Das Land Südtirol beteiligt sich auf Vorschlag von Landesrat Massimo Bessone am Digitalisierungsprojekt des so genannten „Franziszeischen Katasters“.
Die historischen Dokumente des so genannten „Franziszeischen Katasters“ digitalisieren und somit der Öffentlichkeit zugänglich machen: Möglich wird dies durch ein grenzübergreifendes Editions- und Digitalisierungsprojekt, das die Landesregierung vor kurzem auf Vorschlag von Landesrat Massimo Bessone gutgeheißen hat.
„Grundbuch und Kataster sind eine Grundlage für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes: Sie geben Rechtssicherheit im Bereich des Vermögens“, unterstreicht Landesrat Bessone. Der Kataster bilde die Basis für die gerechte Besteuerung und damit für das Grundbuch. Beide Einrichtungen sind eng miteinander verbunden und haben eine lange Geschichte: Der Kataster wurde vor rund 150 Jahren, das Grundbuch vor über 100 Jahren zur Zeit des Habsburgerreichs eingeführt.
Auf Kaiser Franz I. geht der Franziszeische Kataster zurück, aus dem sich der heutige Kataster entwickelt hat. Ein vom Kaiser 1817 erlassenes kaiserliches Patent verlangte die genaue Erfassung der Grundflächen und deren planliche Darstellung im Kataster. Das Ergebnis dieser Erhebung waren die kunstvoll ausgefertigten Katastermappen. Dazu gehören die tabellarischen Protokolle, in denen nicht nur jedes Grundstück (Parzelle) genauestens beschrieben und seine jeweilige Nutzung als Ackerland, Grünland, Bauland oder Brachfläche angegeben wurde, sondern auch alle Besitzer mit Namen, Beruf und Wohnort verzeichnet sind und die damit einen genauen Einblick in die Besitzverhältnisse vor 150 Jahren gewähren.
Daten für die Euregio erschließen
Die systematische Erschließung dieser Begleitdokumente des Franziszeischen Katasters für die Europaregion Tirol–Südtirol-Trentino erfolgt im Rahmen eines Langzeit-Editionsprojektes, das den gesamten Raum der Habsburgermonarchie umfasst. Dabei kommt eine Methodik zur Anwendung, die in einem vom Land Tirol (2018-2022) aus EU-Mitteln geförderten Leuchtturmprojekt an der Universität Innsbruck entwickelt wurde. Mithilfe der Software „Transkribus“ und unter breiter Beteiligung der Öffentlichkeit (Citizen Science) werden die Protokolle und Karten auf Parzellenebene verknüpft. „Mit diesem Projekt tragen wir zur Weiterentwicklung der bewährten Dienste der Landesabteilung Grundbuch und Kataster bei“, unterstreicht Landesrat Bessone. Bereits jetzt könnten die Bürgerinnen und Bürger bequem von zuhause aus auf die Online-Datenbank der Abteilung zugreifen.
Projektpartner sind die Universität Innsbruck (wissenschaftliche Gesamtleitung, Koordination), die Landesarchive Tirol und Südtirol und das Archivio provinciale di Trento, das Bundesamt für Eich-und Vermessungswesen (Innsbruck/Wien), der Katasterdienst Bozen, der Servizio del Catasto di Trento und das Bildungsforum Tirol. Das Land Südtirol wird das Projekt mit einem Betrag in der Höhe von 200.000 Euro, aufgeteilt auf drei Jahre, kofinanzieren.
Die Digitalisierung von Grundbuch und Kataster wird in Südtirol seit den 1990er Jahren vorangetrieben. Die historischen Katastermappen sind in Südtirol vom Katasterdienst bereits gescannt worden. Für Ende des Jahres 2022 ist vorgesehen, die Digitalisierung der Feldskizzen (1870-1970) abzuschließen. Mit Beginn im Jahr 2023 ist die Digitalisierung der historischen Anlegungsdokumente geplant. Bereits im Laufe des heurigen Jahres werden die Dokumente einer der 246 Katastalgemeinden gescannt, um das Verfahren bereits in der Projekteinrichtungsphase prüfen zu können. (ic/mpi)
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