Bruneck – Vor kurzem fand in Bruneck das erste Bezirkstreffen zur Vorstellung des Gleichstellungsaktionsplans Æquitas statt. Der hat mit Ulrike Oberhammer, der Präsidentin des Landesbeirates für Chancengleichheit für Frauen, darüber gesprochen.
Puschtra: Frau Ulrike Oberhammer, einige Bezirkstreffen/Diskussionsabende zur Vorstellung des Gleichstellungsaktionsplans Æquitas haben bereits stattgefunden, so auch im Pustertal. Wie groß war das Interesse der Bevölkerung?
Ulrike Oberhammer: Den Auftakt der Treffen in den Bezirken bildete Bozen am Tag der Chancengleichheit am 16. September. Die Veranstaltung war mit über 100 Teilnehmenden sehr gut besucht. Im Pustertal haben leider nur wenige Interessierte den Weg zum Treffen gefunden. Die Diskussion war jedoch sehr aufschlussreich mit persönlichen Fallbeispielen, aus welchen wir Vorschläge für Maßnahmen ableiten können. In den nächsten Wochen finden die Treffen in den weiteren Bezirken statt und wir hoffen auf eine breite Beteiligung.
Was genau kann man sich unter dem Gleichstellungsaktionsplan Æquitas vorstellen?
Am 30.10.2021 hat Landeshauptmann Arno Kompatscher die EU-Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene unterzeichnet, mit dem Ziel der Schaffung von mehr Gleichheit für ihre Bevölkerung. Diese Unterschrift ist ein öffentliches Bekenntnis zum Grundsatz der Gleichstellung der Geschlechter, mit den Verpflichtungen diese in Südtirol umzusetzen. Zu dieser Verpflichtung gehört die Erarbeitung eines Gleichstellungsaktionsplans, der die für diesen Zweck vorgesehenen Prioritäten, Aktivitäten und Ressourcen darlegt. Darüber hinaus hat sich das Land Südtirol verpflichtet, alle Institutionen und Organisationen einzubeziehen, um die Erreichung echter Gleichstellung in der Praxis sicherzustellen. Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist ein Grundrecht aller Menschen sowie ein Grundwert jeder Demokratie. Um dieses Ziel zu erreichen, muss dieses Recht nicht nur vor dem Gesetz anerkannt sein, sondern wirksam auf alle Bereiche des Lebens angewendet werden: Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur. Ziel ist es, den Gleichstellungsgedanken für das Land Südtirol in den wesentlichen Handlungsfeldern noch deutlicher zu verankern und bereits laufende Bestrebungen besser zu koordinieren und gute Ansätze zu verstärken. Der Gleichstellungsaktionsplan ÆQUITAS soll als strategisches Grundlagendokument alle Maßnahmen und Aktivitäten im Land leiten und Zielvorgaben entwickeln. Dabei geht es um die acht Handlungsfelder Beschäftigung, Sicherheit und Schutz vor Gewalt, Bildung, Gesundheit, Beteiligung, soziale Sicherheit, Rollenbilder und Medien.
Warum ist das Thema Chancengleichheit bzw. Gleichstellung auch in den heutigen Zeiten immer noch ein Dauerbrenner?
Grundsätzlich können wir festhalten, dass der große Einsatz unserer Vorkämpferinnen seit den 70er-Jahren viele Früchte getragen hat. Doch gerade die Covid-Pandemie hat gezeigt, wie schnell Frauen wieder in ihre stereotypen Rollen und Aufgabenzuweisungen zurückgedrängt werden. Dies ist ein kulturelles Thema, denn dieses Denken ist teilweise noch tief in der Einstellung der Menschen verankert. Ein leider hochaktuelles Thema ist auch die Gewalt gegen Frauen und Kinder, die durch die Pandemie zugenommen hat. Auch hier müssen dringend Maßnahmen gesetzt werden, denn Gewalt geht uns alle an.
Wo sehen Sie persönlich die größten Chancen für die Chancengleichheit?
Als Präsidentin des Landesbeirats ist es mein Ziel, die Rahmenbedingungen so zu verändern, dass es eine wirklich gelebte Chancengleichheit zwischen Frau und Mann gibt. Wenn Möglichkeiten und Rechte ebenso wie Aufgaben und Pflichten fair zwischen den Geschlechtern aufgeteilt sind, dann wären die menschlichen Ressourcen und ihre Kompetenzen und Fähigkeiten viel besser eingesetzt. So manches heute noch brennendes „Problemthema“ unserer Gesellschaft würde sich lösen und dadurch wieder die gesamte Menschheit profitieren. (SH)
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