Am Rande des Tauferer Bodens, inmitten landwirtschaftlich genutzter Wiesen, steht Ovina’s Haus. Ein Refugium für Erholungsuchende, das an die ortstypische Bautradition anknüpft und schon von außen Ruhe, Sachlichkeit und Traditionsverbundenheit verspricht.
Unweigerlich bleibt der Blick an ihm hängen. Der schlichte, einladende Neubau, der wirkt, als sei er die puristisch-moderne Weiterentwicklung eines Stadels, passt wunderbar in die satt grüne Wiesenlandschaft des Tauferer Bodens. Hier, wo früher die Gäste des alten Cafès Wiesenhof den Ausblick bei Kaffee und Kuchen genossen, präsentiert sich seit kurzem Ovina’s Haus als zweigeschossiger Wohntraum mit Satteldach, großen Glasflächen und großzügigen Terrassennischen. Auch von hier aus werden die Gäste wieder ihren Blick über den Tauferer Boden schweifen lassen und das Grün genießen. Das Grün, das dem Neubau übrigens seinen Namen gab. „Ovina“ ist eine Grasart, die rund ums Haus in rauen Mengen wächst – zudem steckt auch ein liebenswertes Wortspiel dahinter. Denn irgendwie lassen sich auch die Namen der Zwillingstöchter von Bauherrin Esther Ausserhofer – Olivia und Fiona – in diesem Wort wiederfinden.
Angepasst und dennoch eigenständig
Keine Frage, Ovina’s Haus ist besonders. Durch den verputzten Sockel und das dunkelbraun lasierte Holz wirkt es zwar angepasst, aber dennoch schick und eigenständig. Das Architektenteam noa* (network of architecture) hat damit an die lokale ländliche Bautradition angeknüpft und diese sozusagen zeitgemäß übersetzt. Ovina’s Haus ist in Form und Material an die ortstypischen Bauten angelehnt, vor allem die senkrechten Holzstützen und Streben sind eine Anspielung auf die in vielen Orten Südtirols üblichen Trockensöller am Stadel. Sie sind nicht nur dekorativ und verleihen dem Haus einen ganz besonderen Charakter, sie haben darüber hinaus eine konstruktive Funktion.
Das Fichtenholz wurde außen dunkel lasiert, um der Witterung vorzugreifen. Die „Balkone“ mit ihren Holzlamellen führen zum Teil rund ums Haus und öffnen sich vor den Schlafzimmern zu Terrassen bzw. Nischen, geschützt und doch mit wunderbarem Weitblick.
Der verputzte Sockel in Massivbauweise, der daraufgesetzte Holzbau, das Satteldach – allesamt Elemente, die direkt an den Typus traditioneller bäuerlicher Wirtschaftsgebäude anknüpft; eine Neuinterpretation traditioneller Stadel-Bauten, wenn man so will.
Klarheit und Wohnlichkeit
Das Reisen wird immer individueller, die Bedürfnisse der Erholungsuchenden werden immer besonderer. Sehr oft werden Einrichtungskonzepte bevorzugt, die sich von der Masse abheben und etwas andere Entspannungsmöglichkeiten bieten. Individualisierung ist zurzeit das zentrale Kulturprinzip, es ist ein Megatrend, der in vielen Wohlstandsnationen bereits seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht und die Gesellschaft geradezu umcodiert hat. Ovina’s Haus ist diesem Trend gefolgt. In den hellen, vorwiegend mit Naturmaterialien ausgestatteten Suiten und Lofts treffen sich Design und Behaglichkeit. Hier ist viel Platz für individuelle Entfaltung und Ankommen bei sich selbst. Die Ausstattung ist natürlich und edel: Die Holzböden