau des Futterhauses ausgegeben werden mussten, weil das alte baufällig war. Für den Unterbergerhof samt dem Gereut in St. Jakob waren im 18. Jahrhundert jährlich in zwei Raten insgesamt 7 Gulden 22 Kreuzer ordentliche Steuer (ordinari Steuer) zu bezahlen, die neben den nicht bekannten Extrasteuern, die immer wieder einmal fällig waren, vom Pächter zu bezahlen waren. Auf dem Enzhof lasteten in der gleichen Zeit nur 4 Gulden ordentliche Steuern. Einige Rätsel gibt die ins Mauerwerk des Dachgiebels am Unterbergerhof eingelassene Jahreszahl 1689 auf. Bisher war man der Meinung, der Unterberger- und der Enzhof seien von den Bergwerksgewerken gekauft und dann so umgebaut worden, dass sie wie Zwillingshöfe wirken. Es muss aber so gewesen sein, dass das Feuerhaus des Unterbergerhofes seine heutige Gestalt schon vor dem Ankauf durch den „Ahrner Handel“ bekommen hat. Damit lieferte er das Muster für den später renovierten Enzhof, der erst umgebaut wurde, nachdem er vom „Handel“ angekauft worden war. In sein Giebelfeld ist die Jahreszahl 1733 eingelassen.
Der Enzhof
Der Enzhof, der dem Unterbergerhof südlich gegenüber liegt, wurde von der Bergwerksgesellschaft in zwei Raten erworben. Im Jahre 1685 verkaufte Lukas Gasteiger aus Ahrn ein Grundstück an den „Ahrner Handel“, das zu oberst im Enzfelde lag und aus dem halben Baurecht beim Enzen stammte. Er bekam dafür 300 Gulden, dazu 30 Gulden, die er in die Bachverbauung investiert hatte. Insgesamt verrechnete der Handel aber 500 Gulden, da neben Zehrungen, Brief- und Siegelgelder auch 155 Gulden für weitere Bachverbauungen ausgegeben werden mussten. Erst am 23. November 1720 wurde dann das ganze Baurecht zum Enzen mit allen Gebäuden, Feldern, Rechten und Pflichten gekauft. Verkäufer waren Johanna, Ursula und Veit Issinger und Maria Koflerin. Johanna Issingerin bekam für ihren Teil unter dem Weg und die Bergwiese 1.850 Gulden, dazu für Brennholz, Strebe (Streu), Stiefler und 500 Körbe Mist für 50 Gulden und für Fahrnis, Getreide- und Futtervorräte 268 Gulden. Ursula Issingerin hatte den vierten Teil ober dem Weg inne, sie bekam dafür 450 Gulden und Veit Issinger, der für den halben Teil ober dem Weg 900 Gulden bekam, verrechnete 200 Körbe Mist extra. Maria Koflerin trat ihren vierten Teil des Oberfeldes für 460 Gulden ab, ihr wurden 100 Körbe Mist extra vergütet. Alles in allem kostete der Enzhof dem „Handel“ 4.172 Gulden.(RT)
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