„Ut omnes unum sint – damit alle Eins seien.“
Prälat Prof. Franz Georg Untergaßmair ist Doktor der Bibelwissenschaft und Augustiner-Chorherr. Der rüstige 80-Jährige lebt in Neustift und war von 2005-2015 Propst des Stiftes.
Herr Prof. Untergaßmair, erzählen Sie uns bitte aus Ihrem Leben …
Ich wuchs in Oberolang in einer einfachen Familie mit zwei Brüdern auf, die jüngere Schwester verstarb als Kleinkind. Meine Eltern waren uns Vorbild in der Ausübung des christlichen Glaubens. Ein Onkel war Kapuzinerbruder und schenkte mir Kinderspielzeug für Messfeiern und mit Nachbarskindern spielten wir Gottesdienst; ich war damals sehr „fortschrittlich“ und hatte bereits ein Mädchen als Ministrantin (schmunzelt). Stark beeinflusst hat mich unser Pfarrer Franz Rabanser, der mir zum Studium in Neustift verhalf. In Neustift besuchte ich als Juvenatsschüler die Mittelschule und das Gymnasium und fühlte mich von Anfang an wohl. Noch vor dem Lyzeum fiel eine erste Entscheidung mit Einkleidung und einfacher Profess für das Priestertum.
Wie ging es weiter?
Von 1962 bis 1967 absolvierte ich das Philosophie- und Theologiestudium an der Hochschule in Brixen und empfing 1966 die Priesterweihe. Mein Lebensleitmotiv „Ut omnes unum sint“ habe ich auf meinem Primizkelch eingravieren lassen. Es begleitet mich mein Leben lang hindurch. Anschließend lehrte ich am Gymnasium und war Präfekt in Neustift. 1969 ging ich zum Promotionsstudium nach Würzburg, welches ich 1972 abschloss. Auf Empfehlung meines ehemaligen Professors Johann Gamberoni kam ich 1972 als wissenschaftlicher Assistent an die Theologische Fakultät Paderborn, wo ich bis 1978 wirkte. Von 1977 bis 1979 erhielt ich auch mehrere Lehraufträge für Biblische Theologie an den Hochschulen bzw. Universitäten von Bielefeld, Duisburg, Marburg und Osnabrück. Im Jahr 1978 habilitierte ich. Von 1982 bis 1984 wirkte ich als Pfarrer in Alfen sowie bis 1983 als Privatdozent am J. A.-Möhler-Institut in Paderborn. 1982 wurde ich als ordentlicher Universitätsprofessor für Biblische Theologie: Exegese des Neuen Testaments, an die Universität Osnabrück und an die Hochschule Vechta berufen und wirkte dort in dieser Funktion 25 Jahre lang. Es war eine gute Zeit.
Was war Ihre Haupttätigkeit in Osnabrück?
Das waren, was eine solche Professur beinhaltet: 1. Forschungstätigkeit mit entsprechenden wissenschaftlichen Publikationen (ca. 100); Lehre, vor allem Vorlesungs- und Vortragstätigkeit; 3. Selbstverwaltung an der Uni (als Kommissionsleiter, Dekan, Senats- und Konzilsmitglied).
Was war thematisch Ihr großes Anliegen?
Das war neben den zentralen exegetischen Themen die Ökumene. Diese war mir immer ein wichtiges Thema. Es ging um die Einheit der christlichen Konfessionen und Kirchen und auch um eine weltweite Aussprache der Religionen miteinander, z.B. zwischen Christentum, Islam, Buddhismus. In Osnabrück war ich acht Jahre lang Vorsitzender der Ökumene-Kommission des Bistums. „Offenheit“ ist ein Wort, das ich sehr viel gebrauche.
Sie lehrten auch im Heiligen Land?
Ja, ich war sehr häufig im Heiligen Land, das erste Mal 1975 mit einer Pilgergruppe. Im Jahr 1993 erhielt ich in Jerusalem an der Dormition Abbey eine zeitbegrenzte Gastprofessur. Auch mit meinen Studenten unternahm ich zahlreiche biblische Studienreisen ins Heilige Land. Aus ökumenischen Gründen und Studien war ich wiederholt auch längere Studienzeiten privat vor Ort.
Vermissten Sie in Deutschland Ihre Heimat?
Ich kam immer wieder gerne heim nach Neustift ins Stift und nach Olang, sommers auf die Berge zum Prälaten-Rastl auf der Brunstalm oder winters zum Skifahren.
Warum kamen Sie wieder zurück nach Neustift?
Meine Pläne sahen nach meiner Emeritierung in Osnabrück zunächst bis zu meinem 70. Lebensjahr eine nochmalige, längere Studien- und Forschungszeit im Heiligen Land vor. Jedoch ein Jahr vor meinem Abschied von der Uni Osnabrück wurde ich in meinem Stift zum neuen Propst
und Abt gewählt.
Was füllt heute Ihren Tag?
Bis heute bin ich Priester und Verkündiger des Wortes Gottes. Ich mache das, was ich früher hauptamtlich etwas „vernachlässigen“ musste und bin das gesamte Jahr hindurch zu Aushilfsgottesdiensten in unseren Gemeinden unterwegs. Weiters wandere ich gern und halte mich mit Kneippbädern fit.
Ihre Weihnachtsbotschaft ist…
Christus kommt für uns zur Welt. Wir sollten dies dankbar annehmen und daraus die Kraft schöpfen, durch diese Zeit hindurchzugehen. Die Hoffnung, die Weihnachten beinhaltet, möge uns über alle Hürden hinweghelfen. (IB)
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