in den Schlafzimmern gehen fast nahtlos in die großflächigen Natursteinfliesen in den geräumigen Badezimmern über. Die Böden wirken wie aus einem Guss, denn Fugen gibt es nur dort, wo sie unbedingt notwendig sind. Die Einbaumöbel präsentieren sich zum Teil in demselben Holz wie die Böden. Die Kombination zwischen Holz, Glas, Naturstein und warmen Naturtextilien in verschiedenen Erdtönen wirkt besonders gut. Das Holz macht die Räume wohnlich und heimelig, die hellen Töne liefern einen Kontrast dazu und sorgen für den modernen Touch. So wirken die Räume weder rustikal noch extrem kühl, sondern linear und schlicht, wohnlich und heimelig. Einfach nur edel und einheitlich klar, so wie es die Bauherrin wünschte. Gekünstelter Alpine-Schick und überladene Einrichtung kam für sie nicht infrage. Die Passion für Schönheit sowie die Stärke eleganter Zurückhaltung finden nicht nur in der authentischen Architektur ihren Ausdruck; diese Werte werden in Ovina’s Haus gelebt, und zwar in Form von ehrlichem und freundlichem Umgang mit den Gästen, die als Freunde willkommen geheißen werden. Ihnen soll in Ovina’s Haus ein zweites, kleines, aber feines Zuhause geboten werden, die Suiten und Lofts sind viel mehr als nur eine Unterkunft auf Zeit. Es sind kleine Wohlfühl-Oasen, in denen die Gäste sich zuhause fühlen, den Alltagsstress vergessen und Erholung finden können. Die hochwertige Ausstattung mit Holz und Textilien sowie die insgesamt funktionelle Einrichtung, aber auch das passende Beleuchtungskonzept tragen hier maßgeblich zum hohen Entspannungsfaktor bei. Die Planung eines klaren Lichtkonzepts hat sich gelohnt: Ein angenehm gedämpftes, homogenes und warmes Licht sorgt für Atmosphäre; was natürlich besonders gut durch die indirekte Beleuchtung gelungen ist. So setzt stimmiges Licht jeden Raum gekonnt in Szene und spiegelt den Charakter des Hauses wider. Die Leuchten sind nicht nur eine Lichtquelle, sie sind ästhetische Dekorationselemente, die zum Stil des Hauses passen. Die großzügigen Fensterfronten lassen viel Tageslicht in die Zimmer fallen, die gleichzeitig als Schlaf-, Wohn und bei Bedarf auch als Arbeitsräume fungieren. Deckenlampen und Wandleuchten sorgen für helle Allgemeinbeleuchtung, wenn es draußen dunkel wird und indirektes Licht sorgt für eine freundliche und gemütliche Atmosphäre. So ist dieser „Logenplatz im Grünen“ nicht nur bei Tag, sondern gerade auch bei Nacht ein reizvolles Urlaubsrefugium für Naturliebhaber, Aktivurlauber und Erholungssuchende. Innen wie außen trägt Ovina’s Haus eine einheitliche Handschrift, das Einrichtungskonzept ist sich in jedem Raum treu geblieben. Wie bereits erwähnt dominieren Holz, Glas, dezente Farben, wie leichte Erd-, Grau- und Beigetöne etwa. Farben, die ein heimeliges Gefühl vermitteln und an denen man sich nicht sattsehen kann. Auch das ist nämlich ein großes Thema in Ovina’s Haus: Man will dezent, unkompliziert und zurückhaltend auf den Gast einwirken. Dieser soll in jedem Moment seines Aufenthaltes das Gefühl genießen, ganz und gar selbst seinen Urlaub gestalten zu können. Ihm soll sich weder architektonisch noch zwischenmenschlich etwas aufdrängen.
