Um „zuverlässige, bezahlbare und nachhaltige Energie“ ging es bei der Eusalp-Energiekonferenz im Noi-Techpark in Bozen. Das Thema ist Arbeitsschwerpunkt der Präsidentschaft 2022.
Weniger Energieverbrauch durch Effizienzsteigerung und eine Dekarbonisierung des Energiesystems sind die Arbeitsschwerpunkte der Europäischen Strategie für die Makroregion Alpen (Eusalp) in diesem Jahr unter der Präsidentschaft der beiden Länder Südtirol und das Trentino. Das Thema Energieversorgung ist im Zusammenhang mit der Energiekrise verstärkt in den Brennpunkt gerückt. Besonders aktuell war daher die diesjährige Eusalp-Energiekonferenz zum Thema „Reliable, affordable and sustainable energy in the Alps“. Dabei diskutierten am heutigen Dienstag (11. Oktober) im Noi-Techpark in Bozen Entscheidungstragende, Fachleute, Verwaltungen und Interessensvertretende gemeinsam darüber, wie mit der Energieknappheit und steigenden Energiepreisen im Alpenraum umgegangen werden kann.
Südtirol und Trentino wollen die „Erneuerbaren“ voranbringen
Landeshauptmannstellvertreter und Energielandesrat Giuliano Vettorato erklärte eingangs, dass „die Themen der Energieknappheit und der Versorgungssicherheit ganz oben auf der landespolitischen Agenda“ stünden. „Die Landesregierung plane Maßnahmen auf mehreren Ebenen. Derzeit arbeite man an einem Hilfspaket für Familien und Unternehmen im Wert von 200 Millionen Euro. Ziel sei es, „kurzfristig die Auswirkungen der hohen Energiepreise zu lindern, die Wirtschaft zu entlasten und der Energieknappheit entgegenzuwirken“. Neue Anreize sollten eine Energiewende mit Investitionen in erneuerbare Energieträger vorantreiben. Der Landeshauptmannstellvertreter des Trentino, Mario Tonina, der als Landesrat auch für den ökologischen Wandel zuständig ist, forderte dazu auf, sich auf strukturelle Interventionen zu konzentrieren, um die mittel- und langfristigen Eusalp-Ziele der Dekarbonisierung zu erreichen. Der Alpenraum sei wasserreich. Das Trentino und Südtirol lieferten Wasserkraft über die Landesgrenzen hinaus. Trotzdem sei es notwendig, weitere erneuerbare Energieträger zu fördern.
Maßnahmen auf europäischer, staatlicher und lokaler Ebene
Wolfgang D’Innocenzo vom italienischen Ministerium für ökologischen Wandel informierte über die italienische Energiepolitik und über die kurzfristigen Maßnahmen, die im Rahmen des Aufbauplanes bis 2026 geplant sind und für die 60 Milliarden Euro zur Verfügung stehen. Elena de Gregorio von der EU-Generaldirektion Energie berichtete über die europäischen Strategien zur Überwindung der Energieknappheit. Auch stellte sie die EU-Strategie „REPowerEU“ vor, mit der die Europäische Kommission – vor dem Hintergrund der russischen Invasion der Ukraine – Europa schon vor dem Jahr 2030 von fossilen Brennstoffen aus Russland unabhängig machen will. Es geht dabei um die Einsparung von Energie, die Beschleunigung der Energiewende und die Diversifizierung der Energieversorgung. Der Direktor der Landesumweltagentur, Flavio Ruffini, sprach sich gegenüber Rom und Brüssel für schnelle Antworten an Bürgerinnen und Bürger, sozialverträgliche Energiepreise und die Entkoppelung der Energiepreise aus. Im Anschluss wurden den Gemeinden und Unternehmen Sofortmaßnahmen für den Umgang mit der Energiekrise präsentiert, die am gestrigen Montag bei den Eusalp-Energiedialogen definiert worden waren. In Bozen waren gestern rund 40 Gemeinden mit über 60 Teilnehmenden bei diesen Energiedialogen vertreten.
Der Generalsdirektor der Klimahausagentur, Ulrich Santa, fasste die Standpunkte und Perspektiven zusammen und erklärte: „Wir können die Klimawende nicht aus der Komfortzone heraus durchsetzen, vielmehr werden wir aus der Notsituation dazu gezwungen sein.“
Erste Eusalp-Energiepreise verliehen
Abgeschlossen wird die heutige Eusalp-Energiekonferenz mit der Verleihung der Eusalp-Energiepreise 2022. Landesrat Vettorato und der Eusalp-Koordinator im Ministerratspräsidium Riccardo Celi zeichneten sieben Initiativen aus dem Alpenraum aus, die die Energiewende durch die Einbeziehung von Bürgerinnen und Bürgern, durch wirksame Kommunikation beziehungsweise innovative Finanzierungsmodelle entscheidend mitgestalten. Insgesamt 23 Projekte waren eingereicht worden. Für Südtirol ist der Südtiroler Bauernbund (SBB) mit seinem Vorschlag zur „Nutzung der Potenziale erneuerbarer Energien in der Südtiroler Landwirtschaft“ neben „Tirol 2050 energieautonom“ von Energie Tirol einer der zwei Preisträger der Kategorie „Energiewende kommunizieren und Bürgerinnen und Bürger sensibilisieren“. (jw)
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