Jupp Remling aus Mühlen in Taufers

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Jupp Remling aus Mühlen in Taufers

„Die Musik hat mich nach Südtirol gebracht.“

Jupp Remling ist gebürtiger Deutscher und lebte und arbeitete in Köln. Vor gut fünf Jahren hat er mit seiner Frau Claudia in Mühlen in Taufers seinen neuen Wohnsitz gefunden. Warum er diese Entscheidung getroffen hat, erzählt der 65-Jährige im Interview.

Herr Remling, was hat Sie bewogen ein Südtiroler zu werden?
Das kam eigentlich durch meinen Bruder, den Schlagersänger Wolfgang Petry, ich tourte mit ihm und machte die Technik. Wir hatten einen Auftritt in der Diskothek Sportcenter in Sand in Taufers und mir behagten hier die Leute und die Landschaft, das ist rund 30 Jahre her. Seitdem verbrachte ich hier regelmäßig meinen Urlaub und vor fünf Jahren entschieden meine Frau und ich, uns hier ganz niederzulassen. Neben den sympathischen Menschen lieben wir hier die Natur, die Kultur, das Essen, das Wetter.

Wie integrieren Sie sich in die Gesellschaft?
Als Kölner bin ich ein sehr offener Mensch und komme mit den Leuten hier sehr gut klar. Beim Männerchor Taufers bin ich Mitglied geworden, das Singen macht mir Spaß und ich lerne durch die Auftritte viele Menschen kennen. Meine Frau ist Schriftführerin beim Männerchor und zudem in einer Tanzgruppe integriert. Einzig mit dem Dialekt hier tue ich mich schwer, weil manche nicht die Hochsprache sprechen, auch wenn sie merken, dass ich sie nicht verstehe. Wenn ich auf den Almen unterwegs bin, werde ich als Urlauber angesehen und dementsprechend behandelt; dass ich hier wohne, wissen sie ja nicht.

Wie lebt es sich mit einem berühmten Bruder?
Für mich ist er mein Bruder. Ganz einfach. Er hatte seinen Beruf und ich meinen, durch die Musik waren wir eine lange Zeit noch enger verbunden. Die ganze Familie hat eine starke Bindung, unser Elternhaus war super. Leider verloren wir unseren Vater viel zu früh. Er spielte Klavier und Trompete und sonntags musizierten wir gemeinsam, mein Bruder spielte die Gitarre und ich den Bass und alle sangen wir dazu. Wolfgang gründete dann eine Band und wurde Berufsmusiker. Ein Sängerkollege, Andreas Martin, hörte ihn zufällig und öffnete meinem Bruder den Zugang zu einer Plattenfirma. Mit dem Lied „Sommer in der Stadt“ gelang meinem Bruder der Durchbruch in die Schlagerbranche. Lieder wie „Wahnsinn“ mit dem legendären „Hölle, Hölle“ oder „Der Himmel brennt“ brachten ihn auf die ersten Plätze der Hitparade. Wolfgang hat nie mit diesem Erfolg gerechnet und sang bei Auftritten immer live, nicht wie manche Kollegen nur Playback. Sein Markenzeichen waren Freundschaftsbändchen und Holzfällerhemd. 2006 gab er aber das Ende seiner Karriere bekannt. Heute arbeitet er als Songschreiber für andere Interpreten und lebt bei Köln und auf Lanzarote. Er liebt das Meer, aber die Berge – so wie ich – eher nicht. Wir treffen uns aber immer wieder.

Ihre Zeit in Köln – was machten Sie beruflich?
Ich war in der Autoindustrie tätig, von der Pike auf vom Autoschlosser bis späterhin zum Geschäftsführer eines Händlerbetriebes. Rund zehn Jahre machte ich nebenbei die Technik bei meinem Bruder, was sehr anstrengend war, wenn man bedenkt, dass er bis zu 25 Auftritte im Monat hatte. Mit unserm Transit-Bus, vollgestopft mit Technik, tourten wir Millionen Kilometer durch ganz Deutschland von Auftritten in Diskotheken bis in Stadien mit 80.000 Zuschauern. Manchmal habe ich auch noch andere Sängerkollegen bei Konzerten technisch betreut. Es war eine harte Zeit und von der Schlepperei der Anlagen habe ich mir den Rücken kaputt gemacht. Als ich Geschäftsführer wurde, war es mir dann zeitlich nicht mehr möglich, meinen Bruder zu betreuen. Aber wir haben gemeinsam auf seinen Konzerttourneen eine wirklich schöne Zeit verbracht.

Wie verbringen Sie heute den Tag?
Meine Frau und ich wandern sehr viel, auch wenn ich es bis zu den hohen Bergen wegen meiner Rückenprobleme nicht mehr schaffe, aber Bewegung in der Natur ist mir wichtig. Auch gehen wir gerne aus Essen, die Küche in Südtirol ist toll. Zum Zeitvertreib rätsle ich gern. Vor allem gefällt mir hier die Tradition der Blasmusik. Bei uns nennt man es Dicke-Backe-Musik. Es ist schön, dass man in Südtirol diese Kultur so sehr pflegt. Dies war früher auch immer ein Grund, hier Urlaub zu machen. Unser Sohn lebt übrigens noch in Köln und wir besuchen uns regelmäßig.

Ihr Wunsch an die Fee?
Gesund zu bleiben, das ist das Wichtigste. Und dass Corona uns nicht erneut große Probleme bereiten möge und die gesellschaftlichen Kontakte nicht wieder eingeschränkt werden müssen. Ja, und wir wünschen uns, unseren Lebensabend hier in Mühlen in Taufers zu verbringen. (IB)