Geringe Betriebskosten, langlebige Baustoffe
Ein Ziel der Bauherrin war die Errichtung eines Gebäudes bester Qualität, das energiesparend und instandhaltungsarm ist, wobei vor allem auf die Energieeinsparung Bedacht genommen wurde. Immer mehr Bauherren zeigen eine große Bereitschaft, sich mit den Möglichkeiten ökologischen und energetisch intelligenten Bauens auseinander zu setzen. Sowohl Niedrigenergie-Häuser als auch Nullenergie- oder Passivhäuser kommen oft in die engere Wahl, weil die Menschen sich durchaus bewusst sind, dass fossile Energieträger endlich sind. Nachhaltig bauen kann man jedenfalls auf mehrerlei Weise, egal, ob es sich um ein Haus aus Ziegelsteinen oder ein Haus aus Holz handelt. Sowohl mit Stein als auch mit Holz lassen sich gute Häuser bauen, die den aktuellen Anforderungen an Wohnqualität und Energieeffizienz entsprechen. Bei Ovina’s Haus ist dies durch konkrete Energiesparmaßnahmen, die kompakte Bauweise und die Vermeidung von Wärmebrücken gut gelungen. Der außenliegende Vollwärmeschutz, die passive Sonnenenergienutzung mit Süd-Ostausrichtung des Gebäudes unterstützen die Geringhaltung der Betriebskosten nochmal. Darüber hinaus besteht der Anschluss an das Fernwärmenetz, damit ist der Neubau in Sand in Taufers ein gutes Beispiel für energieeffizientes Wohnen und nachhaltiges Bauen. Moderne und umweltfreundliche Kessel erzeugen im naheliegenden Fernheizwerk die notwendige Wärme, die in Form von Heißwasser zu den einzelnen Abnehmern geliefert wird. Die Vorteile der Fernwärme durch Biomasse für die Abnehmer sind zahlreich, allen voran kann die umweltfreundliche Art des Heizens genannt werden. Denn durch die Fernwärme werden schädliche Verbrennungsemissionen, Rauchentwicklung und Schadstoffe wesentlich vermindert, was allgemein zu einer Verbesserung der Lebensqualität beiträgt. Des Weiteren kann die Unabhängigkeit der Abnehmer als Vorteile aufgelistet werden, denn sowohl Raumtemperatur als auch Heiz-Zeit können individuell geplant werden und der Online-Service durch die Heizwarte steht jederzeit zur Verfügung. Zudem ergibt sich aus dem Anschluss ans Fernheizwerk auch ein finanzieller Vorteil, schließlich entfallen verschiedene Aufgaben oder Kosten, so beispielsweise der Austausch der Kessel-Brenneranlage nach ungefähr zwanzig Jahren, die Wartung und Reinigung von Heizanlage und Heizungskamin, die Reparatur oder gar der Austausch von Verschleißmaterial der Heizanlage, die kontinuierliche Anpassung an die Sicherheitsbestimmungen sowie die Aktualisierung der Anlagentechnologie. Außerdem hat man eine gewisse Raumeinsparung, denn es wird nur mehr Platz für den Boiler benötigt. Der relativ günstige Wärmepreis und die Verrechnung von effektiv verbrauchten und vom geeichten Wärmemengenzähler gemessenen Kilowattstunden machen das Ganze übersichtlich und leicht verständlich. Nicht zu unterschätzen sind übrigens auch die Sicherheitsvorteile: Durch die Fernwärme entstehen de facto keine Sicherheitsrisiken wie beispielsweise bei einer Öl- oder Pelletsheizung, da keine Feuerquelle im Haus ist; damit entfällt die Explosions-, Kurzschluss- oder Brandgefahr. Aber auch in puncto Baustoffe und -materialien wurde bei Ovina‘Haus auf Nachhaltigkeit gesetzt. Die Fassaden wurden mit einem Wärmedämm-Verbundsystem bekleidet, die Fassaden-Oberflächen wurden zum Teil verputzt und mit einem hellen Farbton versehen. Die großzügigen Verglasungen sorgen in beiden Geschossen für die gute Belichtung und Belüftung der Räume, dabei wurden die Fensterelemente als Holz-Aluminium-Fenster mit Wärmeschutz-3-fach-Verglasung ausgeführt. Darüber hinaus wurde innen wie außen viel Holz eingesetzt, aber auch andere Naturmaterialien wie Naturstein und Leinen. Damit ein Projekt dann letztendlich so gelungen dasteht, wie Ovina’s Haus es nach nur einem Jahr und vier Monaten Bauzeit tut, war auch die stimmige Erschließung wichtig. Eine angenehme Atmosphäre hängt nämlich nicht allein von der Raumplanung, sondern beispielsweise auch von einladenden Zugangswegen, dem wunderschönen Garten rundherum und der passenden Umzäunung ab. Angepasst an das Wiesenthema wurde der Garten wie eine Blumenwiese angelegt. Bei den Sträuchern, die rundherum gepflanzt wurden, handelt es sich allesamt um einheimische Gehölze. Die Sauna im Garten ist ein wahres Highlight und wurde von einheimischen Tischlern gefertigt. Überhaupt wurden alle Arbeiten von einheimischen Handwerkern und lokalen Firmen ausgeführt, zur großen Zufriedenheit von Bauherrin Esther Ausserhofer. (SH)
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