Hans Steger aus Mühlen in Taufers

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Hans Steger aus Mühlen in Taufers

„Es erfüllt mich, wenn ich für andere Menschen was Gutes tun kann.“

Menschen, die sich freiwillig einbringen, setzen wertvolle Bausteine für die Gesellschaft. Hans Steger lebt für das Ehrenamt, und das in mehrfacher Hinsicht.

Herr Steger, Sie arbeiteten viele Jahre beim Weißen Kreuz …
Die ehrenamtliche Arbeit bei der Rettung beim Weißen Kreuz war neben dem Beruf oft anstrengend, aber für mich sehr erfüllend. Zeitweilig widmete ich meine ganze Freizeit dem Weißen Kreuz, es war damals für mich wie eine große Familie. Anschließend war ich 17 Jahre bei der Notfallseelsorge. Meine Frau und ich hatten ein Kind mit Beeinträchtigung, das nach 20 Monaten starb. Vielleicht bewirkte auch dies, dass ich mich gut in die Situation von trauernden oder verängstigten Personen einfühlen kann. Insgesamt arbeite ich nun 33 Jahre ehrenamtlich beim Weißen Kreuz.

Sie waren auch in der Ukraine im Einsatz …
Mit dem Weißen Kreuz war ich in einem Flüchtlingslager in der Slowakei. Mit dem Zivilschutz fuhr ich auch ins ukrainische Grenzgebiet und sah ein fürchterliches Elend. Frauen wissen nicht, wo ihre Männer sind, Kinder nicht, wo ihr Vater ist. Eine ältere Frau hatte in einer Nylontasche ihr gesamtes Hab und Gut bei sich. Das hat mich schockiert.

Sie arbeiten auch bei der Katholische Männerbewegung …
Ja, mittlerweile seit 32 Jahren. Ich wurde in den Diözesanvorstand gewählt und war in der Folge zuständig für die Dekanate Bruneck, Innichen, Taufers und Sterzing, teilweise auch als Dekanatsobmann bzw. -vorstand.

Was bedeutet Ihnen der Glaube?
Ich bin vor 61 Jahren in St. Peter im Ahrntal mit einer Schwester und zwei Brüdern aufgewachsen. Wir hatten einen langen Schulweg nach St. Jakob. Unsere Eltern waren sehr religiös und es war für uns selbstverständlich, vor der Schule die Frühmesse zu besuchen. Durch unseren Pfarrer fand ich den Zugang zum Pfarrgemeinderat und zu einem Kurs als Kommunionshelfer. Dadurch erlebte ich die Kirche noch bewusster und tiefgründiger. Irgendwann fand in St. Jakob eine Volksmission statt und gerade in dieser Zeit erkrankte unser Pfarrer. Bei dieser Missionswoche drückte mir Pater Bernhard Frei ein Buch für Wortgottesfeiern in die Hand und trug mir auf, wochentags die Wortgottesfeiern in St. Jakob zu gestalten, bis uns wieder ein Priester zugewiesen wurde. Auch die Zeit beim Jugenddienst prägte mein Leben, wodurch ich einen noch intensiveren Zugang zum Glauben erhielt. Im Glauben fühle ich mich geborgen, getragen und begleitet.

Sie sind Vorsitzender der Pilgergemeinschaft Südtirol. Was gibt Ihnen das Pilgern?
Es ist eigenartig: Die ersten paar Tage bin ich nervös und es dauert, bis ich den Rhythmus finde. Dann aber fühle ich mich richtig frei und wohl. Beim Pilgern treffe ich auf interessante Leute und da entwickeln sich tolle Gespräche. Pilgern ist für mich, einiges abschließen und neue Energie tanken.

Gibt es Pilgerwege, die Sie besonders in den Blick nehmen wollen?
Wir sind bestrebt, eine neue Verbindung zum österreichischen Jakobsweg zu schaffen. Dieser führt von Salzburg über die Kimml im Pinzgau zum Krimmler Tauern und über den historischen Tauernweg nach Hl. Geist in Kasern. Weiter geht’s nach St. Jakob, Weißenbach, zur Chemnitzer- und Edelrauthütte mit Abstieg durch das Weitental und bis nach Neustift. Von dort folgen wir dem schon bestehenden Jakobsweg im Eisacktal nach Bozen, nach Schloss Goldrain, Kloster Marienberg im Vinschgau bis St. Johann in Müstair in der Schweiz. Diese Wege sind ideal für jene, die Besinnung abseits der Pilgerströme suchen. Ich denke, dass eine Belebung dieser Pilgerwege auch eine Chance für unsere Kirche und unseren Glauben darstellt.

Sie setzen sich auch im Alpenverein ein …
Ja. Seit einigen Jahren bin ich ehrenamtlich im Ausschuss der Alpenvereins-Sektion Sand in Taufers und dort ehrenamtlich als Wanderführer tätig. Nachdem ich nicht mehr in der Notfallseelsorge arbeite und in Pension bin, gehe ich viel auf die Berge. Jeder Gipfel ist für mich ein Geschenk.

Was taten Sie beruflich?
Meine berufliche Laufbahn verlief recht abwechslungsreich. Ich arbeitete in mehreren Geschäften und machte mich dann in der Schuhbranche selbstständig. Dann war ich eine Zeit lang als Filialleiter in einem Lebensmitteldiscountgeschäft tätig und die letzten Jahre bis zu meiner Pensionierung in der Firma GKN Driveline in Bruneck.

Wie begegnen Sie der Zukunft?
Ich bin gerne unter Leuten, suche die Gesellschaft. Mir ist wichtig, auch für andere Menschen da zu sein. Es gibt so viel Positives, das wir jeden Tag erleben, man muss es nur sehen und wollen. Wir dürfen täglich Gott für so viel Schönes danken. (IB)