„Das Pustertal darf nicht ohne BezirkschronistIn bleiben!“

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„Das Pustertal darf nicht ohne BezirkschronistIn bleiben!“

Pustertal – Maria Hilber Mutschlechner ist 14 Jahre lang Bezirkschronistin des Pustertals und hat offiziell 2021 ihr Amt niedergelegt. Bis jetzt hat sich kein neuer Kandidat oder Kandidatin für das Amt gefunden. Der Puschtra hat nachgefragt, wie es jetzt weitergeht.

Puschtra: Frau Mutschlechner, Sie haben 2021 Ihr Amt als Bezirkschronistin niedergelegt. Was waren Ihre Beweggründe für diese Entscheidung?
Maria Hilber Mutschlechner: Beweggründe gibt es mehrere: Ich glaube, nach so langer Zeit des weiteren Aufbaues und Einsatzes ist es wohl Zeit die Zügel aus der Hand zu geben. Ein Sprichwort lautet: Ein neuer Besen kehrt besser! Nach einer Herz-OP im Jahre 1918 soll ich ja auch kürzer treten, das wäre ein großer Schritt in diese Richtung. Außerdem bin ich 2-fache Oma und die süßen „Enkilan“ brauchen mich auch. Ich habe diesen Schritt schon früh angekündigt, sodass sich die Pustertaler Chronistinnen und Chronisten neu orientieren können, doch bisher erfolglos. Mein gut überlegter Entschluss bleibt aber aufrecht!

Auf welche Aufgaben Ihres Amtes erinnern Sie sich besonders gerne zurück?
Ich erinnere mich gerne an bestimmte Besprechungen, Ausstellungen in einzelnen Dörfern, die Ausstellung „Baustelle Südtirol“ in der Stadtbibliothek Bruneck – später im Gsiesertal, zurück. Ein großer Erfolg war der über sieben Jahre dauernde, von vielen Interessierten stets gut besuchte Kurs „Lesen und Interpretieren gotischer Schriften“ mit unserem geschätzten Lehrmeister und Stadtarchivar Andreas Oberhofer. Ihm und der Gemeine Bruneck, sowie der Stadtbibliothek gilt ein aufrichtiger Dank! Nicht vergessen werde ich auch den „Gesamttiroler Bezirks-Chronistentag“ in St. Lorenzen (Sebatum). Gerne erinnere ich mich natürlich an die vielen Besuche in anderen Bezirken. Von Anfang an arbeitete ich auch intensiv mit dem Osttiroler Bezirk zusammen, wir tauschen uns aus und besuchen gegenseitig die Bezirkstagungen. Es gäbe noch viele Beispiele, an die ich mich gerne zurückerinnere.

Sie bleiben aber Dorf-Chronistin für Stegen?
Dorfchronistin bleibe ich noch eine Weile, mein Interesse ist zu groß, um aufzuhören. In letzter Zeit hatte ich auch zwei Helfer vor Ort: Herrn Antonio Sequani, der leider vor kurzem unerwartet verstorben ist und meinen Neffen Markus Hilber. Ich freue mich über jede Hilfe, auch von Seiten der Vereine. Für eine Einführung stehe ich gerne bereit!

Wer wird Ihre Nachfolge antreten?
Ich hoffe, dass das Interesse bei der Bevölkerung und den Pustertaler Chronisten und Chronistinnen weiter steigt und dann gerne jemand alleine oder ein Team diese Aufgabe übernimmt. Jedenfalls hoffe ich, gemeinsam mit meinen Stellvertretern Peter Seiwald und Thomas Innerbichler eine Lösung zu finden; wünschenswert wäre, wenn dies bei einem Bezirkstreffen möglich ist.

Die Chronistenarbeit wird ehrenamtlich erledigt und es braucht viel Geduld und Ausdauer, um diese Arbeit auszuüben. Wie sieht es aktuell mit dem Nachwuchs aus?
Die Chronikarbeit ist ehrenamtlich, in einigen Südtiroler Gemeinden bekommt das Chronisten-Team, bzw. der/die ChronistIn einen Spesenbeitrag, ja sogar einen Raum mit PC und Schrank zur Verfügung gestellt. Auch der Druck der Jahreschroniken wird übernommen. Leider gibt es kaum Chronisten in Südtiroler Städten. Auch ich habe in Bruneck kein Team gefunden, die Arbeit wird gescheut. Auch die eigenen Spesen schrecken viele ab, zudem der Zeitaufwand. In einigen Dörfern arbeiten aber sehr wohl junge Leute in einem Team mit.

Was wünschen Sie sich für Ihren Nachfolger, Ihre Nachfolgerin?
Einen guten Start und keine Angst vor dieser Arbeit! Man lernt selbst viel dazu, lernt interessante Menschen kennen, hat viele Austauschmöglichkeiten mit Kolleginnen und Kollegen. Die Verbindung mit dem Landesarchiv ist perfekt, Frau Margot Pizzini kümmert sich sehr um uns, unsere Landeschronistin Fr. Rita Thaler Wieser setzt sich für uns vorbildlich ein! Zum Schluss möchte ich meinen geschätzten Kollegen und Kolleginnen danken, für die Mitarbeit und die gute Zusammenarbeit in all den vielen Jahren! Bleibt der Chronik treu für unsere Kinder und Kindeskinder, sie werden dafür dankbar sein! Meine große Bitte ist: das Pustertal mit Seitentälern darf nicht ohne Bezirkschronist(in) bleiben! (TL)